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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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eine kurze Pause. Für mich war sie lang genug, um zu bemerken, daß meine Hand weh tat, weil ich das Telefon so fest umklammert hielt. Ich mußte mich regelrecht anstrengen, meinen Griff zu lockern. »Mike, du solltest mich zu Ende anhören -«
    »Ich muß dich nicht zu Ende anhören. Ich möchte nicht über einen neuen Vertrag sprechen.«
    »Entschuldige, wenn ich anderer Meinung bin, aber einen besseren Zeitpunkt wird es nicht geben. Denk darüber nach, um Himmels willen. Wir reden hier vom großen Geld. Wenn du wartest, bis Helens Versprechen veröffentlicht ist, kann ich nicht für dasselbe Angebot garantieren -«
    »Das weiß ich«, sagte ich. »Ich will keine Garantien, ich will keine Angebote, ich will nicht über Verträge reden .«
    »Du mußt nicht brüllen, Mike, ich höre dich gut.«
    Hatte ich gebrüllt? Ja, vermutlich schon.
    »Bist du unzufrieden mit Putnam? Ich glaube, Debra wäre sehr betrübt, das zu hören. Ich glaube auch, Phyllis Grann würde so gut wie alles tun, um die Bedenken auszuräumen, die du haben könntest.«
    Schläfst du mit Debra, Harold? dachte ich, und plötzlich schien es mir das Logischste auf der Welt zu sein - der pummelige, fünfzigjährige, fast kahle Harold Oblowski trieb es mit meiner blonden, aristokratischen Lektorin, die das Smith-College besucht hatte. Schläfst du mit ihr, sprecht ihr über meine Zukunft, wenn ihr in einem Zimmer im Plaza nebeneinander im Bett liegt? Malt ihr beiden auch aus, wieviel goldene Eier ihr aus dieser müden alten Gans herausholen könnt, bevor ihr ihr endgültig den Hals umdreht und Pastete aus ihr macht? Habt ihr das vor?
    »Harold, ich kann jetzt nicht darüber reden, und ich werde jetzt nicht darüber reden.«

    »Was ist los? Warum bist du so außer dir? Ich dachte, du würdest dich freuen. Verdammt, ich dachte, du würdest überglücklich sein.«
    »Nichts ist los. Es ist nur kein günstiger Zeitpunkt, über langfristige Verträge zu sprechen. Du mußt mich entschuldigen, Harold, ich muß etwas aus dem Backofen holen.«
    »Können wir wenigstens nächste Woche darüber re-«
    » Nein «, sagte ich und legte auf. Ich glaube, das war das erste Mal in meinem Leben, daß ich bei jemandem aufgelegt habe, der kein Telefonvertreter war.
    Natürlich hatte ich nichts im Backofen und war zu erregt, auch nur daran zu denken, etwas reinzustellen. Statt dessen ging ich ins Wohnzimmer, schenkte mir einen Whiskey ein und setzte mich vor den Fernseher. Ich saß fast vier Stunden dort, sah mir alles mögliche an und bekam nichts mit. Draußen nahm der Sturm weiter zu. Morgen würden in ganz Derry umgestürzte Bäume liegen, und die Welt würde aussehen wie eine Eisskulptur.
    Um Viertel nach neun fiel der Strom aus, ging etwa dreißig Sekunden wieder an, fiel erneut aus und blieb aus. Ich nahm das als Hinweis, mir keine Gedanken mehr über Harolds nutzlosen Vertrag zu machen und darüber, wie Jo angesichts von neun Millionen Dollar gekräht hätte. Ich stand auf, zog den Stecker des Fernsehers heraus, damit er nicht um zwei Uhr morgens plärrend wieder ansprang (die Sorge hätte ich mir sparen können; Derry blieb fast zwei Tage ohne Strom), und ging nach oben. Ich warf meine Kleidungsstücke ans Fußende des Betts, kroch hinein, ohne auch nur ans Zähneputzen zu denken, und war in nicht einmal fünf Minuten eingeschlafen. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis der Alptraum anfing.
     
    Es war der letzte Traum in meiner ›Manderley-Serie‹, wie ich sie heute nenne, der Höhepunkt. Ich glaube, die undurchdringliche Schwärze, in der ich erwachte, machte ihn noch schlimmer.
    Er fing an wie die anderen auch. Ich gehe den Weg entlang, lausche den Grillen und Eistauchern und betrachte vorwiegend den Streifen schwarzen Himmels über mir. Ich komme
zur Einfahrt, und da hat sich etwas verändert; jemand hat einen kleinen Aufkleber auf das Schild SARA LACHT geklebt. Ich beuge mich hinunter und sehe, daß es der Aufkleber eines Rundfunksenders ist. WBLM steht darauf. 102,9, PORTLANDS ROCK AND ROLL STATION.
    Von dem Aufkleber schaue ich wieder zum Himmel, und da ist die Venus. Ich wünsche mir etwas, wie immer, und wünsche mir Johanna, während mir der feuchte und überwältigende Geruch des Sees in die Nase steigt.
    Etwas schlurft durch den Wald, raschelt in dem alten Laub und zerbricht einen Zweig. Es hört sich groß an.
    Geh besser da runter , rät mir eine Stimme in meinem Kopf. Etwas hat einen Kontrakt für dich abgeschlossen, Michael. Einen Kontrakt

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