Sandra die Detektivin in Jeans
aufbrechen.“
„Wie denn? Wir haben nicht mal unsere Fahrräder mit.“
Joschi kratzte sich am Kopf. „Stimmt. Und sie wären auch nicht schnell genug für Markus‚ Motorrad.“
Zwei Mädchen aus dem Lokal kamen in den Gang. Sandra hob den Hörer ab, wählte langsam zwei Nummern und hängte den Hörer wieder ein, als die Mädchen hinter der Tür zu den Damentoiletten verschwunden waren.
„Ob wir Herrn Seibold anrufen sollen, damit er herkommt? Er hat Geld. Er könnte ein Taxi mieten, mit dem wir Markus verfolgen.“ Sandra geriet erneut ins Krimifahrwasser.
Doch Joschi blieb sachlich. „Meinst du, auf so was läßt ein deutscher Taxifahrer sich ein? Der fährt uns alle drei garantiert zur nächsten Polizeiwache.“
„Nicht, wenn Herr Seibold ihm sagt, es handele sich um seinen Enkel, der ohne Erlaubnis mit dem Motorrad seines Vaters abgehauen ist.“
„Das macht Herr Seibold nicht“, meinte Joschi.
„Dann schlag du was vor!“ sagte Sandra ärgerlich.
„Das mit dem Tanzen war keine schlechte Idee von dir“, sagte Joschi nachdenklich. „Den nächsten Tanz tanzen wir und bleiben immer in der Nähe von Markus‚ Tisch. Dann hören wir bestimmt noch mehr. Vielleicht wollen sie in ein Geschäft einbrechen oder Autos knacken. Könnte ja sein, daß ein Straßenname erwähnt wird, und dann wissen wir Bescheid. Wir fahren voraus und erwarten sie dort.“
„Das kann aber ganz schön gefährlich werden, Joschi. Denk dran, was Eva passierte!“ warnte Sandra.
Joschi wischte ihre Bedenken mit einer Handbewegung fort. „Wir gehen natürlich nicht so dicht ran, daß sie uns bemerken könnten. Wenn wir gesehen haben, was sie treiben, laufen wir zur nächsten Telefonzelle und rufen die Polizei.“
Damit war Sandra einverstanden. Sie bemerkte lediglich seufzend: „Hoffentlich verraten die uns auch wirklich, was sie Vorhaben, sonst ist unser Plan geschmissen.“
Doch als sie ins Lokal zurückkehrten, erlebten sie eine böse Überraschung.
Markus‚ Tisch war frei bis auf ein fremdes Pärchen, das jetzt am Kopfende saß. Die Clique hatte das Big Boys verlassen. Nur ihre leeren Gläser standen noch auf dem Tisch.
Sandra und Joschi sahen es fassungslos.
Die beiden Gäste an ihrem eigenen Tisch schienen ebenfalls gegangen zu sein. Ihre Gläser waren abgeräumt. Sandra nahm ihre Strickjacke, die sie über die Stuhllehne gehängt hatte, an sich. „Komm!“ forderte sie Joschi auf.
Joschi trank rasch einen Schluck Cola-Cognac. Ihre beiden Gläser waren noch fast voll.
„Komm schon!“ drängte Sandra.
Sie verließen im Eilschritt das Lokal. Doch sie kamen zu spät. Von Markus und seiner Clique war nichts mehr zu sehen. Sandra kamen vor Wut und Enttäuschung die Tränen. Joschi grub betreten seine Zähne in die Unterlippe. Sandra stampfte mit dem Fuß auf. „Ich kann‚s nicht glauben!“
„Versuchen wir es eben morgen noch einmal“, versuchte Joschi sie zu trösten.
Sandra antwortete nicht.
Mit hängenden Schultern machten sie sich schließlich auf den Heimweg.
Das Open-Air-Folk-Festival lief noch immer auf Hochtouren. Jazztrompeter swingten „Am Brunnen vor dem Tore“. An anderer Stelle schmetterten die Fanfaren eines Jugendblasorchesters. Mädchen kreischten. Betrunkene taumelten mit leeren oder halbvollen Bierflaschen über den Platz. Eine Tanzgruppe in alten Bauerntrachten führten am Rande der Anlagen einen Reigen vor. Eine Menge Schaulustige drängte sich auf dem Platz und den Treppenstufen.
Auch Sandra und Joschi sahen eine Weile zu.
Doch dann entdeckte Sandra plötzlich Mischa mit einem Mädchen. Das Mädchen hatte eine Eistüte in der Hand, die sie gerade Mischa an den Mund hielt, um ihn davon kosten zu lassen.
Es gab Sandra einen Stich. Sie drehte sich abrupt um.
Auch Joschi sah die beiden. „Komm, wir gehen hier durch“, sagte er und bog zwischen den Blumenrabatten in die Städtischen Anlagen ein.
Spärliche Ampeln verbreiteten ein funseliges Licht. Hasen hoppelten gemächlich über die Wege oder grasten unbekümmert auf dem baumbestandenen Rasen. Sie waren die Nähe der Menschen gewohnt.
Es waren noch immer Leute unterwegs: Theaterbesucher in Abendkleidern; Paare, die aus den Kinos kamen; jugendliche Diskothekengäste und Bürger, die nach der Hitze des Tages vor dem Schlafengehen frische Luft tankten.
Sandra machte der Kiesbelag auf dem Hauptweg zu schaffen. Ihre offenen Sommersandaletten schaufelten die rollenden Steine. „Ich muß meine Schuhe ausziehen“, sagte sie, tat
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