Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)
Eisen.
Außer dem Tisch und den Sitzgelegenheiten, die wir benutzen, befinden sich nur noch einige hüfthohe Schränke an der Wand. Über ihnen hängen Kräuter, die an einem Seil befestigt sind, das zwischen zwei Nägeln gespannt wurde.
"Bin schon da."
Überrascht drehe ich mich um, als eine rundliche Frau in den Raum wirbelt. Sie ist definitiv menschlich, strahlt im Gegensatz zu Joachim aber heitere Leichtigkeit aus. Ihr Mondgesicht wird von goldenen Locken umrahmt und sie trägt ein breites Lächeln auf den Lippen.
"Edan, wie schön dich zu sehen!"
Mit einer nicht zu ihr passenden Geschwindigkeit steht sie neben Edan und nimmt ihn in die Arme. Der Überrumpelte japst lautstark nach Luft, woraufhin Hannah ihn wieder loslässt.
"Entschuldige. Und das muss Niamh sein? Edan hat schon so viel von dir erzählt!"
Noch bevor ich dem Halbdämon einen bösen Blick zuwerfen kann, finde ich mich in Hannahs Armen wieder. Die Wucht ihrer Umarmung raubt auch mir für einen kurzen Augenblick den Atem. Bevor ich jedoch ersticke, lässt sie mich los und sieht mich fragend an.
"Tee?"
Ich nicke benommen und lasse mich wieder auf den Stuhl fallen, von dem sie mich während der Umarmung gehoben hat. Die freundliche Frau eilt zu einem der Schränke und fördert zwei Becher sowie eine Schöpfkelle zutage. Mit ihren Errungenschaften eilt sie zum Kamin, öffnet den Topf und füllt die Behälter mit kochendem Wasser. Im Stillen bewundere ich die Souveränität, mit der sie all das erledigt. Auf eine merkwürdige Art sieht sie sogar elegant aus, als sie die Becher vor uns platziert, einige Kräuter von der Leine nimmt und in unsere Trinkgefäße schmeißt. Dankbar lächle ich die Gastgeberin an, woraufhin ihr Grinsen noch breiter wird.
"Edan hat nicht untertrieben. Du siehst wirklich gut aus."
Verblüfft schaue ich zu Edan, der mit feuerrotem Kopf zu Boden starrt. Hannah kneift ihm spielerisch in die Wange.
"Soso. Das Mädchen weiß noch gar nichts von ihrem Glück?"
"Es reicht, Schatz", schaltet sich Joachim mahnend, aber lächelnd, ein.
"Ich gehe wieder zu den Waren und verpacke sie weiter. Kümmere du dich bitte um unsere reizenden Gäste."
In ihrer Stimme schwingt zu meiner Überraschung nicht ein Hauch Wut mit. Noch immer lächelnd verschwindet sie wieder und lässt mich mit den schweigenden Männern alleine. Argwöhnisch betrachte ich den dampfenden Tee vor mir. Vermutlich hat das heiße Wasser das Metall des Bechers soweit erhitzt, dass ich ihn in eine Weile nicht einmal anfassen kann. In dieser Hinsicht scheinen Menschen nicht gerade intelligent zu sein.
Schließlich überwinde ich meine Angst und spreche Edan direkt an:
"Also, wie lautet dein ominöser Plan?"
Mutig genug, ihn anzusehen, bin ich allerdings nicht, deswegen beobachte ich weiterhin die kleinen Dampfwolken, die von meinem Getränk aufsteigen.
"Du hast sie noch nicht eingeweiht?"
Joachim klingt ehrlich erstaunt.
"Ich hatte noch keine Zeit", murmelt Edan zu seiner Verteidigung.
"Der Plan ist ganz einfach. Morgen werden meine Frau und ich uns auf den Weg nach Namara'e begeben. Hierfür werden wir natürlich unseren Wagen voller Ware mitnehmen, zwischen der ihr euch verstecken könnt. Die Wachen haben mich noch nie überprüft, dazu hab ich ein zu großes Ansehen."
Er schnaubt verächtlich.
"Wenn man das so nennen kann. Seitdem Deargh an der Macht ist, geht es uns hier im inneren Ring ebenso schlecht wie dem armen Volk im Äußeren. Verzeih, Edan, aber es ist so."
"Ich weiß", seufzt der junge Ilyea, "und ich wünschte wirklich, ich könnte es ändern."
"Also besteht dein perfekter Plan nur daraus, uns von Joachim aus der Stadt fahren zu lassen?"
Perplex starre ich Edan an.
"Einfach, aber genial."
Unfreiwillig muss ich ihm zustimmen und nicke deshalb. Selbst wenn Deargh unser Fehlen bemerkt, wird er kaum einen Händler verdächtigen, uns aus der Stadt zu schmuggeln. Es sei denn...
"Woher kennt ihr euch?"
Die beiden sehen mich verblüfft an.
"Auf meinen Ausflügen zum Markt habe ich Joachim öfter besucht. Er handelt mit Bernsteinschmuck, weißt du?"
"Bernstein...? Was möchtest du mit Schmuck?"
Irritiert erinnere ich mich an die Fenster, die ebenfalls aus diesem Stein gefertigt sind. Aus seltsamen Gründen scheint Edan eine Schwäche für das goldgelbe Schmuckstück zu haben.
"Bernstein wird von Berg-Ilyea gefertigt."
Dieser Satz erklärt alles und als ich in die Augen des Halbdämons schaue, entdecke ich dort eine tiefe Sehnsucht und unerklärliche Trauer.
"Ich habe Edan
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