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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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über drei Bücher, und das sind die schlimmsten.
    Ich kann mich nicht bewegen, ich kann mich nie wieder bewegen, ich kann nur hier stehen. Ich habe eine Laufblockade.
    Aber das ist Geschwätz. Ich kann laufen. Ich bin erfreut. Ich habe einen gewaltigen Durchbruch erzielt. Im Traum denke ich: Das ändert alles! Das ändert alles!
    Ich gehe die Einfahrt hinunter, immer tiefer in den reinen, aber sauren Geruch von Kiefern, steige über herabgefallene Äste und trete andere aus dem Weg. Ich hebe die Hand, um mir das feuchte Haar aus der Stirn zu streichen, und sehe den kleinen Kratzer auf dem Handrücken. Ich bleibe stehen und betrachte ihn neugierig.
    Dafür ist keine Zeit , sagt die Traumstimme. Geh da runter. Du hast ein Buch zu schreiben .
    Ich kann nicht schreiben , antworte ich. Der Teil ist vorbei. Ich habe vierzig Jahre Ruhestand vor mir .
    Nein , sagt die Stimme. Sie hat etwas Unbarmherziges, das mir angst macht. Du hattest eine Lauf blockade , keine Schreib blockade, und wie du sehen kannst, ist sie jetzt vorbei. Also beeil dich und geh da runter .
    Ich habe Angst , sage ich zu der Stimme.
    Angst wovor?
    Nun … was ist, wenn Mrs. Danvers da unten ist?
    Die Stimme antwortet nicht. Sie weiß, ich fürchte mich nicht vor Rebecca de Winters Haushälterin, sie ist nur eine Figur in
einem alten Buch, nichts weiter als ein Sack voll Knochen. Also setze ich mich wieder in Bewegung. Es scheint, als hätte ich keine andere Wahl, aber mein Entsetzen nimmt mit jedem Schritt zu, und als ich den halben Weg zu der schattenhaften, wuchernden Blockhütte zurückgelegt habe, ist mir die Angst wie ein Fieber in die Knochen gefahren. Etwas stimmt hier nicht, etwas ist völlig verzerrt.
    Ich laufe weg , denke ich. Ich laufe den Weg zurück, den ich gekommen bin, wie der Pfef ferkuchenmann laufe ich, den ganzen Weg zurück nach Derry, wenn es sein muß, und komme nie mehr hierher zurück .
    Aber ich kann geifernden Atem hinter mir in der zunehmenden Dunkelheit hören, und tapsende Schritte. Das Ding im Wald ist jetzt das Ding auf der Einfahrt. Es ist direkt hinter mir. Wenn ich mich umdrehe, wird sein Anblick mir mit einem einzigen Schwinger den Verstand rauben. Etwas mit roten Augen, etwas Verwachsenes und Hungriges.
    Das Haus bietet die einzige Sicherheit für mich.
    Ich gehe weiter. Die dichten Büsche greifen wie mit Händen nach mir. Im Licht des aufgehenden Mondes (in diesem Traum ist der Mond noch nie aufgegangen, aber ich bin auch noch nie so lange darin gewesen) sehen die raschelnden Blätter wie sardonische Gesichter aus. Ich sehe blinzelnde Augen und lächelnde Münder. Unter mir liegen die kahlen Fenster des Hauses, und ich weiß, wenn ich ins Innere gelange, wird kein Strom dasein, der Sturm hat die Masten gefällt, ich werde den Lichtschalter auf und ab knipsen, bis etwas mich am Handgelenk packt und wie ein Liebhaber tiefer in das Dunkel zieht.
    Inzwischen habe ich drei Viertel der Einfahrt hinter mich gebracht. Ich kann die Stufen aus Eisenbahnschwellen sehen, die zum See führen, und das Floß auf dem See, ein schwarzes Rechteck in einer Spur Mondlicht. Bill Dean hat es hinausgeschleppt. Außerdem kann ich ein rechteckiges Etwas an der Stelle liegen sehen, wo die Einfahrt vor der Veranda aufhört. So ein Gegenstand ist noch nie da gewesen. Was mag es sein?
    Nach zwei oder drei Schritten weiß ich es. Ein Sarg, derjenige, um den Frank Arlen gefeilscht hat … weil, sagte er, der
Bestattungsunternehmer versucht hat, mich über den Tisch zu ziehen. Es ist Jos Sarg, der auf der Seite liegt, und der Deckel ist ein Stück offen, so weit, daß ich sehen kann, der Sarg ist leer.
    Ich glaube, ich will schreien. Ich glaube, ich will mich umdrehen und die Einfahrt hochlaufen - das Risiko mit dem Ding hinter mir gehe ich ein. Aber bevor ich es kann, wird die Hintertür von Sara Lacht geöffnet, und eine gräßliche Gestalt kommt in die zunehmende Dunkelheit gelaufen. Sie ist menschlich, diese Gestalt, und doch wieder nicht. Sie ist ein zerknautschtes weißes Ding mit hocherhobenen schlaffen Armen. Wo das Gesicht sein sollte, ist kein Gesicht, und dennoch schreit es mit einer gutturalen Stimme, die der eines Eistauchers nicht unähnlich ist. Mir wird klar, das muß Johanna sein. Es ist ihr gelungen, aus ihrem Sarg zu entkommen, aber nicht der Umhüllung des Leichentuchs. Sie ist vollkommen darin verstrickt.
    Wie schrecklich schnell diese Kreatur ist! Sie schwebt nicht, wie man es von Gespenstern erwartet, sondern rast über

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