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Sandkönige - Geschichten

Sandkönige - Geschichten

Titel: Sandkönige - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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der ihn von Kopf bis Fuß bedeckte, einige Behälter mit Giftkugeln gegen Felshüpfer und einen Sprühkanister, der ein illegales, starkes Schädlingsbekämpfungsmittel enthielt. Des weiteren erstand er eine Magnalock-Schleppvorrichtung.
    Als er am späten Nachmittag landete, ging er methodisch vor. Zuerst befestigte er Caths Gleiter mit der Magnalock an seinem. Als er ihn durchsuchte, hatte er zum erstenmal Glück. Das Kristallplättchen mit dem Holo von Idi Noreddian vom Kampf der Sandkönige lag auf dem Vordersitz. Deswegen hatte er sich Sorgen gemacht.
    Als die Gleiter soweit fertig waren, schlüpfte er in seinen Schutzanzug und ging ins Haus, um Cath' Leiche zu holen.
    Sie war nicht mehr da.
    Er stocherte vorsichtig in dem schnell trocknenden Sand, doch es gab keine Zweifel, der Leichnam war verschwunden. War sie nicht tot gewesen? Konnte sie sich selbst weggeschleppt haben? Unwahrscheinlich, aber Kress suchte trotzdem. Eine flüchtige Durchsuchung des Hauses brachte weder den Leichnam noch irgendein Zeichen von Sandkönigen zum Vorschein. Er hatte nicht genügend Zeit für eine gründlichere Untersuchung, nicht mit dem belastenden Gleiter vor der Haustür. Er beschloß, es später noch einmal zu versuchen.
    Ungefähr siebzig Kilometer nördlich von Kress' Anwesen befand sich eine Anzahl noch tätiger Vulkane. Dahin flog er mit Cath' Gleiter im Schlepp. Über dem Kegel des größten Vulkans klinkte er die Magnalock aus und beobachtete, wie der Gleiter hineinplumpste und in der Lava verschwand.
    Es dämmerte bereits, als er nach Hause zurückkehrte. Das gab ihm einen Aufschub. Einen Augenblick lang dachte er daran, in die Stadt zurückzufliegen und dort die Nacht zu verbringen. Doch er schob diesen Gedanken beiseite. Es gab Arbeit genug. Er war noch nicht sicher.
    Er verteilte die Giftkugeln an der Außenfront seines Hauses. Niemand würde das merkwürdig finden. Er hatte schon immer Schwierigkeiten mit Felshüpfern gehabt. Als die Arbeit getan war, holte er den Kanister mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel und verschwand im Haus.
    Er ging Zimmer für Zimmer des Hauses durch und knipste überall das Licht an, bis er ganz von künstlicher Helligkeit umgeben war. Im Wohnzimmer räumte er auf, schaufelte Sand- und Plastikteile in das kaputte Becken zurück. Die Sandkönige waren alle verschwunden, das hatte er befürchtet. Die Burgen waren eingesunken und zusammengefallen, zerstört vom Wasser. Kress untersuchte sie, und das, was von ihnen übriggeblieben war, fiel in sich zusammen, als es trocknete.
    Er runzelte die Stirn und suchte weiter, den Kanister mit dem Schädlingsspray hatte er über die Schulter gehängt.
    Tief unten im Weinkeller entdeckte er schließlich Cath m'Lanes Leichnam. Er lag am Fuße der Treppe, die Glieder zuckten, als bewege er sich. Weiße Mobile schwärmten darüber, und als Kress genauer hinsah, bemerkte er, daß sich der Leichnam ruckartig über den festgestampften Sandboden bewegte.
    Er lachte und drehte das Licht auf Maximum. In einer Ecke war eine flache, kleine irdene Burg und ein schwarzes Loch zwischen zwei Weingerüsten zu sehen.
    An der Kellerwand konnte Kress die groben Umrisse seines Gesichts ausmachen.
    Der Leichnam verschob sich wieder, er bewegte sich ein paar Zentimeter in Richtung der Burg. Kress hatte eine plötzliche Vision der weißen Maw, wie sie hungrig darauf wartete. Sie wäre vielleicht fähig, mit dem Mund Cath' Fuß zu verschlingen, aber weiter nichts. Es war zu absurd. Er lachte wieder und begann in den Keller hinabzusteigen, den Finger am Abzug des Schlauches, der um seinen rechten Arm geschlungen war. Die Sandkönige — Hunderte von ihnen bewegten sich wie ein einziger — ließen den Leichnam augenblicklich im Stich und sammelten sich zu einer Kampfformation, ein weißes Feld zwischen ihm und ihrer Maw.
    Plötzlich hatte Kress eine andere Idee. Er lächelte und löste seinen Finger vom Abzug. »Cath war schon immer schwer verdaulich«, sagte er, selbst von seinem Witz belustigt. »Besonders für jemand von eurer Größe. Darum laßt mich euch helfen. Wozu sind Götter denn da?«
    Er ging wieder hinauf und kehrte bald darauf mit einem Hackmesser zurück. Die Sandkönige warteten geduldig und beobachteten Kress, der Cath m'Lane in kleine, »mundgerechte« Stücke schnitt.
    In dieser Nacht schlief Kress in seinem Schutzanzug, das Schädlingsbekämpfungsmittel in Reichweite, aber er benötigte es nicht. Die Weißen blieben übersättigt im Keller, und von den

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