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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Veranda zur Einfahrt. Sie hat da unten gewartet, in all den Träumen, in denen ich erstarrt war, und jetzt, wo es mir endlich gelungen ist, nach unten zu gehen, will es mich haben. Ich werde schreien, wenn es mich in seine seidigen Arme nimmt, und ich werde schreien, wenn ich sein verwesendes, verwurmtes Fleisch rieche und die dunklen Glotzaugen durch das feine Gespinst des Stoffes sehe. Ich werde schreien, wenn meine geistige Gesundheit unwiderruflich den Bach runtergeht. Ich werde schreien … aber niemand ist hier draußen, der mich hören könnte. Nur die Eistaucher werden mich hören. Ich bin wieder nach Manderley gekommen, und diesmal gehe ich nicht mehr weg.
     
    Das kreischende weiße Ding streckte die Arme nach mir aus, und ich erwachte auf dem Boden meines Schlafzimmers, schrie mit einer brüchigen, panisch erschrockenen Stimme und schlug immer wieder mit dem Kopf gegen irgend etwas Hartes. Wie lange mochte es gedauert haben, bis mir endlich klar wurde, daß ich nicht mehr schlief, daß ich nicht in Sara Lacht war? Wie lange, bis mir aufging, daß ich aus dem Bett
gefallen und im Schlaf durch das Zimmer gekrochen war, daß ich auf Händen und Knien in der Ecke kauerte und den Kopf gegen die Stelle rammte, wo zwei Wände zusammenliefen, immer und immer wieder, wie ein Irrer im Asyl?
    Ich wußte es nicht, konnte es nicht wissen, weil der Strom ausgefallen war und die Uhr auf dem Nachttisch nicht funktionierte. Ich weiß, ich konnte die Ecke anfangs nicht verlassen, weil sie sicherer zu sein schien, als es das große Zimmer sein konnte, und ich weiß, der Traum hielt mich noch lange nach dem Aufwachen in seiner Macht (hauptsächlich, dachte ich, weil ich kein Licht machen und seinen Bann brechen konnte). Ich hatte Angst, wenn ich aus der Ecke kroch, würde das weiße Ding aus dem Bad gestürmt kommen, sein totes Kreischen erschallen lassen und darauf brennen, zu Ende zu bringen, was es angefangen hatte. Ich weiß, daß ich am ganzen Körper zitterte und von der Taille abwärts kalt und naß war, weil ich das Wasser nicht hatte halten können.
    Ich blieb nach Luft schnappend und naß in der Ecke, starrte in die Dunkelheit und fragte mich, ob man einen derart übermächtigen Alptraum haben konnte, daß er einen in den Wahnsinn trieb. Ich dachte damals (und bin heute noch davon überzeugt), daß ich es in jener Nacht im März um ein Haar herausgefunden hätte.
    Schließlich fühlte ich mich imstande, die Ecke zu verlassen. Auf halbem Weg zog ich die nasse Schlafanzughose aus und verlor die Orientierung dabei. Es folgten klägliche und unwirkliche fünf Minuten (vielleicht auch nur zwei), in denen ich ziellos in meinem vertrauten Schlafzimmer herumkroch, mit Gegenständen zusammenstieß und jedesmal stöhnte, wenn ich mit der tastenden Hand blind etwas anfaßte. Was ich auch zu fassen bekam, im ersten Moment schien es immer das schreckliche weiße Ding zu sein. Ich berührte rein gar nichts, das mir bekannt vorkam. Da die tröstenden grünen Ziffern der Uhr auf dem Nachttisch erloschen waren und ich vorübergehend den Orientierungssinn verloren hatte, hätte ich in einer Moschee in Addis Abeba herumkriechen können.
    Dann rammte ich mit der Schulter das Bett. Ich stand auf, riß den Bezug vom zusätzlichen Kissen und wischte mir Unterleib
und Oberschenkel damit ab. Dann hievte ich mich ins Bett zurück, zog die Decke hoch, lag schlotternd darunter und lauschte dem konstanten Prasseln des Eisregens gegen die Fenster.
    In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf mehr, und der Traum verblaßte nicht wie Träume sonst nach dem Erwachen. Ich lag auf der Seite, während das Schlottern allmählich nachließ, dachte an den Sarg, der dort in der Einfahrt lag, und überlegte mir, daß alles auf eine verrückte Weise einen Sinn ergab - Jo hatte Sara geliebt, und wenn sie irgendwo spuken würde, dann dort. Aber warum sollte sie mir weh tun wollen? Warum sollte meine Jo mir jemals weh tun wollen? Mir fiel kein Grund ein.
    Irgendwie verging die Zeit, und es kam der Augenblick, als mir klar wurde, daß ein dunkler Grauton die Atmosphäre erfüllte; die Umrisse der Möbel ragten darin auf wie Wachtposten im Nebel. Das war etwas besser. Das kam schon eher hin. Ich würde Feuer in dem alten Küchenherd machen, beschloß ich, und starken Kaffee kochen. Mich an die Arbeit begeben, dies hier hinter mich zu bringen.
    Ich schwang die Beine aus dem Bett und hob die Hand, um mir das schweißnasse Haar aus der Stirn zu streichen. Ich

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