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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe
Autoren: Lynsay Sands
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Danach verließ sie ihr Schlafzimmer, lief die Treppe hinunter und zur Vordertür hinaus, ohne mit jemandem gesprochen zu haben.
    Man hätte ja ohnehin nur versucht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, und es hätte sie viel Zeit gekostet, alle davon zu überzeugen, dass sie das Richtige tat. Zeit jedoch hatte Charlie nicht. Sie durfte es nicht riskieren, dass der Erpresser nicht mehr lange auf Radcliffes Erscheinen wartete, sondern sich stattdessen mit seiner Information an andere Leute wandte.
    Nicht ihretwegen machte es ihr Sorgen, dass diese Information möglicherweise durchsickerte. Sie dachte dabei vor allem an Radcliffe. Der Skandal, den es auslösen würde, falls sich die Geschichte von ihren tollen Mätzchen herumspräche, würde ein demütigender Preis dafür sein, dass er sie vor einem schrecklichen Leben – oder eher vor einem schrecklichen Tod – bei Carland zu retten versucht hatte. Radcliffe verdiente Besseres, sie schuldete ihm Besseres.
    Und ich werde auch dafür sorgen, dass er es bekommt, nahm sie sich fest vor, während sie eine Droschke heranwinkte, dem Kutscher das Fahrtziel zurief und einstieg.
    Es war nur eine kurze Strecke zu Aggies Etablissement. Beim ersten Mal war ihr der Weg wesentlich länger vorgekommen, was möglicherweise an den Umständen gelegen hatte. Damals hatte sie eine Nacht im Club oder in einer ähnlich unterhaltsamen Stätte erwartet, und darauf war sie äußerst gespannt gewesen. Heute allerdings sah sie ihrem Eintreffen mit den größten Bedenken entgegen.
    Als die Droschke hielt, warf Charlie durch das Wagenfenster einen Blick auf die Fassade des Bordells, stieg dann widerstrebend aus und gab dem Kutscher eine Münze.
    „Ich glaube nicht, dass dort schon geöffnet ist, Mylord.“ Dem Kutschef waren offenbar die Ruhe sowie die stille Atmosphäre um das Gebäude herum ebenfalls aufgefallen. Es schien, als würden alle Bewohner mitsamt dem Haus selbst auf etwas warten.
    Der Mann schüttelte den Kopf. „Vermutlich schlafen sie sich nach dem Geschäft der vergangenen Nacht aus. Wollen Sie nicht lieber irgend woanders hingehen?“
    „Nein. Hier ist es schon richtig. Vielen Dank.“ Charlie drehte sich um und ging langsam auf die Tür zu.
    Bevor sie anklopfte, holte sie erst einmal tief Luft und musste sich dann sehr beherrschen, um nicht etwa zurückzuweichen, als ein wahrer Riese öffnete und sie dann zweifelnd beäugte.
    „Wir haben noch nicht geöffnet!“
    Charlie räusperte sich und hob das Kinn. „Radcliffe, zu Diensten“, stellte sie sich so arrogant wie nur möglich vor. „Ich werde erwartet.“
    Der Riese zog die buschigen Augenbrauen hoch, trat jedoch sofort zur Seite. Charlie wusste nicht, ob er ihre Behauptung, erwartet zu werden, bezweifelte, oder ob er nicht glaubte, dass der schlanke Jüngling vor ihm tatsächlich Lord Radcliffe war. Ihr war es einerlei. Sie wollte diese Angelegenheit nur hinter sich bringen und dann zurückkehren zu ihrem wenn auch nicht vollkommenen, so doch höchst angenehmen Leben mit ihrem Ehegemahl.
    „Hier entlang.“ Der Riese führte sie durch die Eingangshalle und die Treppe hinauf zu einem Zimmer, welches sie sofort als dasjenige wieder erkannte, in welchem ihr seinerzeit Bessie begegnet war. Charlie widerstrebte es zuerst einzutreten, doch dann sah sie einen Mann am Fenster stehen, der ihr den Rücken zugewandt hatte.
    Sie straffte sich und schritt mit gespieltem Mut in den Raum, fuhr indes erschrocken zusammen, als hinter ihr die Tür zugeschlagen wurde. Der Mann am Fenster zeigte keinerlei Reaktion auf das Geräusch. Nachdem einige Augenblicke vergangen waren und er sich noch immer nicht zu ihr umgedreht hatte, gab Charlie ihre gespielte Gelassenheit auf.
    „Nun?“
    „Nun“, wiederholte der Mann leise, drehte sich zu ihr um, und sie sah die Pistole in seiner Hand.
    Ungläubig sah sie die Waffe an, und als sie dann den Blick zu seinem Gesicht hob, durchfuhr sie ein neuerlicher Schrecken.
    „Norwich!“ stieß sie hervor und schaute von seinem Gesicht zu der Pistole, welche er jetzt schlaff herunterhängen ließ. Diese Waffe kam ihr irgendwie bekannt vor, obgleich sie sie zuvor noch nie gesehen haben konnte. Auf Bällen und Abendveranstaltungen zeigte man sich üblicherweise ja kaum bewaffnet, und das war die einzige Gelegenheit, bei der sie den Bruder des Mannes getroffen haben konnte, der Radcliffes Schwester geheiratet hatte.
    „Was tun Sie hier?“
    Er sah sie ausdruckslos an, blickte dann auf seine Waffe und
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