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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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günstig einen hervorragenden Pulper beschaffen, gnädige Frau. «
    » Das wird hoffentlich nicht nötig sein, da ich bereits einen besitze. «
    Jeremy hatte den großen Rührbottich in den Wirtschaftsanbau geschleppt und rückte ihm dort– wie weithin zu hören war– mit Hammer und Feile zu Leibe. Der niedrige Anbau diente auch als Waschküche, gerade an diesem Morgen hatte Martha Mukea die frisch gewaschenen Hemden und Unterhosen zum Trocknen aufgehängt, so dass Jeremy die beiden Besucher erst wahrnahm, als sie schon dicht vor ihm standen.
    » Da schau einer an! «
    Es lag Verblüffung, aber auch Ironie in dem kurzen Satz, den Wilhelm Saalbauer bei Jeremys Anblick ausstieß. Jeremy starrte ihn für wenige Sekunden an, wischte sich dann wortlos den Schweiß von der Oberlippe und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    » Da haben Sie wohl den Bock zum Gärtner gemacht « , meinte Saalbauer spöttisch. » Ich denke mal, Sie werden auf mein Angebot zurückkommen. «
    » Ich verstehe nicht… «
    » Kommen Sie bitte, gnädige Frau « , sagte Wilhelm Saalbauer jovial und schlug ein weißes Hemd zur Seite, das im Weg hing. » Wir müssen das nicht hier besprechen. «
    Auf dem Hof saß Simba und blinzelte zu den Ziegen hinüber, während Sammi seine Pfoten sorgfältig mit dem rötlichen Schlamm beschmierte, den Ontulwe in einer Pfütze anrührte. Simba rührte sich um keinen Zentimeter, obgleich ihn Sammis Finger fürchterlich kitzelten.
    » Sehen Sie zu, dass Sie diesen Burschen so schnell wie möglich loswerden, gnädige Frau « , raunte Saalbauer Charlotte zu, als fürchte er, belauscht zu werden. » Ich kenne diesen Jeremy Brooks, er ist ein Taugenichts. Hat nicht einmal Ehre genug im Leib, seine Spielschulden zu begleichen. Und darüber hinaus… «
    » Was…darüber hinaus? «
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung und fuhr sich über seinen Oberlippenbart.
    » Nun, das sind Dinge, über die man vor einer Dame nicht spricht, aber natürlich werden in solchen Spielhöllen auch andere Dienste angeboten, wenn Sie verstehen, was ich meine. «
    Sie bewahrte Haltung. Ganz sicher hatte er recht, Jeremy Brooks war in keiner Hinsicht ein Waisenknabe. Dennoch spürte sie einen unbändigen Zorn auf diesen scheinheiligen, geschäftstüchtigen, redlichen Besserwisser in sich aufsteigen, der ihr erzählen wollte, eine Frau tauge nicht dazu, eine Plantage zu führen.
    » Sie meinen, dass Jeremy Brooks ein Säufer und ein Hurenbock ist, Herr Saalbauer? « , sagte sie vernehmlich und sah ihm dabei lächelnd ins Gesicht. » Nun– genau das vermute ich auch. Und stellen Sie sich vor: Es stört mich nicht im Geringsten! «
    Am Nachmittag ging ein weiteres Tropengewitter nieder, und schon bald sahen sie die Arbeiter mit Hacken und Spaten von den Feldern zurückkehren– bei diesem Wetter war dort nichts auszurichten. Peter Siegel stand im Wohnraum im ersten Stock auf einem wackeligen Stuhl und schwang den Hammer, um eine undichte Stelle im Dach mit einem Brett zu verschließen. Er hatte schon mehrere Nägel krumm geschlagen, wollte jedoch auf keinen Fall aufgeben. Klaras dringliche Bitte, diese Arbeit doch Jonas Sabuni zu überlassen, ignorierte er.
    Martha Mukea kam aus der Waschküche gelaufen und beschwerte sich, dass sie drei weiße Unterhosen, die bereits auf der Leine gehangen hätten, noch einmal waschen müsse.
    » Bwana Jeremy ist viel eifrig mit Arbeit, und Öl spritzt auf weiße Wäsche! «
    Charlotte sah nur kurz von ihrem Rechnungsbuch auf und ordnete mit gerunzelter Stirn an, dass Martha Mukea die Wäsche vorerst im Anbau mit dem Gästezimmer aufhängen solle. Den Bock zum Gärtner machen – ganz so unrecht hatte Wilhelm Saalbauer nicht gehabt. Wollte das Schleifen und Dröhnen dort drüben im Wirtschaftsanbau denn gar kein Ende nehmen? Ein Wunder, dass der Engländer es so lange ohne seinen Whisky aushielt, aber möglicherweise hatte er irgendwo eine eiserne Reserve versteckt. Ihr » Geschenk « hatte sie jedenfalls aus dem Gästehaus getragen und in ihrem Schlafzimmer gleich neben der Hausapotheke verwahrt.
    Spät am Nachmittag klopfte Jeremy Brooks an ihre Tür. Er hatte Hände und Gesicht notdürftig mit Regenwasser gereinigt, Kleidung und Haar waren grau verschmiert, ein intensiver Geruch nach Petroleum ging von ihm aus.
    » Melde gehorsamst– der Pulper ist von Rost befreit und arbeitet einwandfrei! «
    Charlotte schob die Zeitschrift Der Pflanzer beiseite, in der über allerlei Pilzkrankheiten bei

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