Sandra und das Haus in den Hügeln
ab.
Es konnte keinen Zweifel geben: Sie hielt ein Teil der Kasse in der Hand, die den Pfadfindern gestohlen worden war! Ein winziges Teil nur, aber das wichtigste. Denn diese Plakette mit der Lilie, dem Zeichen der Pfadfinder, bewies, daß die Sendboten die Kasse gestohlen hatten! Die Kasse selbst, aus Holz hergestellt, war offensichtlich verbrannt.
Dann waren die Sendboten auch noch für viele andere Diebstähle auf dem Weihnachtsmarkt verantwortlich!
Doch wie hatten sie das angestellt?
Ein Geräusch ließ Sandra zusammenschrecken. Sie blickte sich um. Daniel hatte mit dem Fuß die Flurtür aufgestoßen. Er kam, die Arme voll Feuerholz, herein.
Sandra verbarg die Plakette in ihrer Faust.
„Wo soll ich die Asche hinbringen?“ fragte sie. Ihre Stimme klang vor Aufregung gepreßt. Sie hustete. „Staubt ganz schön“, sagte sie, um ihre belegte Stimme zu erklären.
„Ich nehme sie mit hinaus“, sagte Daniel und ließ die Holzscheite in den Vorratskasten poltern.
„Aber das kann ich doch auch!“ protestierte Sandra.
„Nicht nötig. Ich muß sowieso um Briketts in den Schuppen. Es hat mindestens fünfzehn Zentimeter Schnee hingeworfen.“
Die Schneeränder an seinen Hosenbeinen und die Schneespuren, die seine Schritte hinterlassen hatten, bezeugten es.
Daniel nahm Sandra den Aschenkasten ab. „Beeil dich. Die Jungen kommen gleich zum Saubermachen herein. Papier und Zündhölzer findest du in der Küche“, sagte er und ging hinaus.
Sandra versenkte die Plakette in der Bundtasche ihrer Jeans.
Vier Mädchen arbeiteten in der Küche. Eine machte Feuer im Kohleherd. Eine rührte in einem großen Topf am Elektroherd. Die beiden anderen schrubbten den Fußboden.
Das Mädchen am Kohleherd versorgte Sandra mit Streichhölzern und einer alten Zeitung.
Sandra riß die Zeitung in der Mitte auseinander, stopfte die beiden Zeitungshälften zusammengeknüllt in die Feuerstelle des Kachelofens und schichtete Holzscheite obenauf. Dann strich sie ein Streichholz an und steckte die Zeitung in Brand.
Ein schwaches Flämmchen züngelte kurz auf und verglimmte. Sandra wiederholte den Vorgang und erzielte das gleiche Ergebnis. Nach dem vierten Versuch sprang sie auf und rannte in die Küche zurück. „Der Ofen zieht nicht!“
Vier Augenpaare blickten sie ungläubig an.
„Er hat einen falschen Zug“, behauptete Sandra erneut. „Ich kriege das Feuer nicht an.“
Jasmin, die den Kohleofen angeheizt hatte, in dem jetzt ein munteres Feuer prasselte, drehte den Wasserhahn ab, unter dem sie sich gerade die Hände wusch, und ging mit Sandra in den Versammlungsraum.
„Vielleicht drückt der Schnee auf den Kamin“, meinte Sandra.
Jasmin blickte Sandra an, besah sich, was Sandra in der Feuerstelle angerichtet hatte — und räumte schweigend Sandras kunstvollen Holzaufbau aus.
Dann riß sie die Zeitungsblätter einzeln auseinander, schichtete sie locker in die Feuerstelle, nahm eine Handvoll Holzspäne aus dem Vorratskasten und legte diese behutsam auf das Papier.
Sandra reichte ihr betreten die Zündhölzer.
Die Flamme leckte an der Zeitung. Eine Stichflamme schoß empor — und Papier und Holz fingen an zu brennen.
„Wir haben Zentralheizung daheim“, bemerkte Sandra schwach.
„Hatten wir auch“, erwiderte Jasmin. Sie erhob sich lachend, umarmte Sandra und dozierte: „Lebendiges Feuer ist der Ursprung aller Dinge. Jetzt hast du gelernt, wie du es dir dienstbar machen kannst. Groß ist der Herr! Halleluja!“
„Halleluja!“ wiederholte Sandra pflichtschuldig.
Der männliche Raumpflegetrupp polterte mit Eimern und Schrubbern herein, gefolgt von Daniel mit dem Aschenkasten und einem Eimer voll Briketts.
„Ich habe meinen Pulli verdreckt. Was mache ich jetzt?“ Sandra zeigte Jasmin den rußgeschwärzten Ärmel.
„Ich gebe dir eine Bluse von mir“, bot ihr Jasmin an. „Komm mit, aber rasch! Ich habe noch in der Küche zu tun.“
Sandra wandte sich an Daniel. „Legst du bitte Briketts für mich auf? Ich muß mich umziehen.“
„Aber beeil dich“, mahnte Daniel.
„Wieso? Was muß ich denn noch machen?“
„In den Jungenschlafräumen helfen“, sagte Daniel.
„Und wann gibt es Frühstück?“ erkundigte sich Sandra.
„Nach der Meditationsstunde um sieben Uhr.“
Enttäuscht eilte Sandra mit Jasmin hinauf in den ersten Stock. Ihr war flau vor Hunger, und sie zitterte vor Übernächtigung.
Eines muß man den Sendboten lassen, dachte sie grimmig. Ihr Haus halten sie in Schuß, wenn sie auch
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