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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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schwarzen Jacke schoben sie zur Seite. Er wollte sein Funkgerät aus der Tasche holen, Oleg nahm es ihm ab und warf es in hohem Bogen weg.
    »Was geht hier vor sich?«, piepste eine Verkäuferin. »Was erlaubt ihr euch? Glaubt ihr, in Uniform ist alles erlaubt?«
    Sie gingen schweigend an ihr vorbei, verteilten sich im Geschäft. Die Verkäuferin lief in einen Nebenraum. Die »Sojusniki« sammelten Flaschen und schöne Dosen ein.
    Sascha ging von einer Vitrine zur nächsten. Er fand nicht heraus, was er eigentlich brauchte. Was das überhaupt ist, wozu das alles. Er entschied sich für nichts, blickte verloren. Er holte mit der Maschinenpistole weit aus, zertrümmerte einen Berg aus Glas, eine Pyramide aus Dosen stürzte zusammen, dann ging er.
    Auf dem Weg zur Kasse nahm er einen Apfel, biss hinein. Der Apfel hatte keinen Geschmack.
    »In die Fahrzeuge, Jungs!«, schrie er. Er wartete am Eingang auf die anderen.
    Neben der Eingangstür saß auf einem Stuhl der Wachposten, dem ohnehin alles egal war; er schaute die mit vollgestopften Taschen hinausgehenden Teufel in Tarnanzügen an, rauchte, verzog verächtlich das Gesicht.
    »Im diesem Raum wird nicht geraucht«, sagte Wenja, nahm ihm die Zigarette aus dem Mund.
    »Zur Verwaltung, Brüder!«, befahl Saschka auf der Straße. »Der Gouverneur ist noch am Leben …«
    »Der Gouverneur schläft noch«, gluckste Wenja.
    Bis er vom Kotflügel hinuntergeklettert war, waren der Autobus und die zwei Milizkarren schon abgefahren. Sie jagten ihnen nach.
    Nach drei Minuten holte sie ein Milizauto ein, dort tönte es aus den Lautsprechern: »Streifenwagen der Sondereinheit! Wir fordern sie auf, stehenzubleiben! Streifenwagen der Sondereinheit!«
    »Warum reden sie mit uns nicht über Funk?«, fragte Wenja bei Oleg nach. »Was schreien sie so? Wir wecken die Leute auf …«
    »Das ist die nicht zur Abteilung gehörige Patrouille. Die haben einen anderen Kanal«, sagte Oleg. »Wahrscheinlich hat die Kassiererin Alarm geschlagen, sie werden jetzt alle hierherkommen …«
    Oleg drückte am Funkgerät herum, suchte den richtigen Kanal und fragte, nachdem er die Sprechtaste gedrückt hatte: »Das ist eine Streife der Sondereinheit, wer fragt hier nach uns, antworte?«
    Nach einigen Sekunden dröhnte eine sich überschlagende Stimme aus dem Lautsprecher: »Brems sofort, Arschgesicht, sonst schieße ich!«
    »Nein, du bremst, denn ich schmeiß jetzt eine Granate auf die Straße«, sagte Oleg. »Schau nach links. Linkes Fenster!« Er streckte die Hand mit einer abgezogenen Granate hinaus. Zwischen Olegs Zähnen, sah Sascha im Rückspiegel, steckte der Sicherungsring.
    Oleg spuckte den Ring aus und kündigte laut durch das Funkgerät an: »Ich werfe sie!«
    Das sie verfolgende Auto bremste – der Fahrer riss das Steuer rum, verlor die Kontrolle über das Fahrzeug; es schoss auf die leere Gegenfahrbahn auf einen Mast zu, schrammte ihn aber nur leicht. Sascha bemerkte noch, wie aus der rechten Tür der Karre ein Milizionär heraussprang und sich auf den Asphalt warf.
    Die Granate explodierte.
    »Hat sie wen erwischt?«, fragte Sascha, der im linken Spiegel nichts erkannte, die Straße machte eine starke Kurve.
    »Den Teufel hat sie wen getötet …«, antwortete Oleg. »Es ist höchstens jemand vor Angst gestorben … Das war eine Blendgranate …«
    Beim Administrationsgebäude stand ein einziges Auto.
    Der Asphalt war gereinigt und die Mülleimer geleert.
    Sie läuteten an einer hohen Glastür. Ein jugendlicher, pausbäckiger Milizionär kam herausgelaufen. Er öffnete eilfertig den Riegel.
    »Es ist, verdammt noch mal, nichts zu verstehen!«, plapperte er noch hinter dem Glas. »Sie schreien da im Funk was rum – irgendetwas brennt, es wird geschossen, oder?«
    Sascha wartete geduldig, bis die Tür aufging.
    »Was passiert da?«, fragte der Milizionär, nachdem er geöffnet hatte. Er blickte die Jungs lächelnd an.
    »Geh hin und schau selbst nach.« Sascha packte den Milizionär grob am Kragen und zog ihn auf die Straße. Ging an ihm vorbei ins Gebäude.
    Sie nahmen dem Milizionär die Pistole ab, versetzten ihm eine beleidigende Ohrfeige, ließen ihn auf der Straße stehen.
    Ein zweiter, älterer Milizionär saß in einem Kasten links vom Eingang, schaute gespannt auf das Funkgerät, als würde er von ihm etwas erwarten.
    »Guten Morgen«, sagte Sascha. »Gehen Sie nach Hause. Es wurde ein spezielles Wachregime eingeführt, Terroristen sind in der Stadt.«
    Der Milizionär schaute

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