Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
musst du eben irgendetwas ändern.“
„Was? Wie sollte ich denn irgendetwas ändern?“
„Zunächst einmal musst du damit aufhören, alles als Seguins Eigentum zu betrachten. Der Mann ist tot. Das Stadthaus ist nicht mehr seines, sondern es gehört dir“, erklärte sie leise, während Stokes die Teetassen vor die Damen stellte und dabei beifällig nickte.
„Und die Dienstboten sind nicht mehr Seguins Angestellte, sondern deine“, fuhr sie fort. „Wenn sie dir nicht gehorchen, musst du sie austauschen. Und genauso solltest du die düstere Atmosphäre des Hauses verändern, wenn du damit nicht glücklich bist.“
„Bei Ihnen hört sich das alles so einfach an.“
„Es ist ja auch sehr einfach“, versicherte Charlie der jungen Frau.
Bessie schien das nicht so ganz zu glauben. „Aber was, wenn die Familie nun die Ehe auflösen lässt?“
„Aber was, wenn sie das nicht tut? Bessie, man kann sein Leben nicht mit Wenn und Aber führen. Im Augenblick bist du Lady Seguin, Countess of Chiltingham, und die Leute stellen deine Dienerschaft dar. Du allein kannst etwas an der Art ändern, wie man dich behandelt.“
Jetzt vermochte sich auch Stokes nicht mehr zurückzuhalten. „Lady Charlie hat völlig Recht“, brach es aus ihm heraus. „Sie sollten das Haus aufräumen, alle Dienstboten fortschicken, die Ihnen nicht angemessen dienen, und sie durch neue Leute ersetzen.“
Charlie biss sich auf die Lippe, um nicht zu lächeln, während sie über die Veränderungen nachdachte, die mit dem Butler und Diener ihres Gatten vor sich gegangen waren.
Jetzt, da Radcliffe verheiratet war, hatte er erwähnt, dass er etwas mehr Zeit in London zu verbringen gedachte, und in diesem Zusammenhang hatte er sich überlegt, ordentliches Hauspersonal einzustellen, welches Stokes und Mrs. Hartshair, die gegenwärtig sowohl die Stellung der Köchin als auch die von Charlies Zofe einnahm, entlasten würde.
Stokes hatte seine Meinung zu diesem Thema recht deutlich geäußert. Während er durchaus nichts dagegen einzuwenden hatte, dass noch ein junges Mädchen als Zofe für seine Herrin eingestellt wurde, das Mrs. Hartshair diese Aufgabe abnehmen konnte, war er ganz und gar nicht dafür, neue Dienstboten in das Haus zu holen, die er dann herumscheuchen musste.
Zurzeit hatten sie Fred für den Stall, eine Frau, die nachmittags zum Saubermachen kam, und wenn sich nicht gerade die Notwendigkeit erwies, eine Soiree zu geben, wozu man eine Aushilfskraft engagieren konnte, dann benötigte man niemanden sonst. Er selbst sei schließlich nicht zu alt, um die Kleidung Seiner Lordschaft in Ordnung zu halten und gelegentlich einmal die Tür zu öffnen, hatte Stokes einigermaßen verschnupft erklärt.
Charlie vermutete allerdings, dass der Mann nur fürchtete, einige der Neuigkeiten und Gerüchte nicht mehr zu erfahren, falls ihm jemand anders zur Unterstützung beigeordnet wurde. Es wäre ihm auf jeden Fall mehr als recht, wenn alles beim Alten bliebe.
„Ich denke, ich kenne ein Buch, welches dir möglicherweise helfen kann“, meinte Charlie und wandte sich nun wieder Bessie und deren Sorgen zu. „Bei der Autorin handelt es sich um eine gewisse Duchess Soundso, und das Buch beschreibt den Umgang mit einem großen Anwesen und einer zahlreichen Dienerschaft.“
„Richtig!“ Stokes nickte begeistert. „Ich glaube, ich weiß, welches Buch Sie meinen, und ich bin mir auch sicher, Seine Lordschaft hat eine Ausgabe davon in der Bibliothek stehen. Soll ich das Buch für Sie holen, Mylady?“
„Nein, danke, das tue ich selbst“, lehnte Charlie freundlich ab. „Dann kann ich auch gleich nachsehen, ob es noch weitere Bücher gibt, die für Bessie ebenfalls von Nutzen sind. Setzen Sie sich doch, Stokes. Vielleicht fallen Ihnen ja selbst noch einige Weisheiten ein, die ihr helfen könnten.“
Der Butler nickte, setzte sich mit würdevoller Miene der jungen Dame gegenüber, griff ganz in Gedanken nach der noch unberührten Teetasse seiner Herrin und begann mit seinem Vortrag darüber, wie sich ein ordentliches Dienstpersonal zu verhalten habe.
Charlie schaffte es, ihr Kichern zurückzuhalten, bis sie den Salon verlassen hatte. Es fiel ihr nicht leicht, sich an den reichlich steifen Stokes zu erinnern, an den Butler, der ihr bei ihrem und Beth’ Eintreffen hier begegnet war. Die Veränderungen des Mannes waren ihr im Laufe der Zeit gar nicht so sehr aufgefallen, zumindest nicht vor ihrer Heimreise von Gretna Green. Anscheinend hatte sich
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