Sandra die Detektivin in Jeans
empfangen und beklatscht von den gut gelaunten Gästen in der Cafeteria.
Die Mannequins und Dressmen strahlten über diesen überwältigenden Erfolg.
Nur Joschi weigerte sich, ein zweites Mal in der Cafeteria zu erscheinen. „Großwildjäger!“ schnaubte er wütend. „Der da draußen spinnt doch. Als nächstes stellt er mich als Tarzan vor. Ich trete nicht mehr auf.“
Seine Mutter schimpfte mit ihm. Die Direktrice rang die Hände. Erst Sandra gelang es, Joschi zum Anziehen eines neuen Modells zu bewegen. „Der Mann gerät aus dem Konzept, wenn du nicht erscheinst. Er hat alles auswendig gelernt und bringt die Modelle durcheinander, wenn jemand von uns fehlt“, hielt sie ihm vor.
Widerstrebend und aufreizend langsam nahm Joschi sein nächstes Modell vom Kleiderbügel.
„Und schon geht es weiter, meine Herrschaften!“ schallte die Stimme des Conferenciers durch den Lautsprecher.
„Bist du fertig?“ fragte Frau Ruge aufgeregt vor dem geschlossenen Vorhang von Joschis Kabine.
„Ich krieg die blöde Schnalle vom Gürtel nicht zu!“ schimpfte Joschi.
„Laß sie offen. Unter dem Jackett fällt das nicht auf. Ihr müßt raus, sonst läßt das Interesse nach“, sagte die Direktrice.
Die ersten Mannequins hatten die Tür zur Cafeteria schon erreicht.
Die Hose rutscht! spürte Joschi entsetzt.
Doch da stolperte er bereits hinter den anderen her.
Wenn er jetzt wieder einen faulen Witz über mich reißt, bringe ich ihn um, nahm Joschi sich vor.
Doch der geübte Blick des Conferenciers schien seine Not zu erkennen. Als Joschi mit schreckensbleichem Gesicht an ihm vorbeikam, hielt er ihn fest.
„Dies ist ein besonders attraktives Modell“, stellte er Joschi vor und flüsterte, halb vom Publikum abgewandt: „Was nicht in Ordnung?“
Joschi nickte stumm.
„Bleib hier stehen“, raunte der Conferencier und bewahrte damit Joschi vor einer entsetzlichen Blamage.
Als die Schau zu Ende war, gingen viele der jungen Familien in die Konfektionsabteilung, um sich über die Preise der vorgeführten Modelle zu informieren.
Daß an diesem Nachmittag trotzdem nur wenig gekauft wurde, sagte nichts über den Erfolg der Schau aus. Wichtig für das Kaufhaus war es, daß es Aufsehen erregt und Interesse geweckt hatte. Es galt als sicher, daß in den kommenden Wochen viele Mütter ihre Kinder in diesem Kaufhaus einkleiden würden.
Frau Faber und Frau Ansbach kamen mit Gesine, um Sandra und Joschi zu gratulieren.
Sandra sah sie und lief ihnen entgegen.
„Ihr wart absolut perfekt!“ lobte ihre Mutter.
„Wie gelernte Mannequins“, meinte Sandras Großmutter.
„Ich habe zweimal Sonderbeifall bekommen“, erinnerte Sandra stolz.
„Wo ist Joschi?“ fragte Frau Faber.
„Drüben.“ Sandra deutete zum Hintergrund der Konfektionsabteilung. Dort war ein kleines Büfett mit Erfrischungen für die Teilnehmer der Modenschau angerichtet. Joschi unterhielt sich mit dem Conferencier, der sich von den Anstrengungen der Schau bei einem Glas Sekt erholte.
„Joschi hätte einmal fast seine Hose verloren. Sie war ihm zu groß. Bei der Anprobe paßte sie ihm. Aber weil er gerade fürs Schulsportfest trainiert, hat er abgenommen. Und der Gürtel hakte und ließ sich nicht schließen“, berichtete Sandra. „Herr Schaller hat‚s aber gemerkt und Joschi beim Mikrofon behalten, damit es den Leuten nicht auffiel.“
Frau Ruge, mit Kunden im Gespräch, winkte herüber und kam einen Augenblick herbei, um ihre Nachbarn zu begrüßen.
„Sandra sah wundervoll aus“, sagte sie. „Die Geschäftsleitung fand auch, daß sie ankam. Bei der nächsten Modenschau ist sie wieder dabei.“
„Oh, wirklich?“ Sandra rieb sich die Hände.
„Ganz bestimmt“, versprach Frau Ruge. Sie fragte: „Hast du dir für deinen Gutschein schon etwas ausgesucht?“
„Das hat Zeit. In dem Trubel heute ist das ja fast unmöglich“, meinte Frau Faber.
„Sicher. Kommen Sie irgendwann nächste Woche. Dann habe ich Zeit für Sie“, sagte Frau Ruge und eilte zu ihren Kunden zurück.
Sandra fiel ein, daß über den Kauf der Lurexhose noch nicht entschieden worden war. „Hast du bemerkt, Oma, daß ich den meisten Beifall für die silbergraue Lurexhose erhielt?“ fragte sie mit roten Wangen und sah dabei gleichzeitig ihre Mutter beschwörend an, damit sie ihre Chancen bei Oma nicht verderbe.
„Ja, sie kleidete dich besonders gut“, bestätigte Frau Ansbach.
„Soll ich sie mal holen? Willst du sie dir ansehen?“ schlug Sandra eilig
Weitere Kostenlose Bücher