Sanfte Selbstbehauptung
mehrmals.
Diese freundliche Strategie des Neinsagens setzt darauf, dass Ihr Gegenüber im Prinzip gut mit Ihnen auskommen will. Und damit das gelingt, geben Sie dem Betreffenden eine klare Rückmeldung darüber, was Sie stört und wo Ihre Grenzen sind. Wenn Sie das freundlich bis neutral rüberbringen, kann der andere sein Verhalten ändern, ohne dabei sein Gesicht zu verlieren. Sie haben ihn (oder sie) nicht angegriffen, sondern nur eine Grenze gezogen. Damit bleibt die ganze Angelegenheit undramatisch.
Auch hier gilt wieder, dass Sie andere Menschen nicht zwingen können, ihr Verhalten zu ändern. Aber mit einer klaren, selbstsicheren Kommunikation erhöhen Sie die Chancen, dass Ihre Mitmenschen Ihnen entgegenkommen.
So können Sie Nein sagen und dabei verständnisvoll bleiben
Ich habe über einen langen Zeitraum bei mir selbst beobachtet, in welchen Situationen mir das Neinsagen schwer fiel. Dabei merkte ich, dass ich während eines Gespräches sehr oft in die Welt meines Gesprächspartners eintauchte. Ich verstand den anderen und ich fand seine Argumente einleuchtend. Wenn mein Gesprächspartner jetzt etwas von mir wollte, also eine Bitte aussprach, hing ich am Haken. Fast automatisch – weil ich alles so gut verstehen konnte – flutschte ein Ja aus meinem Mund. Aus meinem inneren »Ja, das verstehe ich« wurde blitzschnell ein gesprochenes »Ja, das tue ich«. Und schon übernahm ich die Aufgabe oder verpflichtete mich zu einem Termin.
Wenn Sie Verständnis für jemanden
haben, heißt das nicht automatisch,
dass Sie auch Ja sagen müssen.
Als ich automatisch Ja sagte, hatte ich hundert Prozent Einfühlungsvermögen für den anderen, aber null Prozent Einfühlungsvermögen für mich selbst. Mir fehlte mein Verständnis für mich .
Das Problem dabei ist nicht das Einfühlungsvermögen. Wie so viele unserer Fähigkeiten ist auch das Einfühlungsvermögen enorm wertvoll. Es ist eine kostbare, soziale Kompetenz und keinesfalls eine Schwäche. Erst unser Einfühlungsvermögen sorgt dafür, dass wir einigermaßen friedlich mit anderen Menschen zusammenleben können. Wo es fehlt, machen sich langsam aber sicher Lieblosigkeit und Grausamkeit breit. Aber weil das Einfühlungsvermögen so kostbar ist, braucht es auch einen soliden Schutz. Und der beste Schutz ist eine klare Abgrenzung.
Für mich war es wichtig zu lernen, wie ich in einem Gespräch auch meine eigenen Interessen im Auge behalten kann. Denn wir brauchen immer beides: Einfühlungsvermögen für unser Gegenüber und zugleich auch Einfühlungsvermögen für uns selbst.
Versuchen Sie nicht nur, die anderen
zu verstehen. Haben Sie auch
Verständnis für sich selbst.
Wenn wir für beide Seiten Verständnis haben, kann es sein, dass wir unser Gegenüber sehr gut verstehen können und trotzdem Nein zu seiner Bitte sagen. Wie das praktisch geht, möchte ich Ihnen gleich zeigen.
Mit der nachfolgenden Strategie sagen Sie Nein, zeigen aber zugleich, dass Sie die Gefühle und Absichten Ihres Gegenübers nachvollziehen können. Sie können diese Strategie überall dort einsetzen, wo Ihnen viel an der guten Beziehung zu Ihrem Gesprächspartner liegt.
Achtung! Die Strategie, die jetzt gleich kommt, ist nur glaubwürdig, wenn Sie Ihren Gesprächspartner tatsächlich verstehen und seine Beweggründe nachvollziehen können. Bitte täuschen Sie kein Verständnis vor, wenn Sie es nicht haben. Und natürlich sind Sie keinesfalls gezwungen, Ihren Gesprächspartner zu verstehen. Wenn Sie sich nicht in Ihr Gegenüber einfühlen können, ist das nicht weiter schlimm. Benutzen Sie einfach eine der anderen Strategien, die ich Ihnen in diesem Kapitel vorstelle.
Selbstbehauptungsstrategie: Verständnis zeigen und trotzdem Nein sagen
1. Hören Sie genau zu
Hören Sie Ihrem Gegenüber gut zu. Nur zuhören. Sie sagen noch nichts. Achten Sie darauf, dass Sie nicht mit dem Kopf nicken, denn das könnte Ihr Gesprächspartner als ein Ja deuten. Hören Sie einfach in einer neutralen Haltung zu.
2. Stellen Sie fest, was Sie wollen
Nachdem Sie gehört haben, was Ihr Gegenüber von Ihnen will, nehmen Sie sich eine kurze Besinnungspause. Bleiben Sie still und fühlen Sie nach, wie es Ihnen geht. Stellen Sie sich jetzt im Stillen folgende Frage: »Was will ich?« Nehmen Sie Ihre Interessen und Wünsche genauso ernst wie die Ihres Gegenübers.
3. Teilen Sie dem anderen Ihre Entscheidung mit
Wenn Sie die Bitte Ihres Gesprächspartners nicht erfüllen
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