Sandra die Detektivin in Jeans
Landwehrstraße, nur wenige Häuser von Sandra und Joschi entfernt.
„Mensch, sie bringen sie mit! Die hat mir gerade noch gefehlt. Meine Mutter übertreibt es wirklich mit ihrer Gefälligkeit. Was gehen uns denn die Bollerheys an? Sie kennt sie ja kaum“, schimpfte Sandra.
Gesines Großeltern waren Patienten des Arztes, der auch Sandras Mutter wegen ihrer Kreislaufschwäche behandelte. Es blieb nicht aus, daß sie sich in der Arztpraxis miteinander unterhielten, und schließlich war so etwas wie eine Wartezimmerfreundschaft zwischen dem Ehepaar Bollerhey und Frau Faber entstanden.
Dann kam Gesine zu ihren Großeltern. Denn nach dem Tod von Gesines Vater, der lange krank war, arbeitete Gesines Mutter für eine Haushaltsgerätefabrik. Sie führte als Propagandistin Haushaltsneuheiten in großen Kaufhäusern vor und war deshalb ständig unterwegs.
Frau Bollerhey erfuhr, daß ihre Enkeltochter Sandras Klasse in der Gutenbergschule zugeteilt worden war. Sie bat Frau Faber, eine Freundschaft zwischen den Mädchen anzubahnen, um Gesine die Eingewöhnung in die fremde Umgebung zu erleichtern.
Frau Faber entsprach dieser Bitte.
Doch zu ihrem Bedauern hatten ihre Bemühungen keinen Erfolg.
Die schüchterne, humorlose Gesine entsprach nicht Sandras temperamentvoller und selbstbewußter Wesensart.
Trotzdem gab Sandra sich anfangs Mühe, mit Gesine freundschaftlich zu verkehren. Sie nahm Gesine sogar zu ihrer Großmutter mit. Dies war eine Auszeichnung, deren außer Joschi sich nur wenige aus ihrer Clique rühmen konnten.
Doch dann fiel Sandra auf, daß Joschi sich mit Gesine besonders gut zu verstehen begann.
In Gesine fand Joschi eine willige und teilnehmende Zuhörerin für seine Sorgen.
Das mißfiel Sandra. Sie meinte, daß aus einer Freundschaft zu dritt nichts Gutes entstehen könne. Einer war da immer zuviel. Und Sandra wollte nicht, daß sie diese eine werden würde. Deshalb ging sie Gesine aus dem Weg.
Doch nun brachte ihre Mutter schon wieder diese Gesine an!
„Ist doch egal“, meinte Joschi gutmütig.
„So, du findest das in Ordnung!“ sagte Sandra spitz. „Dir ist es gleich, daß sie uns überallhin nachläuft. Vielleicht willst du sie auch noch ins Kino mitnehmen?“
„Was hast du denn plötzlich gegen sie?“ fragte Joschi verwundert.
Sandra warf ihm einen giftigen Blick zu, beantwortete die Frage jedoch nicht. Sie würde sich hüten! Damit Joschi vielleicht noch dachte, sie wäre eifersüchtig.
Lachhaft! Sie doch nicht. Und schon gar nicht auf Joschi. Joschi benahm sich zwar manchmal, als ob mehr als nur Kameradschaft zwischen ihnen wäre. Es war nur gut, daß Sandra nicht darauf eingegangen war. Wenn sie Joschi ernstgenommen hätte, wäre sie jetzt blamiert. Es brauchte doch bloß so eine Gesine zu kommen — schon vergaß er, daß er versucht hatte, Sandra zu küssen.
Es war schon recht gescheit von ihr gewesen, ihm dafür eine runterzuhauen — obschon es eigentlich deshalb geschah, weil es sie so überrascht hatte. Aber das brauchte Joschi ja nicht zu wissen.
„Hallo, ich habe Gesine mitgebracht“, tönte ihre Mutter fröhlich und ganz überflüssig, wie Sandra bei sich bemerkte.
Sandra zwang sich zu einer Grimasse, die ein Lächeln andeuten sollte, und murmelte begrüßend: „Gesine.“
„Sandra! Grüß dich, Joschi“, erwiderte Gesine strahlend. „Deine Mutter sagt, daß ihr bei der Modenschau mitmacht, Sandra. Finde ich toll. Mich würde das schrecklich aufregen. Ich glaube, ich würde vor Lampenfieber vom Laufsteg fallen.“
„He, müssen wir über einen Laufsteg gehen?“ fragte Joschi entsetzt.
„Nein“, beruhigte ihn Sandra. „Wir führen da vor, wo wir geprobt haben: in der Cafeteria. Wir gehen an den Tischen vorbei, damit die Leute sich die Modelle aus der Nähe betrachten können.“
„Zeigst du dich auch im Bikini?“ fragte Gesine aufgeregt.
Frau Faber lachte. „Das übernehmen die beiden Berufsmannequins.“
„Ich führe Strandmodelle vor und Sachen für die kühleren Sommertage. Eine schicke Lurexhose ist
Frau Ansbach unterbrach Sandra. „Ihr solltet besser hinaufgehen, Kinder, sonst kommt ihr zu spät.“
„Tschau, Gesine“, sagte Sandra in der Hoffnung, Gesine damit verabschieden zu können.
Doch Frau Faber legte ihren Arm um Gesines Schulter und sagte: „Ich habe Gesine zum Tee eingeladen. Ihr braucht doch geneigtes Publikum.“ Sie wendete sich erklärend an Gesine: „Wer den meisten Applaus erhält, wird zur nächsten Modenschau wieder
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