Sanfte Eroberung
verkaufen und den Erlös einer von Miss Blanchards Organisationen spenden, wenn du willst. Oder du benutzt das Geld, um dein Heim für gestrauchelte Frauen zu gründen.«
Wieder meldete sich der seltsame Schmerz in Lilys Hals. Heaths Großzügigkeit rührte sie sehr, machte ihr aber zugleich das Herz schwer.
Er verstand ihre Sehnsüchte. Bevor sie die Frauen in der Privatpension kennengelernt hatte, war ihr größter Wunsch gewesen, durch die Welt zu reisen. Nach wie vor sehnte sie sich nach Abenteuern, obgleich inzwischen anderes an die erste Stelle gerückt war. Und Heaths Angebot war äußerst verlockend.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, nahm Heath ihre Hand und führte sie zu dem Tisch, auf dem eine Weltkarte ausgebreitet lag. Er schwenkte die Hand über die zahlreichen Kontinente und Ozeane. »Wohin würdest du zuerst reisen, wenn du könntest? «
Zögernd blickte Lily auf die Karte. Dort lockten Frankreich, Italien, Spanien, die Alpen sowie unzählige andere Orte, die sie einmal sehen wollte. Während der langen Jahre der Napoleonischen Kriege waren all diese Länder zu gefährlich für Reisende gewesen, doch nun, da die Kriege vorbei waren ...
»Ich könnte dich hinbringen«, beschwor Heath sie leise, und seine Stimme klang entschieden zu verführerisch.
Lily strich mit ihrem Finger über die Karte und verharrte auf dem Mittelmeer. Im Geiste sah sie die überragende Schönheit vor sich, über die sie bisher nur gelesen hatte: azurblaues Meer, strahlender Sonnenschein, weiße Strände und Palmen, die in der warmen Brise wippten.
»Danke, aber nein«, entgegnete sie schließlich mit einem bedauernden Seufzer.
Als sie Heath den Vertrag zurückgab, legte er ihn auf den Tisch, bevor er ihr Hutband löste und ihr Hut und Schleier abnahm.
Lily sah ihn fragend an. »Heath ... was tust du? «
»Ich ziehe dich aus.«
Sie erstarrte. »Hattest du nicht gesagt, du würdest mich nicht mehr anrühren? «
Er lächelte, während er ihr die Nadeln aus dem Haar zupfte. »Ich habe es mir anders überlegt.«
Ein wohliges Kribbeln regte sich in ihr. »Aber du willst doch nicht riskieren, mich enceinte zu machen. «
»Stimmt«, bestätigte er und zog einen kleinen Beutel aus der Innentasche seines Gehrocks, den Lily wiedererkannte. Es war der, den Peg ihr gegeben hatte.
»Ich habe ihn gestern Abend mitgenommen«, erklärte Heath.
Prompt bekam Lily Herzklopfen. »Heißt das, du erwägst doch, mich zu deiner Mätresse zu nehmen? «
»Nein, aber du darfst sowohl meine Mätresse als auch meine Ehefrau sein, so leidenschaftlich und wild, wie du magst - und gleichzeitig ehrbar. «
»Heath ... «, begann sie, doch er legte beide Hände an ihre Wangen und küsste sie sanft.
»Ich beabsichtige, dich auf einer Weltkarte zu nehmen, Lily. Gewiss wird dir die symbolische Implikation nicht entgehen.«
Sie konnte nichts entgegnen, weil ihr Hals plötzlich zu trocken war.
Seine Finger tauchten in ihr Haar und lösten die dichten Locken, die ihr über die Schultern fielen.
»Ich möchte dir zeigen, wie unsere Ehe sein kann«, murmelte er, »welche Wonnen sie uns bescheren könnte.«
Dann stand er da, betrachtete sie vertraut, wissend und liebevoll und wartete auf ihre Entscheidung. Schmerzliche Sehnsucht breitete sich in Lilys Brust aus. Sie hatte gewusst, dass Heath sie noch aus einem anderen Grund hergebracht hatte, und ihr war außerdem klar, dass sie keinen weiteren Liebesakt mit ihm wagen sollte. Fanny hatte Recht: Sie musste die Intimität zwischen ihnen beenden, ehe sie sich in ihn verliebte. Heath wurde mit jedem Tag unwiderstehlicher und somit gefährlicher, zumal seit er sie an Bord des Schiffes geführt hatte, um ihr sein erstaunliches Geschenk zu zeigen.
Lily kämpfte gegen ihr Verlangen und trat einen Schritt zurück. »Es wäre nicht klug von mir, dem zuzustimmen.«
»Wann hast du dich jemals von Weisheit lenken lassen, Lily?«, entgegnete er und kam näher. »Du begehrst mich genauso sehr, wie ich dich begehre.«
Was der Wahrheit entsprach. Sie brauchte Heath bloß anzusehen, und schon regte sich Hitze zwischen ihren Schenkeln.
Lily stemmte ihre Hände gegen seine Brust, rang um Willensstärke, doch seine Erregung verlockte sie, und das übertrumpfte die Stimme der Vernunft, die sie warnte.
Vielleicht konnte sie es noch ein einziges Mal genießen, redete Lily sich ein. Bloß ein letztes Mal, und danach nie wieder ...
Heath schien ihr Hadern zu spüren, denn er nahm sie fester in seine Arme, neckte und
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