Sanfte Selbstbehauptung
wenn Sie (oder jemand anders) respektlos behandelt werden. Verwandeln Sie sich auf der Stelle in einen Spielverderber oder eine Spielverderberin. Das überhaupt nicht lustige Spiel »Ach wie witzig ist diese Demütigung« beenden Sie mit Ihrem klaren Nein. Und darüber, dass Sie diesen »Spaß« verderben, diskutieren Sie mit Ihrem Gegenüber auch nicht.
Noch ein wichtiger Tipp: Widerstehen Sie der Versuchung, es Ihrem Gegenüber heimzuzahlen, indem Sie auch respektlos werden. Damit würden Sie nur auf das gleiche niedrige Niveau sinken, gegen das Sie sich gerade gewehrt haben. Also machen Sie keine beleidigenden Bemerkungen, verpassen Sie dem anderen keine gepfefferte Retourkutsche. Indem Sie selbst auf Herabsetzungen verzichten, zeigen Sie, dass Sie integer und respektabel sind. Bei Demütigungen und Beleidigungen gilt eine machtvolle Kurzfassung der Nein-Strategie und die möchte ich Ihnen hier vorstellen.
Antworten Sie auf eine Beleidigung
nicht mit einer Gegenbeleidigung.
Sagen Sie einfach nur konsequent
Nein.
Selbstbehauptungsstrategie: So wehren Sie sich mit einem knallharten Nein gegen Demütigungen
• Stehen Sie sofort auf und gehen Sie in die stärkste königliche Muthaltung, die Ihnen möglich ist.
• Sprechen Sie viel lauter und etwas tiefer als gewöhnlich und legen Sie eine maximale Autorität in Ihre Stimme. Aber fangen Sie nicht an zu schreien.
• Schauen Sie Ihr Gegenüber durchdringend an. Vergrößern Sie den Abstand zum anderen. Treten Sie zwei Schritte zurück.
• Sagen Sie mit lauter, strenger Stimme ein bis zwei kurze Sätze, die den anderen in die Schranken verweisen. Beispielsweise so: »Nein, das will ich nicht. Hören Sie sofort damit auf.« »Stopp! Das ist eine Beleidigung. So reden Sie nicht mir.« »Schluss jetzt! Das lass ich nicht mit mir machen.« »Das ist nicht witzig. So werde ich mit dir nicht weiterreden.«
• Lassen Sie sich nicht in eine Diskussion verstricken. In dem Moment, in dem Sie herabgesetzt, beleidigt oder bedroht werden, ist die Kommunikation zu Ende.
• Notfalls wiederholen Sie Ihr Nein mit den gleichen Worten, wieder und wieder. Oder Sie verlassen die Situation.
Manchen Menschen fällt es zunächst schwer, kraftvoll und mit sehr strenger Stimme zu sprechen. Falls Ihnen das auch so geht, können Sie diese Strategie zunächst allein, zu Hause ausprobieren. Nehmen Sie zwei Stopp-Sätze aus der Strategie und sprechen Sie diese Sätze mit maximaler Autorität und laut, aber ohne zu schreien, gegen eine Wand. Stellen Sie sich dabei vor, Sie würden das einem Widersacher ins Gesicht sagen. Wiederholen Sie die Sätze so lange, bis Sie eine kraftvolle Stimme haben. Ihre königliche Muthaltung sorgt dafür, dass Sie die nötige innere Kraft finden und nach außen hin Selbstsicherheit ausstrahlen.
Willkommen in der Welt der Harmoniebedürftigen
Eigentlich ist es doch ganz einfach: Um Nein sagen zu können, ist es wichtig, dass Sie sich selbst eingestehen, dass Ihnen etwas gegen den Strich geht. Da ist etwas, was Sie stört oder nervt. Wenn Sie das gemerkt haben, sagen Sie Nein oder ziehen Sie eine Grenze. Sie machen deutlich, was Sie nicht mehr wollen.
Mit Ihrem Nein werden Sie wahrhaftiger.
Gestehen Sie sich selbst ein,
dass es da etwas gibt, was Sie stört.
Nun, theoretisch ist das einleuchtend. Aber nur theoretisch, also auf dem Papier. Lassen Sie uns jetzt in die wirkliche Welt überwechseln, denn dort sieht die Sache häufig anders aus.
Ich berichte jetzt von den Leuten, die am häufigsten meine Selbstbehauptungstrainings besuchen. Das sind Männer und Frauen, die es in ihrem Alltag gern harmonisch haben möchten und die vor allem eins wollen: keinen Streit. Ich gebe es zu, ich gehöre auch zu diesen harmoniebedürftigen Leuten. Oder was glauben Sie, warum ich ein Buch über sanfte Selbstbehauptungsstrategien geschrieben habe? Ja, ich mag auch keinen Streit. Und falls Sie auch zu den harmoniebedürftigen Leuten gehören, kennen Sie unser Problem. Wir Harmoniebedürftigen können nur schwer Nein sagen. Natürlich wissen wir rein theoretisch, wie man Nein sagt. Aber weil das Nein die Harmonie stört, versuchen wir es lieber auf die »nette« Tour. Praktisch bedeutet das, wir lassen uns viel zu viel gefallen. Statt uns zu wehren, sagen wir nichts und lassen uns auch nichts anmerken.
Im Kontakt mit anderen Menschen
brauchen wir immer beides:
unser Ja und unser Nein.
Da lästert die Kollegin schon wieder über unsere neue Frisur.
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