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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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Aus diesen Gründen hielt Wilhelm Saalbauer es für ungemein wichtig, die Schwarzen zum Christentum zu bekehren, denn nur so würden aus ihnen anständige und verlässliche Arbeiter werden.
    Charlotte nickte und ließ sich von Schammi den Rest Hühnerfleisch mit Currysoße auf den Teller geben. Besonders sympathisch war ihr der Bursche nicht, aber immerhin war er kein junger Spund mehr und hatte seine Erfahrungen gemacht, das war ein Pluspunkt für ihn. Allerdings war die Liste seiner Tätigkeiten außerordentlich lang, und sie fragte sich, ob das nun ein Vorteil oder ein Nachteil war. Er hatte im Süden eine Baumwollplantage geführt, später in Lindi irgendeinen Handel betrieben, drei Jahre lang am Kilimandscharo Kaffee gepflanzt, außerdem schien er einige Erfahrungen als Großwildjäger gesammelt zu haben, da er sich darüber beklagte, dass man heutzutage mit dem Elfenbein kaum noch ein Geschäft machen könne.
    Doch sie war gewillt, über einige Ungereimtheiten hinwegzusehen– ganz gleich, was er früher getrieben hatte, die Hauptsache war, dass er seiner Aufgabe in Neu-Kronau gerecht wurde.
    Sie holte eine Karte herbei und erklärte ihm die Ausdehnung ihres Besitzes, welche Pflanzungen sich wo befänden, wie es darum stehe und wie viele Arbeiter momentan auf der Plantage wohnten. Er hörte ihr höflich zu und bemerkte dann mit einem Lächeln, dass er sich bereits bei den Nachbarn erkundigt habe. Es würde viel von seinem Vorgänger, Björn Husdahl, geredet, der wohl ein seltsamer Vogel gewesen sei, aber doch ein tüchtiger Verwalter. Manche Nachbarn hätten sogar behauptet, es ginge mit Neu-Kronau bergab, seitdem Husdahl fort war.
    » Nun– eine Plantage zu führen ist Männersache, gnädige Frau. Vor allem die Schwarzen, die lassen sich von einer Frau nichts sagen. Und dann gehören auch ein guter Blick dazu und viel Erfahrung, um die richtigen Entscheidungen zu fällen. Sisal haben Sie gepflanzt? Das– mit Verlaub– ist pure Geldverschwendung in diesem Klima, die Pflanzen werden von Schädlingen gefressen werden und verfaulen… «
    Peter Siegel nickte zu jedem Wort und schob die Zeichnung auf dem Tisch hin und her, Klara jedoch spürte Charlottes aufsteigenden Ärger.
    » Meine Cousine Charlotte hat fünf Jahre lang eine Sisalplantage am Kilimandscharo geleitet « , warf sie ein und lächelte Wilhelm Saalbauer an. » Allerdings hatte sie zwei zuverlässige weiße Helfer. «
    » Das versteht sich. Trotzdem, mein Kompliment, gnädige Frau… «
    Er hatte recht genaue Vorstellungen, was sein Gehalt betraf, außerdem verlangte er eine Beteiligung an dem zu erwartenden Ernteertrag und ein Mitspracherecht beim Verkauf des Kaffees. Charlotte zögerte– Björn Husdahl hatte solche Bedingungen nicht gestellt, er hatte sich einfach in die Arbeit gestürzt, ohne um Geld zu feilschen.
    » Ich würde mir gern die Arbeiterwohnungen anschauen, Frau Johanssen. Und wenn möglich auch die Ackergeräte. Ach ja– und die Wasserbecken neben dem Teich würde ich ebenfalls gern aus der Nähe betrachten… «
    Er stapfte aus dem Wohnraum und bemerkte, dass ihm der Anbau als Wohnung durchaus genüge, er sei bescheiden und brauche weder aufwendige Möbel noch große Räume. Ob sie ihren Gästen immer eine solche Whiskybar zur Verfügung stelle?
    » Natürlich nicht. Ein Gast hat die Flaschen mitgebracht. «
    Sie ärgerte sich über Jeremy Brooks, weil sie sich seinetwegen rechtfertigen musste, aber auch Wilhelm Saalbauers Neugier gefiel ihr wenig. Zwar hatte sie nichts zu verbergen, aber er hätte ruhig ihre Erlaubnis einholen können, bevor er überall auf der Plantage herumschnüffelte. Sie hörte sich seine Ausführungen über die Arbeiterwohnungen an, die er für viel zu komfortabel hielt. Sie müsse wissen, dass die Schwarzen andere Begriffe vom Wohnen hätten, dort würde niemals ausgefegt, die Speisen stünden offen herum, so dass die Fliegen darauf säßen, und die Lagerstätten schüttele auch niemand auf. Ein paar Ratten störten vielleicht die Europäer– den Afrikanern mache es nichts aus, wenn diese Nager ihnen in der Nacht über die Gesichter liefen.
    » Da bin ich aber anderer Ansicht! « , widersprach Charlotte entschieden.
    » Was Ihr gutes Recht ist, gnädige Frau. «
    Im Stall bemängelte er die Unordnung, ansonsten schien er zufrieden, auch die gemauerten Becken fanden Gnade vor seinem kritischen Blick, allerdings sehe er schon jetzt, dass einige Stellen ausgebessert werden mussten.
    » Ich kann Ihnen

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