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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Stokes aus der Hülle der Schicklichkeit befreit, die ihn zuvor so fest umgeben hatte.
    Dafür hielt Charlie Mrs. Hartshair verantwortlich. Ganz offensichtlich hatte sich Stokes in die Frau verliebt, und in ihre Kinder war er geradezu vernarrt. Mrs. Hartshair schien ebenfalls immer mehr Zuneigung für den Diener zu hegen, was Charlie einfach wunderbar fand. Die Hartshairs verdienten einen guten Mann in ihrem Leben nach allem, was ihnen der verblichene Mr. Hartshair zugemutet hatte, und Charlie konnte sich keinen Netteren und Aufrechteren als Stokes denken.
    Sie begab sich in die Bibliothek, wo sie auch das in Rede stehende Buch fand. Das holte sie aus dem Regal, legte den schweren Band auf den Schreibtisch und suchte nach weiteren Büchern, die in diesem Fall dienlich sein mochten.
    Nachdem sie noch drei weitere Bände ausgesucht hatte, kehrte sie zum Schreibtisch zurück, um das erste Buch aufzunehmen. Dabei fiel ihr Blick auf das Papier, welches Stokes auf die Tischplatte gelegt hatte, wo sein Herr es bei seiner Rückkehr finden würde. Der Brief war aufgerollt und mit einem blutroten Band zusammengebunden – genau wie die Botschaften des Erpressers!
    Charlie legte die Bücher vorsichtig daneben ab, nahm die Schriftrolle auf und entfernte rasch das rote Band. Dann ließ sie sich auf den Sessel hinter dem Pult sinken und begann zu lesen.
    Wenn Sie die Identität der Person erfahren wollen, welche Ihre Braut erpresst hat, dann kommen Sie um elf Uhr zu Aggies Etablissement.
    Charlie ließ die Note sinken und schaute auf die Sanduhr neben der Tür. Es fehlten ja nur noch zehn Minuten bis elf Uhr, und Radcliffe war noch nicht einmal daheim! Er würde die Mitteilung niemals so rechtzeitig sehen, um noch …
    Sie schüttelte den Kopf. Weshalb sollte er auch? Schließlich hatte sie inzwischen geheiratet. Im Übrigen waren ihre und Elizabeths Eskapaden der Gesellschaft wohl bekannt und verziehen. Nun ja, jedenfalls die meisten dieser Eskapaden, dachte Charlie, verzog das Gesicht und nahm den Brief wieder zur Hand.
    Falls Sie nicht erscheinen, gehe ich davon aus, dass es Ihnen nichts ausmacht, wenn ganz London erfährt, dass Sie und Ihre Gemahlin vor Ihrer Trauung ein Bordell aufsuchten.
    Als Charlie das las, stöhnte sie auf. Dieses kleine Abenteuer war das Einzige, von dem die Gesellschaft nichts ahnte. Sie vermochte sich gut vorzustellen, welchen Wirbel es auslösen würde, falls herauskäme, dass Lady Radcliffe Gast in einem öffentlichen Freudenhaus gewesen war!
    Sie zerknüllte das Papier, warf es wütend quer durch den Raum, stand auf, umrundete den Schreibtisch und eilte aus der Bibliothek. Ein kurzer Blick in den Salon sagte ihr, dass Mrs. Hartshair sich zu der kleinen Runde gesellt hatte, so dass ihre, Charlies, Abwesenheit vermutlich gar nicht so sehr bemerkt wurde. Eilig lief sie die Treppe hinauf.
    Im Gegensatz zu dem, was sie Radcliffe versichert hatte, besaß sie noch einiges von der Garderobe, die sie während ihrer Auftritte als „Charles“ getragen hatte. Bei ihrer und Radcliffes Heimkehr hatte sie nämlich nicht eingesehen, weshalb sie alles wegwerfen sollte, und deshalb übergab sie Stokes die Sachen, auf dass er sie so entsorgte, wie er es für richtig hielt … mit Ausnahme dessen, was sie jetzt aus der Truhe am Fußende ihres Bettes zog.
    Sie vermutete, dass ihr Gemahl gehofft hatte, so etwas verhindern zu können. Radcliffe war äußerst umsichtig, was Details betraf, und hatte sicherlich die Tatsache nicht vergessen, dass der Erpresser, der sie an ihren Onkel zurückverkaufte, noch immer frei herumlief und sich bei ihnen möglicherweise wieder meldete.
    Daran hatte Charlie nicht gedacht. Vielmehr war sie der Ansicht gewesen, als verheiratete Frau jetzt in Sicherheit zu sein, weil ihr Gemahl sie auf seine Weise beschützte. Doch würde er es darauf ankommen lassen, dass sie ruiniert wurde, statt noch einmal Herrenkleidung anzulegen, um einen Erpresser zu treffen und sich selbst zu retten? Wahrscheinlich ja, dachte sie, während sie sich auskleidete. Männer konnten ja gelegentlich so unvernünftig sein!
    Sie nahm die Brustbinde auf, umwickelte sich rasch damit, zog sich die Männerkleidung an, band ihr Haar im Nacken zusammen, steckte es hinten in das Oberhemd und stülpte sich die fürchterliche Perücke auf den Kopf.
    Sie trat an den kleinen Kasten auf dem Nachttisch, schloss ihn mittels des Schlüssels, den sie an einer Kette um den Hals trug, rasch auf und nahm eine Hand voll Münzen heraus.

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