Sandra die Detektivin in Jeans
erreicht und warf sich neben ihn auf den Boden. „Joschi! Bist du verletzt, Joschi?“
„Es war Markus!“ flüsterte Joschi. Er war nicht verletzt. Nur vor Schreck benommen.
„Die Mondscheinbande!“ flüsterte Sandra, die allmählich begriff. „Markus gehört zur Mondscheinbande. Er und seine Freunde sind die Mondscheinbande.“
„Ist ihm etwas passiert?“ fragte eine sachliche Mädchenstimme.
Sandra blickte hoch. Das Mädchen aus dem Big Boys, das vorhin mit ihrem Begleiter geschmust hatte, als Sandra und Joschi vorbeikamen, strahlte Joschi mit einer Stabtaschenlampe an. „Kriminalpolizei. Bitte, kommen Sie mit.“
Die Schmuserei war nur vorgetäuscht gewesen. War Tarnung. Auch der Blonde und sein Freund, zu denen Joschi und Sandra sich im Big Boys setzten, waren Kriminalbeamte. Jetzt fiel Sandra plötzlich ein, woher sie den Blonden kannte. Er war im Polizeipräsidium in das Zimmer der Beamtin gekommen, vor der Sandra ihre Aussage über Evas Telefonat zu Protokoll gab.
Der ganze Park und sämtliche umliegende Straßenunterführungen waren von Polizisten besetzt. Sie hatten eine Großfahndung nach der Mondscheinbande gestartet. Und Sandras hartnäckiger Hinweis auf Markus und seine Clique hatte sie ausgelöst.
Freunde bleiben Freunde
Frau Ansbach war stolz auf Sandra.
Sie war auch stolz auf Florian Seibold.
Und sie war glücklich, daß Rainer wieder bei ihnen war.
Und weil sie vor Rührung dauernd weinen mußte und sich ihrer Tränen schämte und nicht wollte, daß die anderen, die auf der Terrasse um den Kaffeetisch versammelt saßen, sie schließlich ihrer Rührseligkeit wegen belächelten, flüchtete Frau Ansbach fortwährend in die Küche, weinte und schluckte zur Beruhigung Baldriantropfen.
Denn da war ja auch noch die ausgestandene Angst und die Aufregung um Sandra, die von ihrer Mutter — und Joschi von seinem Vater — nachts auf dem Polizeipräsidium abgeholt werden mußten. Zu einer Zeit, als beide Familien dachten, daß ihre Kinder längst schliefen.
Trotzdem: Es waren gute Kinder. Sie hielten zusammen, wie Geschwister zusammenhalten sollten und wie Freunde, die sich aufeinander verlassen konnten. Ohne Sandra säße Rainer vielleicht immer noch in Untersuchungshaft.
Frau Ansbach bekam vor Schreck einen Schluckauf, als sie daran dachte.
Natürlich hatte die Polizei ihr möglichstes getan. Doch hätte sie jemals die Mondscheinbande mit dem Mordanschlag auf Eva in Zusammenhang gebracht, wenn Sandra nicht immer wieder darauf hingewiesen hätte? Denn Eva war von dem Schuß auf sie so geschockt und so voller Angst vor der Rache der Clique, daß sie nicht zu gestehen wagte, daß Markus und seine Freunde sie auf einen ihrer Raubzüge mitgenommen hatten. Markus hatte das getan, um Eva dadurch fester an sich zu binden.
Doch Rolf Gerold mißtraute Eva. Er war es gewesen, der Eva in den Gang hinaus folgte und ihr Telefongespräch mit Sandra belauschte. Nachdem die Clique an jenem Abend auseinandergegangen war, verbarg er sich in der Fahrerkabine eines Lieferwagens der Arzneimittelgroßhandelsfirma. Und gerade, als er schon dachte, es sei blinder Alarm gewesen und Eva halte zu ihnen, da erschien Rainer. Und es sah für Rolf ganz so aus, als ob Eva die Mondscheinbande verraten würde.
Da schoß er.
Und er benutzte dazu die Waffe, die sein Bruder bei der Bundeswehr gestohlen hatte.
Rolf gestand der Polizei, daß er auch ein zweites und ein drittes Mal geschossen hätte, um sicher zu sein, daß Eva wirklich nicht mehr gegen sie aussagen konnte. Doch da war Rainer auf Eva zugelaufen und stellte sich dadurch unbewußt zwischen sie und Rolf.
Nicht auszudenken, wenn er trotzdem geschossen und auch noch Rainer getroffen hätte! Frau Ansbach wurde bei diesem Gedanken im Nachhinein schreckensbleich.
Das Gezeter des alten Mannes und der nachfolgende Tumult auf dem Hof begünstigten Rolfs Flucht.
Dieser alte Mann! Frau Ansbach schüttelte mißbilligend den Kopf. Nur, weil er sich nicht lächerlich machen wollte, beharrte er vor der Polizei darauf, gesehen zu haben, daß Rainer auf Eva schoß. Erst als die Polizei ihm vorhielt, daß man die Tatwaffe bei Rolf gefunden und Rolf ein Geständnis abgelegt habe, räumte er ein, daß es auch anders gewesen sein könnte, da er in dem Moment, als der Schuß fiel, sich seiner Frau zuwandte, die im Zimmer stand.
Markus will angeblich nicht gewußt haben, daß Rolf auf Eva geschossen hatte. Und als ihm während der polizeilichen Vernehmung klar wurde, weshalb
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