Sanfte Eroberung
Er zeigte ihr, welche Freude es sein konnte, sich ihm als Frau hinzugeben, seiner Leidenschaft mit gleichem Feuer zu begegnen. Sie fürchtete sich nicht mehr vor seiner Zärtlichkeit - was ihr eine Warnung sein sollte ...
Abermals unterbrach Fanny ihre Gedanken. » Claybourne zum Ehemann zu haben, könnte mehr als dein körperliches Verlangen befriedigen, Lily. Mit ihm hättest du eine Zukunft. Glaub mir, du willst im Alter nicht allein sein! «
Dasselbe hatte Winifred ihr erst jüngst gesagt.
»Kannst du aufrichtig behaupten, dass du vollkommen glücklich bist, wie es jetzt ist?«, drängte Fanny.
Sie war jedenfalls nicht unglücklich. Es gab Zeiten, in denen sie sich ein bisschen ... leer fühlte. Lily runzelte die Stirn. Fühlte sie sich wirklich leer? Nein, natürlich nicht. Sie führte ein sehr erfülltes Leben, obgleich sie während der letzten Wochen in London ohne ihre Schwestern bisweilen einsam gewesen war.
»Ich bin vollkommen zufrieden damit, ledig zu bleiben«, antwortete sie schließlich.
Fanny seufzte. »Nun, dann solltest du achtgeben, dich nicht zu sehr auf Lord Claybourne einzulassen. Leidenschaft kann zu Liebe führen, Lily. Falls du nicht riskieren willst, dein Herz zu verlieren, solltest du jedwede Intimität mit ihm umgehend abbrechen.«
»Vielleicht habe ich gar keine Wahl«, erklärte Lily ein wenig ängstlich. »Er steht kurz davor, unser Spiel zu gewinnen, und in dem Fall ist ihm gewährt, mir offiziell den Hof zu machen. «
»Nur weil du seine Gesellschaft erdulden musst, brauchst du ja nicht gleich sein Bett zu teilen. Das nämlich wäre ein gravierender Fehler. «
Zweifellos hatte Fanny Recht. Falls sie weiterhin Heaths Geliebte war, würde sie Gefahr laufen, ihm ihr Herz zu schenken. Dann würde sie womöglich zustimmen ihn zu heiraten, und sie wäre in einer ausweglosen Ehe gefangen, genau wie ihre Mutter.
Sie wusste, wie verführerisch Heath sein konnte, wie betörend sein Charme wirkte. Nein, es wäre eindeutig unklug gewesen, heute Nacht ein weiteres Mal mit ihm ...
»Versprich mir wenigstens, dass du die idiotische Idee aufgibst, seine Mätresse zu werden! «, bat Fanny.
Lily nickte gedankenversunken. »Na schön«, lenkte sie ein, »ich verspreche es.«
Sie würde die Affäre mit Heath beenden, ehe sie begonnen hatte und noch während sich ihr Herz und ihr Leib danach sehnten, dass sie sich anders entschied.
Sechzehntes Kapitel
Du tatest recht daran, mich zu warnen, Fanny. Intimität mit ihm ist viel zu gefährlich. Ich muss unserer Affäre ein Ende setzen, bevor es zu spät ist.
Lily an Fanny
Da Heath sich weigerte, das Ziel ihrer Ausfahrt am folgenden Nachmittag zu verraten, waren Lilys erste Hinweise das Kreischen der Möwen sowie der Geruch von Salzwasser und Fisch. Und als sie aus dem Kutschenfenster schaute, konnte sie die Themse sehen.
Er hatte sie in den Londoner Hafen gebracht, wie sie verwundert feststellte.
Sein Schweigen dauerte fort, bis die Kutsche an einer Pier vor einer großen Brigantine hielt.
»Willst du mich auf eine Seereise entführen? «, fragte Lily, als er ihr beim Aussteigen half.
»Nicht unmittelbar«, erwiderte Heath.
Das Wetter war bewölkt, aber angenehm, und eine leichte Brise zurrte an ihrem Schleier und der Pelisse, als er sie auf die Gangway der Brigantine geleitete. Das Schiff schien verlassen, oder zumindest bemerkte Lily niemanden an Bord.
»Wo ist die Mannschaft? «
»Sie haben am Nachmittag Landgang. Wir sind allein bis auf ein paar Stewarts. Komm, lass uns unter Deck gehen.«
Neugierig folgte sie ihm über das blitzblanke Eichenholzdeck zu einer Luke, von der aus eine steile Leiter in einen engen Korridor hinunterführte. Heath ging voraus in einen Raum, der wie eine Passagierkabine anmutete, allerdings reichlich großzügig ausgestattet war. Poliertes Messing und Mahagoni umrahmten die Bullaugen, und die Tagesdecke auf dem breiten Bett bestand aus edelstem Brokat. In dem glasigen Licht, das durch die Bullaugen hereinfiel, erkannte Lily eine Karte, die auf dem kleinen Tisch in der Mitte der Kabine ausgebreitet lag.
Als Heath die Tür hinter ihnen schloss, hob Lily ihren Schleier und drehte sich zu ihm um. »Willst du mich noch länger auf die Folter spannen, oder verrätst du mir jetzt, warum du mich hereingebracht hast? «
»Ich wollte dir dieses Schiff zeigen, denn es ist mein Geschenk an dich.«
Lily blinzelte. »Du willst mir ein Schiff schenken? «
Mit wenigen Schritten war Heath bei dem Sekretär
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