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Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe

Titel: Sands, Lynsay - HG 128 - Doppelspiel aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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machte einen Schritt zur Seite, um den Weg zur Tür zu verstellen, denn Bessie war schon wieder dabei, sich in diese Richtung zu bewegen. Das Mädchen blieb sofort stehen, doch es war ganz offensichtlich, dass es jeden Moment erneut loslaufen würde.
    „Bessie, ich bin dieselbe Charlie, die dich aus jenem Zimmer bei Aggie rettete. Meinst du nicht, du schuldetest mir zumindest die Gelegenheit, dir alles zu erklären?“
    Die Unsicherheit war Bessie, die jetzt sehnsüchtig zur Tür schaute, dann unglücklich seufzte und schließlich ein wenig nickte, deutlich anzumerken.
    „Gut.“ Charlie schenkte ihr ein sanftes Lächeln und deutete dann auf das Tischchen beim Fenster. „Komm, setz dich zu mir, damit ich dir die Dinge erklären kann.“
    Bessie schien erhebliche Zweifel zu haben, setzte sich jedoch in einen der kleinen Sessel und blickte Charlie, die jetzt in dem zweiten Sessel Platz nahm, argwöhnisch an.
    „Es ist nämlich so“, begann Charlie sofort, und es überraschte sie nicht, dass sich Bessies anfängliches Misstrauen mit Fortschreiten der Erzählung in Erstaunen und besorgtes Mitgefühl verwandelte. Charlie berichtete Bessie alles -nun ja, fast alles. Von dem Erpresser und den weniger schicklichen Momenten mit Lord Radcliffe sagte sie vorsichtshalber nichts. Am Ende ihrer Geschichte betrachtete das Mädchen sie mit aufrichtiger Bewunderung.
    „Wie tapfer Sie doch sind! Sich als Junge zu verkleiden und vor Ihrem Onkel davonzulaufen!“
    Charlie lächelte gequält und streichelte Bessies Hand. „Nicht tapferer als du, Bessie. Zwar hast du dich nicht als Bursche verkleidet, doch immerhin hast du dich bis ganz in die Hauptstadt durchgeschlagen, um dir dort eine Anstellung zu suchen.“
    „Oh gewiss. Und was ist dabei herausgekommen? Aggie überlistete mich und brachte mich in …“ Erschrocken unterbrach sie sich. „Sie waren in einem Bordell! Oh Himmel! Eine Lady in einem Bordell!“
    „Pst!“ machte Charlie, weil sie etwaige Lauscher fürchtete. „Das war Radcliffes Idee. Er meinte, ich sei zu feminin, und da wollte er aus mir einen richtigen Mann machen.“ Charlie schmunzelte amüsiert.
    „Lord Radcliffe weiß gar nicht, dass Sie eine Frau sind?“ fragte Bessie bestürzt.
    „Nein, das weißt jetzt nur du.“ Und als spräche sie eher mit sich selbst, fügte sie seufzend hinzu: „Du und der Erpresser.“
    „Der Erpresser?“ kreischte Bessie erschrocken auf.
    Rasch erzählte Charlie von den Briefen, welche sie erhalten hatten, von der fehlgeschlagenen Geldübergabe sowie von dem letzten Brief, in dem ihnen mitgeteilt worden war, dass sie das Geld bereit halten sollten, denn sie würden heute wieder von dem Erpresser hören. „Davon habe ich Beth vor ihrer Abreise lieber nichts gesagt. Es hätte sie womöglich sonst zu sehr beunruhigt.“
    „Ja, das hätte es wohl“, pflichtete Bessie bei und warf einen ängstlichen Blick auf das auf dem Tischchen stehende Tablett. „Heute, sagten Sie?“ fragte sie leise.
    „Ja.“ Charlie folgte Bessies Blick und sah erst jetzt den mit einem blutroten Band umwickelten und zusammengerollten Brief auf dem Tablett liegen. „Was ist denn das?“ fragte sie argwöhnisch. „Wo kommt das her?“
    „Das traf ein, kurz bevor ich heraufkam. Ein kleiner Straßenjunge brachte es. Er sagte, der Brief sei eilig, und Sie müssten ihn sofort erhalten.“
    Plötzlich unschlüssig, sah Charlie die Schriftrolle an. Einesteils hätte sie den Brief am liebsten sofort an sich gerissen, die darin enthaltenen Anweisungen gelesen und sie rasch befolgt, damit sie die ganze Angelegenheit hinter sich hätte. Andererseits überkam sie mit einem Mal eine dunkle Vorahnung. Charlie verdrängte dieses dumpfe Gefühl, griff nach der Schriftrolle, löste schweigend das rote Band und begann zu lesen, während Bessie sie gespannt beobachtete.
    „Was steht da drinnen?“ wollte das Mädchen wissen, als Charlie plötzlich einen Fluch ausstieß.
    Charlie warf das Papier ungehalten auf den Tisch, stand auf und begann, auf und ab zu gehen. „Der Erpresser will, dass wir beide kommen.“
    „Sie und ich?“ fragte Bessie bestürzt.
    Ungeduldig schüttelte Charlie den Kopf. „Nein, Elizabeth und ich. Wir sollen …“ Sie unterbrach sich und schaute das Mädchen an. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Bessies Miene verriet erneuten Argwohn. „Weshalb sehen Sie mich denn so an?“

15. KAPITEL
     
    „Was sind Sie doch für eine entzückende Dame!“ rief Mrs. Hartshair aus und trat stolz

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