Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)
ein Kunststück."
Bevor ich etwas erwidern kann, ist Edan aus dem Wagen geklettert. Zurückhaltend folge ich ihm und betrachte die zwei braunen Tiere, die Joachim an den Zügeln hält. Wortlos nimmt ihm mein Begleiter ein Pferd ab. Der Mensch möchte mir das andere Reittier überreichen, aber Edan schüttelt den Kopf.
"Behalte du es. Als Lohn."
"Du weißt, dass ich keine Gegenleistung erwartet habe..."
"Ja, aber du hast dir eine verdient."
Daraufhin senkt Joachim den Kopf und zeigt sich mit einem Lächeln erkenntlich.
"Danke für alles, Joachim. Pass gut auf Hannah auf. Sie ist wirklich eine einzigartige Frau."
"Und gib du auf das Mädchen Acht!", ruft die rundliche Frau lachend.
"Das werde ich! Auf gehts, Niamh."
Bevor ich reagieren kann, hat Joachim mich zu Edan auf das Pferd gehoben und wir galoppieren los. Erschrocken klammere ich mich an Edan fest und presse mich gegen seinen Körper.
Noch nie in meinem Leben habe ich mich so schnell bewegt. Der Wind fährt unter meinen schwarzen Umhang und weht mir die Kapuze vom Kopf. Mit einer schnellen und unbeholfenen Bewegung setze ich sie mir wieder auf, während das Schaukeln des Pferdes an meinen Kräften zerrt. Innerlich stelle ich mich auf eine lange und beschwerliche Reise ein.
Ich spüre die Muskeln des Tieres unter mir und die Körperwärme meines Begleiters vor mir. Vorsichtig sehe ich mich um und bewundere die Landschaft. Aus meiner Heimat bin ich hohe Bäume gewohnt, die mit ihrem grünen Laub die Sonne zurückhalten. Hier strahlt das helle Himmelsgestirn mit voller Intensität auf uns nieder und treibt mir Schweißtropfen auf die Stirn. Die Umgebung ist nicht voller Buschwerk und Blätter, sondern von Weizen golden gezeichnet. Soweit mein Blick reicht, sehe ich Felder, manchmal unterbrochen von einem oder mehreren Menschenhäusern. Noch nie zuvor habe ich den Horizont erblickt. Fasziniert starre ich auf die feine Linie, an der Himmel und Erde eins zu sein scheinen.
Eine unglaubliche Sehnsucht erfasst mich. Ich möchte dem Horizont entgegenreiten und das Himmelszelt berühren, obwohl mir klar ist, dass das ein kindischer Traum bleiben wird.
Schweigend reiten wir weiter, allein der Wind säuselt mir verführerische Worte ins Ohr. Ich bin mir nicht sicher, wie lange wir bereits unterwegs sind, aber allmählich verschwimmen die Farben der Natur. Das Gold der Weizen wird matt, der Himmel dunkel. Die Nacht bricht herein und ich frage mich besorgt, wo wir unser Lager aufschlagen werden. Ganz langsam versinkt die Sonne am Horizont und es scheint fast so, als würde sie nicht gehen wollen.
Über uns strahlt der Mond in voller Pracht und verspottet mit seinem silbernen Glitzern das erstickende Licht der Sonne. Dass sie sich den Himmel schon bald zurückerobern wird, weiß er nicht. Seine Begleiter, die funkelnden Sterne, leuchten triumphierend und schließlich muss auch das hellste Gestirn sich seinem Schicksal ergeben und zur Ruhe legen.
Seufzend betrachte ich den Nachthimmel. In Cad'e konnte man aufgrund der Bäume, die stark die Sicht beeinträchtigten, nie so viele Sterne auf einmal sehen. Hier scheinen sie zahlreicher zu sein, als alle Blätter des Waldes zusammen.
"Wir sollten rasten."
Die ersten Worte seit unserem Aufbruch. Vor Schreck klammere ich mich noch fester an Edan und halte die Luft an.
"Ja", würge ich hervor. Vom langen Schweigen klingt meine Stimme rau und brüchig. Ich räuspere mich.
"Ja", wiederhole ich dieses Mal fester. Der Halbdämon zügelt das Pferd, bis es bei einer kleinen Baumgruppe zum Stehen kommt.
Die niedrigen, verkrüppelten Gewächse stehen dicht beieinander und schützen alles, was hinter ihnen verborgen liegen könnte. Wachsam umkreist mein Begleiter unser ausgewähltes Nachtlager und gibt mir schließlich ein Zeichen, dass alles in Ordnung ist. Das Pferd wird an einen der Bäume festgebunden und getränkt.
Derweil habe ich mich schon auf dem Boden niedergelassen und fahre mit meinen Fingern über das Moos, welches die Erde bedeckt. Es fühlt sich härter und struppiger als im Wald an. Verstört ziehe ich meine Hände wieder zurück und falte sie in meinem Schoß. Mit überkreuzten Beinen sitze ich da und starre vor mich hin, während Edan etwas Holz aufeinanderschichtet und es anzündet.
"Bereit?"
Edan steht vor mir und sieht mich erwartungsvoll an. Verwirrt neige ich den Kopf zur Seite.
"Ich wollte dich in der Lehre der Magie unterweisen."
Anmutig lässt er sich vor mir auf den moosigen Untergrund sinken. Meine Glieder sind steif
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