Sanft kommt der Tod
dem Raum.
Auch Eve stieß sich vom Schreibtisch ab, folgte den beiden an die Tür und sah, dass Mosebly bereits auf die beiden zugelaufen kam.
»Ms Mosebly? Ich hätte da noch ein paar Fragen.«
»Ich bringe Mrs Miles-Branch und Melodie nur noch schnell hinaus.«
»Die beiden finden den Weg doch sicher auch allein. Kommen Sie also bitte kurz in Ihr Büro.«
Eve ersparte sich die Mühe, sich zu setzen, und lehnte sich stattdessen einfach an den Schreibtisch.
Mit an den Seiten geballten Fäusten kam Mosebly hereingestapft.
»Lieutenant Dallas, auch wenn ich durchaus verstehe, dass Sie Ihre Arbeit machen müssen, entsetzt mich Ihre herablassende, arrogante Art.«
»Okay. Hat Mr Foster gewohnheitsmäßig sein eigenes Essen und seine eigenen Getränke mit hierher gebracht?«
»Ich ... ich glaube, ja. Oder zumindest meistens. Selbstverständlich haben wir eine von einer Ernährungsberaterin zertifizierte Cafeteria und auch staatlich kontrollierte Verkaufsautomaten im Haus. Aber viele unserer Angestellten bringen zumindest ab und zu lieber ihre eigenen Sachen mit.«
»Hat er oft allein an seinem Pult gegessen?«
Mosebly massierte sich die Stirn. »Soweit ich weiß, hat er sein Mittagessen an zwei, drei Tagen pro Woche in seinem Klassenzimmer eingenommen. Ein Lehrer kann seine Arbeit nicht im Rahmen der normalen Schulstunden erledigen. Er muss den Unterricht planen, Arbeiten korrigieren, Lektüre und Laborversuche vorbereiten und so weiter und so fort. Außerdem hat Craig sich wie die meisten anderen Lehrer auch parallel zu seiner Arbeit hier beruflich fortgebildet, was ebenfalls mit einigem Aufwand verbunden ist. Deshalb hat er oft in seinen Pausen an seinem Pult gegessen und während des Essens gearbeitet. Er war sehr pflichtbewusst.«
Der in ihr angestaute Zorn schien sich zu legen und mit rauer Stimme fügte sie hinzu: »Er war jung und idealistisch. Er hat seinen Beruf geliebt, Lieutenant Dallas, das war nicht zu übersehen.«
»Hatte er irgendwelche Probleme mit Kolleginnen oder Kollegen?«
»Davon ist mir nichts bekannt. Er war ein freundlicher und umgänglicher junger Mann. Ich bin sowohl persönlich als auch beruflich der Ansicht, dass er ein großer Gewinn für unsere Schule war.«
»Gab es in letzter Zeit irgendwelche Entlassungen?«
»Nein. Hier bei Sarah Child haben wir eine sehr geringe Fluktuation. Craig war seit zwei Jahren hier. Er hat die Lücke geschlossen, die durch die Pensionierung eines unserer Lehrer nach fünfzig Jahren im Schuldienst, davon achtundzwanzig hier bei uns, entstanden war.«
»Wie steht es mit Ihnen? Wie lange sind Sie selbst schon hier?«
»Ich bin seit drei Jahren Rektorin. Insgesamt jedoch habe ich inzwischen fünfundzwanzig Jahre sowohl als Lehrkraft als auch in der Verwaltung an Schulen zugebracht.«
»Wann haben Sie Mr Foster zum letzten Mal gesehen?«
»Heute Morgen, aber nur ganz kurz.« Mosebly trat vor einen kleinen Kühlschrank und nahm eine Wasserflasche heraus. »Er kam wie meistens etwas früher, um noch den Fitnessraum zu nutzen. Die Benutzung der Geräte und des Pools steht allen Angestellten frei. Craig hat diese Möglichkeit an den meisten Vormittagen noch vor Unterrichtsbeginn genutzt.«
Seufzend schenkte sie sich etwas von dem Wasser in ein Glas. »Möchten Sie auch etwas, Lieutenant?«
»Danke.« Eve schüttelte den Kopf.
»Ich war selber heute Morgen schwimmen und habe den Poolbereich gerade verlassen, als er hereingekommen ist. Wir haben uns gegrüßt, über den Verkehr gejammert, und dann bin ich gegangen. Ich war ziemlich in Eile, hörte aber noch, wie er ins Wasser sprang.« Sie hob ihr Glas an ihren Mund. »Als ich die Tür des Umkleideraums geöffnet habe, habe ich es gehört. Oh, Gott.«
»Wann genau war das?«
»Gegen sieben Uhr dreißig. Um acht hatte ich eine Telefon-Konferenz, und weil ich zu lange im Pool geblieben war, war ich etwas spät dran. Ich war wütend auf mich selbst und habe deshalb kaum mit Craig gesprochen.«
»Wo hat er sein Mittagessen aufbewahrt?«
»Nun, ich nehme an, in seinem Klassenzimmer. Vielleicht auch im Pausenraum, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich je gesehen hätte, dass er etwas dort in den Kühlschrank gelegt oder herausgenommen hat.«
»Ist das Klassenzimmer für gewöhnlich abgesperrt?«
»Nein. Natürlich ist die Schule gut gesichert, aber die einzelnen Klassenräume stehen immer offen. Es gibt keinen Grund sie abzuschließen, da das Miteinander hier bei Sarah Child auf Vertrauen und
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