Sandra die Detektivin in Jeans
Rolf, nachdem er erfuhr, daß Eva lebte, sich überstürzt abgesetzt hatte, verpfiff er Rolf aus Angst, daß man ihn selbst dieser Tat beschuldigte.
Er sagte aus, daß Rolf zusammen mit dem Mann mit dem Oberlippenbart die Bosse der Mondscheinbande waren, und daß Rolf die Waffe seines Bruders besaß, eine P 38 Marke Walther.
Die Polizei löste eine Großfahndung nach Rolf aus. Man nahm ihn in Frankfurt fest. Die Tatwaffe trug er bei sich.
Der Mann mit dem Oberlippenbart war beim Verlassen des Big Boys festgenommen worden. Gegen ihn lief bereits ein Haftbefehl wegen anderer Delikte.
Das alles hatte Dr. Egbert Seibold ihnen berichtet. Und auch, daß eines der Mädchen aus der Mondscheinbande, Rolfs Freundin, die schon einmal in Fürsorgeerziehung gewesen war, einen Selbstmordversuch unternommen hatte.
„Ach ja!“ Frau Ansbach seufzte laut und zählte noch einmal acht Tropfen Baldrian aus dem Fläschchen in ein Wasserglas.
Diese Kinder! Denn Kinder waren sie ja noch, Markus und seine Clique, obgleich sie kriminelle Handlungen begingen und sich wie erwachsene Profi-Gangster gebärdeten. Jetzt hatten sie ihre ganze Zukunft verbaut und ihr Leben zerstört — falls nicht jemand sich fand, der sich um sie kümmerte, wenn sie ihre Jugendstrafe verbüßt hatten. Besser wäre es wohl gewesen, sie hätten vorher eine solche Bezugsperson gehabt, überlegte Frau Ansbach. Dann wäre es vielleicht nicht soweit mit ihnen gekommen.
„Wo bleibt denn Oma?“ fragte Sandra auf der Terrasse. „Sie ist doch reingegangen, um noch mal Kaffee zu kochen. Ich sehe mal nach. Möchte jemand auch noch Schlagsahne?“
Doch außer Joschi, der nachdrücklich nickte, schien niemand mehr etwas zu mögen.
Sandra grinste.
Herr Seibold hatte seine Kuchenration bereits gegessen. Ihre Mutter hatte noch ein halbes Stück Erdbeertorte auf ihrem Teller. Rainer hatte bereits drei Stücke verdrückt.
Doch ihre Mutter versuchte ihm ein weiteres aufzudrängen. „Iß, Rainer! Komm, noch ein kleines Stückchen. Nun hol doch schon Sahne, Sandra!“ sagte sie eifrig.
Rainer hielt abwehrend die Hand über seinen Teller. Er sah blaß und abgespannt aus. Sandra beobachtete, wie er verstohlen auf seine Armbanduhr schielte. Das dritte Mal in kurzer Zeit!
Sandra ging grinsend ins Haus.
Rainer wollte weggehen. Das sah ein Blinder. Nur ihre Mutter merkte es nicht. Sie war so beschäftigt damit, ihren heißgeliebten Rainer zu bemuttern, und so selig, ihn bei sich zu haben, daß ihr überhaupt nicht der Gedanke kam, Rainer könnte etwas anderes vorziehen als die Nähe seiner Mutter.
Aber Rainer wollte zu Eva ins Krankenhaus. Das war klar.
Eva hatte ihm geschrieben — und Rainer war natürlich sofort zu ihr gerannt.
Haach...! Sandra wäre zu gerne bei der Versöhnung der beiden dabeigewesen. Eva mit dem Madonnengesicht, die langen dunklen Haare dekorativ auf dem weißen Kopfkissen ausgebreitet. Mit großen glänzenden Augen, als Rainer plötzlich in der Tür stand und flüsterte: „Eva!“
Und dann stürzte er zu ihr hin, und sie küßten sich...! „Sandra!“ Ihre Mutter rief.
Sandra, die gedankenverloren aus dem Wohnzimmerfenster starrte, schrak zusammen und lief in die Küche.
Oma saß auf einem Küchenhocker, den Kopf an die Wand gelehnt und schnarchte mit offenem Mund.
„Oma! Ist dir nicht gut, Oma?“ rief Sandra erschrocken.
Frau Ansbach öffnete die Augen, blinzelte verstört und schüttelte sich. „Meine Güte! Bin ich eingeschlafen? Scheint doch ein bißchen zuviel Baldrian gewesen zu sein.“
„Was für Baldrian?“ fragte Sandra.
Doch Oma stand rasch und wortlos auf, holte die Schüssel mit Schlagsahne aus dem Kühlschrank und deutete auf die Kaffeekanne auf der Anrichte. „Bring das schon raus, Sandra. Ich komme gleich nach. Muß mir die Augen auswaschen.“
„Nachschub kommt!“ rief Sandra an der Terrassentür.
Joschi hielt ihr seinen Teller mit seinem vierten oder fünften Stück Erdbeertorte entgegen.
Auch Herr Seibold hatte sich noch einmal, wenn auch unter Gewissensbissen, bedient.
Sandra sah es und fragte zweifelnd: „Auch Sahne?“
Florian Seibold nickte trotzig. Doch als er die Schritte seiner Haushälterin hörte, zog er rasch seinen Teller zurück. „Nein, nein, für mich keine Schlagsahne mehr!“ tönte er heldenhaft.
Rainer schaute erneut auf seine Armbanduhr, gab vor zu erschrecken, sprang auf und rief: „So spät schon! Dann muß ich weg. Hab noch was... Ich meine, ich sollte wohl „Eva wartet, nicht
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