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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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teilte.
    » Das ist nicht klug von Ihnen, Lady. Sie sollten ihn wirklich zurückholen. «
    » Wollen Sie mir Vorschriften machen, Mr Brooks? «
    Er schüttelte den Kopf und schlug aus Verlegenheit mit der Hand gegen die hölzerne Türfüllung. Ein Schwall Regenwasser ergoss sich vom Dach auf den Hof herunter wie ein durchsichtiger Schleier.
    » Und jetzt? « , fragte er unsicher.
    » Es wird sich schon ein anderer finden « , erwiderte sie schulterzuckend. » Und bis dahin könnte ich Ihre Hilfe sehr gut gebrauchen. «
    » Wenn das so ist… «
    Er blieb auf der Schwelle stehen, um ihr die Tür aufzuhalten, und sah ihr nach, während sie die Ziegen von ihren Topfpflanzen verscheuchte, mit Martha Mukea über die Wäsche verhandelte und schließlich im Wohnhaus verschwand. Als er sie später auf ihrem Ausritt begleitete, hatte er seinen Entschluss gefasst und machte ihr zahllose Vorschläge zur Verbesserung der Plantage, manche davon brauchbar, manche völlig verrückt.
    » Du hast ein gutes Werk getan, Charlotte « , meinte Peter Siegel, als sie am Abend zu dritt beieinandersaßen. » So mancher, der dem Laster verfiel, wurde durch harte Arbeit wieder auf den rechten Weg zurückgeführt. «
    » Ich habe nicht vor, Jeremy Brooks zu einem neuen Menschen zu machen– das kann ich gar nicht. Aber er ist ein anstelliger und cleverer Busche, den ich gut gebrauchen kann. «
    » Er hat einen guten Kern « , sagte Klara. » Gewiss haben ihn unglückliche Umstände in den Alkohol getrieben. Wenn er so fröhlich lacht, dann kommt er mir manchmal wie ein kleiner Junge vor. Hast du gemerkt, wie sehr er sich bemüht, dir zu gefallen, Lotte? «
    » Du liebe Zeit, Klara! « , stöhnte Charlotte, die froh war, dass Jeremy sie nicht hören konnte. Er hatte darauf bestanden, für die Dauer seines Aufenthalts auf der Plantage in Björn Husdahls Hütte zu wohnen, und war schon am ersten Abend mit Sack und Pack dort eingezogen. Charlotte hatte sich darüber gewundert, zumal es zu dieser Jahreszeit ständig regnete und die Nächte ungemütlich kühl und feucht sein konnten, doch sowohl Peter als auch Klara lobten Jeremys Entschluss. So wäre das Gästezimmer für mögliche Besucher frei, und ohnehin wäre eine größere räumliche Distanz zwischen ihr und einem unverheirateten Mann schicklicher, jetzt, da George in Daressalam weilte.
    » Der Raum im Anbau ist nur durch drei Türen von deinem Schlafzimmer getrennt, Charlotte « , gab Klara zu bedenken.
    » Du hast Simba vergessen! « Charlotte lachte. » Er würde jeden Gast, der es wagte, sich diesen Türen zu nähern, mit Haut und Haaren verspeisen. «
    Tatsächlich konnte sich Simba mit Jeremy Brooks nicht anfreunden. Wo immer der junge Mann auftauchte, empfing ihn der rotbraune Hund mit feindseligem Knurren, meist stellte er sogar die Nacken- und Rückenhaare auf, so dass Charlotte genötigt war, ihren Beschützer zur Ordnung zu rufen.
    » Er hat nicht vergessen, dass Sie ein Jäger sind « , scherzte sie dann und bemühte sich, Simbas gesträubtes Fell durch sanftes Streicheln zu glätten.
    » Aber Hund und Jäger sind Partner « , widersprach Jeremy verdrossen. » Wieso versteht er nicht, dass ich auf seiner Seite bin? «
    » Er hat den falschen Namen « , erklärte Charlotte grinsend. » Simba, der Löwe. Sie haben schon zu viele Löwen geschossen, Mr Nimrod! «
    » Seit Monaten keinen einzigen mehr. «
    An den Abenden erschien Jeremy hin und wieder im Wohnhaus, klopfte höflich an die Eingangstür und fragte, ob er ihnen ein wenig Gesellschaft leisten dürfe. Er war ein angenehmer Gesellschafter, konnte unbefangen plaudern und über sich selbst lachen, aber auch Erlebtes mit großem schauspielerischem Talent zum Besten geben. Niemals gab er dabei etwas von sich selbst preis, doch er musste viel herumgekommen und dabei allerlei seltsamen Charakteren begegnet sein, denn seine Erzählungen wimmelten von skurrilen Persönlichkeiten aus aller Herren Länder. Manchmal verblüffte er sie auch mit Zaubertricks, brachte Münzen, Bleistifte oder auch Charlottes Kopftuch zum Verschwinden und ließ sie an den seltsamsten Orten wieder auftauchen, dann wieder hatte er sich harmlose Gesellschaftsspiele ausgedacht, mit denen er sie den Abend über in Atem hielt. Er war voll Bewunderung für Klaras Zeichentalent, bat sie, ihm ihre fertigen Bilder zu zeigen, und so stieß er irgendwann auf die Darstellung einer kleinen Kirche inmitten der Wildnis des Usambara-Gebirges. Als Peter Siegel ihm erklärte,

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