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Sanfte Selbstbehauptung

Titel: Sanfte Selbstbehauptung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Berckhan
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es, dass sie auch noch als Erwachsene automatisch in eine nette, liebe Haltung gehen, wenn sie anderen Menschen begegnen.

Viel zu nett, um Nein zu sagen
    Wenn Ihre Körpersprache automatisch signalisiert »Ich bin nett und lieb«, kann Sie das in Schwierigkeiten bringen. Vor allem dann, wenn Sie sich durchsetzen wollen. Ich möchte Ihnen das an einem Fallbeispiel erklären und zwar anhand der Geschichte von Julia.
    Julia gehörte zu den gutmütigen, netten Frauen. Sie begegnete jedem mit einem Lächeln. Sie konnte gut zuhören und nickte verständnisvoll, wenn ihr jemand etwas erzählte. Aber das war nicht alles. Julia ließ sich auch leicht überrumpeln und sie konnte, wie so viele nette Frauen, nur schwer Nein sagen. In der Firma gab es einen männlichen Kollegen, der ihr das Leben schwer machte. Er schaffte es immer wieder, einige seiner Arbeiten auf sie abzuwälzen.
     
    Wer zu nett und gutmütig ist, wird in
Gesprächen leicht überrumpelt.
     
    Julia erzählte mir, wie die Sache typischerweise ablief. Und wenn Sie die nachfolgende Szene lesen, stellen Sie sich das
    Ganze am besten bildlich vor. Denn die Körpersprache spielt hier eine entscheidende Rolle.
    Julia arbeitete gern mit offener Bürotür, um auch mal schnell mit jemandem plaudern zu können. Der betreffende Kollege schlenderte über den Flur, blieb in ihrem Türrahmen stehen und sagte dann irgendetwas Harmloses, wie zum Beispiel: »Na, sind Sie wieder fleißig?«
    Julia antwortete automatisch mit ihrer netten Körpersprache. Sie schaute den Kollegen lächelnd an und nickte. Der fühlte sich sofort eingeladen und ging in ihren Büroraum. Dort setzte er sich meistens nicht auf den Stuhl, sondern auf die Schreibtischkante. Und dann fing er sofort an zu reden. Und Julia schaute zu ihm hoch und hörte zu.
     
    Führen Sie Ihre Gespräche auf gleicher
Augenhöhe.
     
    Meistens beklagte er sich darüber, dass ihm sein Chef wieder viel zu viel Arbeit aufs Auge gedrückt hat. Er müsse bis Freitag die Quartalszahlen zusammenstellen und auswerten. Aber das könne er unmöglich schaffen. Julia nickte verständnisvoll. Der Kollege fühlte sich durch das nette Kopfnicken eingeladen, weiterzureden. Und dann begann er mit seiner Arbeitsumverteilung.
    Für ihn war Julia die einzige von den Kollegen, die ihn verstand und die nicht immer nur an sich selbst dachte. Bei diesen Worten lächelte Julia und – nickte. Außerdem sei sie auch eine Weltmeisterin im Umgang mit diesem Datenbankprogramm, mit dem er sich überhaupt nicht auskenne. Julia fühlte sich geschmeichelt und – lächelte.
    Der Kollege hatte »zufällig« die Unterlagen dabei, aus denen er die Quartalszahlen zusammenstellen sollte. Noch ehe Julia irgendetwas sagen konnte, nickte ihr Kopf automatisch. Und schon lagen die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. Ob sie sich das mal eben schnell anschauen könne, fragte der Kollege, aber auf eine Antwort wartete er nicht. Er redete einfach weiter und Julia war so nett, ihn nicht zu unterbrechen. Und schon stand der Kollege im Türrahmen und verabschiedete sich. Er bedankte sich noch dafür, dass sie ihm mal wieder aus der Patsche half.
     
    Respektiert werden ist wichtiger
als beliebt sein.
     
    Julia verdrehte die Augen, versuchte etwas zu sagen, aber seine Arbeit lag bereits auf ihrem Schreibtisch. Bisher hatte sie es nicht geschafft, seine Unterlagen dort unberührt liegen zu lassen. Tatsächlich war das, was der Kollege von ihr wollte, für sie nur eine Kleinigkeit. Und wegen so einer Kleinigkeit wollte sie keinen Streit anfangen. Wenn er dann zwei Tage später seine fertigen Quartalszahlen bei ihr abholte, war Julia seine Lieblingskollegin, die ihn mal wieder gerettet hatte. Die einzig Nette in der ganzen Abteilung.
    Um es gleich vorweg zu sagen: Julias Hilfsbereitschaft war im Prinzip ganz in Ordnung. Es ist vollkommen okay, sich gegenseitig zu helfen. Aber hier gab es zwei Probleme. Erstens: Julia wurde nicht wirklich gefragt, sondern jedes Mal überrumpelt. Und zweitens: Die Hilfsbereitschaft war vollkommen einseitig. Julia half immer dem Kollegen. Nie umgekehrt. Und der Kollege erwähnte seinem Chef gegenüber nie, dass es Julia war, die die Quartalszahlen zusammengestellt hatte. Nach außen war der Kollege der große Könner und Macher. Julias Anteil daran fiel völlig unter den Tisch. Das Einzige, was sie erntete, war die Garantie, dass er mit seiner Arbeit wieder zu ihr kam.
     
    Sie haben das Recht, gefragt
zu werden, bevor Sie eine Arbeit

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