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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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– und Lily ebenfalls nicht, erwiderte er im Stillen.
    Seine Mutter ließ jedoch nicht locker. Schließlich gab er, gegen besseres Wissen, nach und sagte zu. Früher oder später muss ich Hugo wieder unter die Augen treten, da kann ich es gleich hinter mich bringen, redete er sich ein und war sich zugleich seines wahren Beweggrunds deutlich bewusst: Lily zog ihn, Sebastian, wie magisch an, und er konnte sich nicht länger von ihr fernhalten.
    Als er am folgenden Abend am See eintraf, versuchte er trotzdem, Distanz zu ihr zu wahren, und es gelang ihm erstaunlich gut. Natalie zwang ihn, ihr in der Küche beim Aufräumen und Spülen zu helfen, und stellte ihn bei der Gelegenheit zur Rede. Ohne Umschweife kam sie zur Sache.
    „Du hast es ihr gesagt, stimmt’s, Sebastian?“
    „Wem habe ich was gesagt?“
    „Du hast die Katze aus dem Sack gelassen und Lily alles über ihre Mutter erzählt.“
    Umständlich verstaute er übrig gebliebenes Essen im Kühlschrank. „Wieso glaubst du das, Natalie?“
    „Ach, ich weiß auch nicht genau“, erwiderte sie spöttisch. „Vielleicht weil ihr euch gegenseitig nicht in die Augen sehen könnt oder weil du so tust, als wäre sie gar nicht da, oder weil du sie ansiehst wie ein Habicht das Kaninchen, wenn du dich unbeobachtet glaubst. Also gib’s schon zu: Du hast es ihr gesagt, oder?“
    Sebastian seufzte und lehnte sich gegen den Kühlschrank. „Wenn du es unbedingt wissen musst: Ja. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.“
    „Wieso? Ich finde, sie hatte ein Recht darauf, es zu erfahren“, widersprach Natalie ihm. „An Dads Geburtstag bin ich deswegen sogar von der Feier weggegangen und habe dich in deiner Wohnung gesucht. Ich wollte dich überreden, mit Lily zu sprechen, aber du warst spurlos verschwunden.“
    Du hast keine Ahnung, wie nah dran du warst, mich zu finden, Schwesterchen, dachte er sarkastisch. „Ja. Es schien uns keine gute Idee zu sein, vor einem Publikum von ungefähr hundert Leuten über Familiengeheimnisse zu reden, deshalb sind Lily und ich … am Fluss spazieren gegangen.“
    „Wie hat Lily die Enthüllungen aufgenommen?“
    Sebastian wandte kurz den Blick zur Decke. Natalie wollte unbedingt einen sozialen Beruf ergreifen, aber manchmal bewies sie erstaunlich wenig Einfühlungsvermögen. „Das kannst du dir doch bestimmt vorstellen.“
    „Ja: nicht gut. Man sieht ihr an, dass es ihr ziemlich an die Nieren geht. Weiß Dad es?“
    „Dass ich ihr alles gesagt habe? Nein.“
    „Wenn du nicht möchtest, dass er es errät, solltest du das irgendwie verhindern. Seit der Party ist Lily viel stiller als vorher, aber erst, als du heute hier aufgetaucht bist, wurde mir klar, warum. Sie ist bei deinem Anblick beinah ohnmächtig geworden.“
    Er hielt sich nicht oft an Natalies Tipps, ausnahmsweise hatte sie ihm jedoch einen guten Rat gegeben. Sebastian ging hinaus auf die Veranda, wo Lily mit Hugo und seiner Mutter plauderte. Er schlug sich mit der Hand auf den Bauch und sagte beiläufig: „Ich muss die vielen Kalorien abarbeiten und spazieren gehen. Komm doch mit, Lily. Ich zeige dir die Gegend.“
    Trotzig hob sie das Kinn und schien ablehnen zu wollen, er zog sie jedoch einfach vom Stuhl hoch und führte sie die Stufen hinunter, bevor sie protestieren konnte. Auch als sie den Pfad zum Ufer des Sees entlanggingen, hielt er sie weiterhin fest.
    „Du kannst dir die Mühe sparen, mir zu sagen, dass du lieber mit einer Viper spazieren gehen würdest, denn das sieht man dir deutlich an“, begann Sebastian, als sie außer Hör- und Sichtweite der anderen waren. „Ich möchte unbedingt mit dir reden. Unter vier Augen.“ Jetzt erst ließ er sie los.
    „Hoffentlich geht es um etwas Dringendes, du Grobian“, erwiderte Lily scharf und rieb sich das Handgelenk. „Falls du etwas entdeckt hast, womit du meine Mutter noch mehr in den Dreck ziehen kannst, behalte es für dich! Ein zweites Mal höre ich mir so etwas nicht an. Mein Selbstwertgefühl hat schon genug Schaden gelitten.“
    Er umfasste ihren Ellbogen. „Lily, bitte, hör mir zu!“
    „Rühr mich nicht an!“ Wütend schob sie seine Hand weg.
    „Schon gut, ich werde dich nicht mehr anfassen“, versicherte Sebastian ihr beschwichtigend. „Hörst du mir dann zu?“
    „Bleibt mir denn etwas anderes übrig?“
    Sie versuchte, kühl und ungerührt zu wirken, aber ihm fiel auf, wie viel Mühe es sie kostete. Tränen schimmerten in ihren Augen, und ihre Stimme klang rau.
    „Sieh mal, Lily, ich merke

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