Sandra die Detektivin in Jeans
sie in die Mangel, Fedor!“
„Was wollt ihr von mir?“ fragte Gesine in Panik.
„Den Klunker! Raus damit!“ befahl der Lange, den Hortense Fedor nannte, und rempelte Gesine mit seiner Hüfte in die Seite, daß sie taumelte.
„Laßt mich gehen, bitte! Ich habe euch nichts getan“, stammelte Gesine. Sie wandte sich um, um zu fliehen, prallte dabei jedoch gegen Hortense, die hinter ihr stand.
Hortense drehte ihr erneut den Arm auf den Rücken; diesmal so schmerzhaft, daß Gesine aufschrie.
„Den Schmuck!“ forderte Fedor.
Gesine wimmerte.
„Laß sie los, Hortense“, befahl Fedor.
Hortense gehorchte. Gesine zog ihren Kopf zwischen die Schultern, um den Schmerz zu mildern.
„Na...?“ mahnte Fedor und schnippte mit Daumen und Zeigefinger.
Gesine holté ihre Geldbörse aus dem Beutel mit den Bierflaschen. Doch bevor sie sie öffnen konnte, riß das andere Mädchen ihr die Börse aus der Hand und reichte sie dem dunkelhaarigen, dicklichen Jungen. Der Junge nahm das blaue Papierknäuel heraus, wickelte es auf und reichte Fedor die Brosche.
„Sieh nach, wieviel Geld drin ist, Roland“, befahl Fedor. Er begutachtete die Brosche und drehte sie nach allen Seiten, um ihren Wert festzustellen.
„Zwei Mark sechzig“, berichtete Roland, nachdem er Gesines Geldbörse überprüft hatte.
„Es gehört meinem Großvater. Ihr dürft es mir nicht wegnehmen. Er hat mir fünf Mark gegeben, um Bier zu holen“, jammerte Gesine.
Fedor beachtete sie nicht. Er beschäftigte sich noch immer mit der Brosche.
„Auf wieviel schätzt du sie?“ fragte Hortense.
„Wo hast du sie geklaut?“ fragte Fedor Gesine.
„Ich habe sie gefunden“, sagte Gesine.
„Hortense!“ sagte Fedor. Es klang wie ein Befehl.
Es war ein Befehl. Hortense verstand ihn. Sie holte aus und schlug Gesine ins Gesicht.
„Wo solltest du sie abliefern?“ fragte Fedor.
„Ich... ich...“ Gesine konnte vor Weinen nicht sprechen.
„Du hast mit deiner Freundin darüber gesprochen. Für wen arbeitet ihr?“
Gesine verstand den Sinn der Frage nicht. „Ich... ich weiß nicht.“
„Hortense!“ befahl Fedor erneut.
Gesine hob schützend den Beutel vor ihr Gesicht. „Ich sag‚sja!“
„Also?“ fragte Fedor.
„Ich habe sie gestohlen.“
„Na also! Weshalb nicht gleich so“, sagte Fedor. „Und jetzt erzählst du uns noch, wer euch den Auftrag dazu gibt und wo ihr arbeitet. Zu wie vielen seid ihr?“
„Ich weiß nicht, was du meinst. Ich kenne niemanden.“
„Vielleicht ihre Freundin? Die scheint clever zu sein. Vielleicht macht sie den Boß, und die hier steht nur Schmiere“, vermutete Roland.
„Nein, bestimmt nicht!“ widersprach Gesine, die Angst hatte, die Bande würde auch Sandra kidnappen und ihr verraten, daß Gesine eine Diebin war. „Sandra weiß nichts davon. Ich hab‚s allein gemacht. Sie denkt, ich hätte die Brosche gefunden.“
„Und wohin solltest du sie bringen?“ fragte Fedor mißtrauisch.
„Zum Fundbüro.“
Die vier lachten wie toll.
„Kann ich jetzt gehen?“ fragte Gesine.
Fedor bewegte verneinend den Zeigefinger. „Eh-eh! Du arbeitest also allein, ja? — In Zukunft arbeitest du für uns, klar?“ sagte er, als Gesine nickte.
Gesine starrte ihn an.
„Wieviel Beute hast du bisher gemacht?“
„Beute...? Ich hab nur mal ein paar Ohrclips und so Sachen... Modeschmuck... im Kaufhaus eingesteckt“, stammelte Gesine. Sie hatte plötzlich furchtbare Angst. Die Ohrfeige von Hortense hatte sie nicht so erschreckt wie die Entdeckung, daß sie einer kriminellen Jugendbande in die Hände geraten war. „Es ist nichts wert, wirklich, ihr müßt mir glauben“, sagte Gesine beschwörend.
„Die Brosche auch?“ fragte Hortense zweifelnd.
Gesine nickte heftig. „Ich habe sie in der Konfektionsabteilung bei Röttgers eingesteckt. Da gibt‚s keinen echten Schmuck.“
„Sie lügt“, sagte das andere Mädchen, das sich bisher zurückgehalten hatte. Als sie jetzt den Mund öffnete, sah Gesine weshalb: Sie trug Stahlklammern, die ihre Zähne ausrichten sollten.
„ Das wird Anton entscheiden. Du bringst ihm morgen die Brosche, Klaudia“, sagte Fedor zu dem Zahnklammermädchen.
Er wandte sich an Gesine. „Wie heißt du?“
„Gesine Bollerhey.“
„Wohnst du hier in der Nähe?“
„Ja, bei meinen Großeltern.“ Ihr Opa fiel ihr ein. „Ich muß heim. Mein Opa wartet auf sein Bier.“
„Da hat er ein Recht drauf“, sagte Fedor und quittierte mit selbstgefälligem Grinsen das Gelächter
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