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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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habe ich mir erzählen lassen. Aber glaub mir, ganz gleich, welche Rechte man der Frau auch zubilligen mag - es ändert nichts an der Natur der Menschen.«
    Ja, was sollte man dazu sagen? Am besten wohl gar nichts. Wie hatte der Graf eben erkannt - an der Natur des Menschen änderte man schwer etwas - was wohl auch für seine zutreffen mochte.
    Eine Weile noch betrachtete der Graf mich mit amüsiert nach oben gezogenen Mundwinkeln, dann sagte er unvermittelt: »Magie jedenfalls ... laut der Prophezeiung müsstest du dich damit auskennen.
Begabt mit der Magie des Raben schließt G-Dur den Kreis, den zwölf gebildet haben.«
    »Das habe ich bis jetzt auch schon mehrfach gehört«, sagte ich. »Aber niemand konnte mir sagen, was die Magie des Raben eigentlich ist.«
    »Der Rabe auf seinen rubinroten Schwingen, zwischen den Welten hört Tote er singen, kaum kennt er die Kraft, kaum kennt er den Preis; die Macht erhebt sich, es schließt sich der Kreis . . .«
    Ich zuckte mit den Schultern. Aus diesen Schüttelreimen wurde doch keiner klug.
    »Es ist nur eine Prophezeiung zweifelhafter Herkunft«, sagte der Graf. »Es muss nicht zwingend zutreffen.« Er lehnte sich zurück und verlor sich wieder darin, mich zu betrachten. »Erzähl mir etwas von deinen Eltern und deinem Zuhause.«
    »Meinen Eltern?« Ich war ein bisschen überrascht. »Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Mein Vater ist gestorben, als ich sieben war, er hatte Leukämie. Bis zu seiner Krankheit war er Dozent an der Universität von Durham. Dort haben wir gelebt, bis zu seinem Tod. Dann ist meine Mum mit meinen kleinen Geschwistern und mir nach London gezogen, ins Haus meiner Großeltern. Wir leben dort zusammen mit meiner Tante und meiner Cousine und meiner Großtante Maddy. Meine Mum arbeitet als Verwaltungsangestellte in einem Krankenhaus.«
    »Und sie hat rote Haare, wie alle Montrose-Mädchen, nicht wahr? Genau wie deine Geschwister, oder?«
    »Ja, alle außer mir sind rothaarig.« Warum fand er das denn so interessant? »Mein Vater hatte dunkle Haare.«
    »Alle anderen Frauen im Kreis der Zwölf sind rothaarig, wusstest du das? Bis vor gar nicht so langer Zeit reichte diese Haarfarbe in vielen Ländern aus, um jemanden als Hexe zu verbrennen. Zu allen Zeiten und in allen Kulturen haben die Menschen die Magie als gleichermaßen faszinierend wie bedrohlich empfunden. Das ist auch der Grund, warum ich mich so ausführlich damit beschäftigt habe. Was man kennt, muss man nicht fürchten.« Er beugte sich vor und legte die Finger aneinander. »Mich persönlich hat vor allem der Umgang der fernöstlichen Kulturen mit diesem Thema brennend interessiert. Auf meinen Reisen nach Indien und China habe ich das Glück gehabt, auf viele Lehrer zu treffen, die bereit waren, ihr Wissen weiterzugeben. Ich wurde in die Geheimnisse der Akasha-Chronik eingeweiht und lernte vieles, das das geistige Fassungsvermögen der meisten westlichen Kulturen schlichtweg sprengen würde. Und was die Herren der Inquisition auch heutzutage noch zu unüberlegten Handlungen hinreißen würde. Nichts fürchtet die Kirche mehr, als wenn der Mensch erkennt, dass Gott nicht außerhalb von uns im fernen Himmel sitzt und über unser Schicksal bestimmt, sondern in uns drin.« Er sah mich prüfend an, dann lächelte er. »Es ist immer wieder erfrischend, mit euch Kindern des 21. Jahrhunderts blasphemische Themen zu erörtern. Ihr zuckt bei Häresie nicht mit der kleinsten Wimper.«
    Nö. Wahrscheinlich würden wir das nicht mal tun, wenn wir wüssten, was Häresie ist.
    »Die asiatischen Meister sind uns auf dem Pfad der geistigen Entwicklung weit voraus«, sagte der Graf. »Manch kleine .. . Fähigkeit, wie die, die ich dir bei unserem letzten Treffen demonstrieren konnte, habe ich ebenfalls dort erworben. Mein Lehrmeister war ein Mönch eines geheimen Ordens tief im Himalaja. Er und seine Mitbrüder dort können sich verständigen, ohne ihre Stimmbänder zu benutzen, und sie können ihre Feinde besiegen, ohne einen Finger rühren zu müssen, so stark ist die Kraft ihres Geistes und ihrer Vorstellung.«
    »Ja, das ist sicher nützlich«, sagte ich vorsichtig. Er sollte bloß nicht auf den Gedanken kommen, mir das Ganze noch einmal zeigen zu wollen. »Gestern Abend auf dieser Soiree habt Ihr diese Fähigkeit an Lord Alastair getestet, glaube ich.«
    »Oh, die Soiree.« Er lächelte wieder. »Von mir aus gesehen, wird sie erst morgen Abend stattfinden. Wie erfreulich, dass wir Lord

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