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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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es gelang ihr nicht. Es war so eng und dumpf im Auto, dass sie das Gefühl hatte zu ersticken. Stöhnend löste sie den Sicherheitsgurt und riss am Türgriff. Ihre Lungen schienen zu bersten. Sie musste nach draußen an die frische Luft! Heftig stieß sie die Tür auf und fiel fast aus dem Wagen. Was machte es schon, dass der Regen herabströmte und der Wind ihr das nasse Haar ins Gesicht peitschte, alles war besser, als in dem Auto zu bleiben, das ihr plötzlich wie ein Sarg vorkam.
    Blind vor Panik, lief Lily los, nur von einem Gedanken getrieben: Sie musste zurück zu dem Restaurant. Nach wenigen Metern stieß sie jedoch gegen ein Hindernis, und jemand packte sie bei den Armen.
    „Haben Sie Ihr letztes bisschen Verstand verloren?“, rief Sebastian laut, um das Tosen des Wassers zu übertönen. „Was, zum Teufel, haben Sie vor?“
    „Wir wären beinah umgekommen!“
    „Und beinah ist Ihnen nicht genug? Wollen Sie die Sache hier draußen zu Ende bringen?“
    „Ich möchte …“ Nein, sie konnte das unsinnige Entsetzen nicht beschreiben, das sie aus dem Auto getrieben hatte. Plötzlich begann sie zu schluchzen, und Tränen mischten sich mit dem Regen auf ihrem Gesicht.
    „Aufhören!“, forderte Sebastian sie schroff auf. „Es ist nichts passiert. Verlieren Sie erst dann die Nerven, wenn eine echte Katastrophe eintritt!“ Er schüttelte sie leicht, doch seine Stimme klang verständnisvoll, als er hinzufügte: „Ich verstehe ja, dass der Gedanke an den Autounfall Ihrer Eltern Sie noch belastet, aber es hilft Ihnen gar nichts, wenn Sie Ihre Fantasie mit sich durchgehen lassen. Reißen Sie sich zusammen, Lily, und setzen Sie sich wieder ins Auto.“
    „Ich kann nicht“, klagte sie.
    „Dann muss ich Ihnen helfen.“
    Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hob er sie hoch und legte sie sich über die Schulter. Sie protestierte laut und trommelte gegen seinen Rücken, was ihn völlig kalt ließ. Rasch trug er sie zum Auto und setzte sie auf dem Beifahrersitz ab wie einen Sack Kartoffeln.
    „Sie haben meine Geduld schon genug strapaziert“, informierte Sebastian sie aufgebracht und gurtete sie an. „Noch so eine waghalsige Aktion, und Sie finden sich mutterseelenallein am Straßenrand wieder – ein Erlebnis, von dem Sie bestimmt nicht gern berichten würden, immer vorausgesetzt natürlich, dass Sie die Nacht überleben.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, fügte er hinzu: „Hier wimmelt es nur so von Berglöwen, Schlangen und blutsaugenden Fledermäusen.“
    Er schloss die Beifahrertür und lief auf die Fahrerseite.
    „Sie lügen“, meinte Lily zittrig, nachdem er eingestiegen war. „Vor allem, was die Fledermäuse betrifft.“
    Seine Augen blitzten im schwachen Licht des Armaturenbretts, und er lächelte herausfordernd. „Beweisen Sie es!“
    Sie erwiderte das Lächeln nicht. Teilnahmslos lehnte sie sich zurück und gab sich geschlagen. Der Tag, der so erwartungsvoll begonnen hatte, hatte nichts als Enttäuschungen gebracht und war auch mit Humor nicht mehr zu retten. Nun wünschte sie nur noch, dass er endlich ein Ende fand.
    Sebastian wendete den Wagen. „Vor ungefähr fünfzehn Kilometern sind wir an einem Motel vorbeigefahren. Wir können nur hoffen, dass die Straße inzwischen nicht unpassierbar geworden ist und im Motel noch Zimmer frei sind.“
    Bis zu einem gewissen Grad war das Glück auf ihrer Seite. Das Motel erwies sich als Gebäude aus den Fünfzigerjahren, auf das man seither keinen einzigen Dollar mehr verschwendet hatte. Im Empfangsbüro baumelte eine nackte Glühbirne über dem Pult, die Risse im Plastikbezug des einzigen Stuhls waren mit Klebeband geflickt. Der Betreiber des Motels roch, wie Lily schaudernd feststellte, durchdringend nach Tabak und sah aus wie ein Troll.
    „Ganz schön Betrieb heute Nacht bei dem Wetter und allem“, meinte er. „Ich hab nur noch ein Zimmer frei. Nehmt es oder lasst es, Leute. Wenn ihr nicht zugreift, tut es mit Sicherheit ein anderer.“
    „Wir nehmen es.“ Sebastian legte seine Kreditkarte aufs Pult und begann, das Anmeldeformular auszufüllen.
    „Ich verbringe die Nacht nicht mit Ihnen im selben Raum“, informierte Lily ihn, während sie zu dem ihnen zugewiesenen Zimmer gingen.
    „Möchten Sie lieber im Auto übernachten?“
    „Nein!“
    Er öffnete die Tür von Nummer neunzehn. „Ich auch nicht! Gehen Sie schon mal rein, und machen Sie es sich bequem, während ich das Gepäck hole.“
    Sie stand noch immer auf der Schwelle, als er

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