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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Bill muß versucht gewesen sein, das alles wegzuräumen, bevor er die Schnappschüsse machte, aber er hatte es gelassen. Ich hatte ihm klipp und klar gesagt, was ich wollte - ›mit Warzen und allem‹ war der Ausdruck, den ich gebraucht hatte -, und Bill hatte es mir gegeben.
    Die Büsche auf beiden Seiten der Einfahrt waren dichter geworden, seit Jo und ich die letzte erwähnenswerte Zeitspanne am See verbracht hatten; sie waren nicht gerade verwildert, aber es sah tatsächlich aus, als würden einige der längeren Zweige sehnsüchtig wie voneinander getrennte Liebende über den Asphalt hinweg nacheinander greifen.
    Aber mein Blick wanderte immer wieder zu der Veranda am Ende der Einfahrt. Die anderen Übereinstimmungen zwischen den Fotos und meinen Träumen von Sara Lacht mochten Zufall sein (oder ein Produkt der häufig überraschend pragmatischen Fantasie des Schriftstellers), aber ich konnte die Sonnenblumen, die zwischen den Brettern der Veranda hervorwuchsen ebensowenig erklären wie den Schnitt auf meinem Handrücken.
    Ich drehte eines der Fotos um. Auf die Rückseite hatte Bill mit seiner spinnwebartigen Handschrift gekritzelt: Diese Burschen sind reichlich früh dran … und fehl am Platz!
    Ich drehte das Bild wieder um. Drei Sonnenblumen, die zwischen den Brettern der Veranda herauswuchsen. Nicht zwei, nicht vier, sondern drei große Sonnenblumen mit Gesichtern wie Scheinwerfer.
    Genau wie die in meinem Traum.

Kapitel 6
    Am dritten Juli 1998 warf ich zwei Koffer und mein PowerBook in den Kofferraum meines Mittelklasse-Chevrolets, fuhr die Einfahrt hinunter, bremste und kehrte zum Haus zurück. Es wirkte leer und irgendwie einsam, wie eine treue Geliebte, die verlassen wurde und nicht verstehen kann, warum. Die Möbel waren nicht abgedeckt, und der Strom war noch an (mir war klar, daß das Great-Lake-Experiment möglicherweise zum schnellen und völligen Scheitern verurteilt war), aber Benton Street 14 machte dennoch einen verlassenen Eindruck. In Zimmern, die für ein Echo zu sehr mit Möbeln vollgestopft waren, hallte es dennoch, wenn ich sie durchquerte, und überall schien zuviel staubiges Licht zu sein.
    Damit ihm der Staub nichts anhaben konnte, war der Computer in meinem Arbeitszimmer mit einer Kapuze bedeckt wie ein Henker. Ich kniete mich davor und zog eine der Schreibtischschubladen auf. Vier Ries Papier befanden sich darin. Ich nahm eines, klemmte es mir unter den Arm und marschierte los, als mir etwas einfiel und ich kehrtmachte. Ich hatte das aufreizende Foto von Jo im Badeanzug in der breiten mittleren Schublade verstaut. Jetzt holte ich es heraus, riß die Verpackung am Ende des Papierstoßes auf und schob das Foto wie ein Lesezeichen halb hinein. Falls ich eventuell wieder zu schreiben anfing, und falls mir das Schreiben gut von der Hand ging, würde ich Johanna etwa auf Seite zweihundertfünfzig wiedersehen.
    Ich verließ das Haus, schloß die Hintertür ab, stieg ins Auto ein und fuhr weg. Ich bin nie wieder zurückgekommen.
     
    Ich war mehrmals versucht gewesen, zum See zu fahren und nach den Arbeiten zu sehen, die etwas umfangreicher waren, als Bill Dean ursprünglich erwartet hatte. Was mich davon abhielt, war ein Gefühl, das mein Bewußtsein nie richtig artikulierte, das aber dennoch äußerst stark war: daß ich es nämlich
nicht so machen durfte; wenn ich Sara das nächste Mal besuchte, sollte ich auspacken und bleiben.
    Bill gab Kenny Auster den Auftrag, das Dach zu decken, und ließ Timmy Larribee, Kennys Cousin, ›das alte Mädchen abkratzen‹, ein dem Topfschrubben nicht unähnlicher Vorgang, der manchmal bei Blockhäusern angewendet wird. Außerdem ließ Bill einen Klempner nach den Leitungen sehen und holte meine Zustimmung ein, einige der älteren Rohre und die Pumpe des Brunnens zu ersetzen.
    Bill machte am Telefon ein Aufhebens wegen all dieser Kosten; ich ließ ihn. Wenn man es mit Yankees der fünften oder sechsten Generation und dem Geldausgeben zu tun hat, lehnt man sich am besten einfach zurück und läßt sie es sich von der Seele reden. Grüne Scheine hinzublättern kommt einem Yankee irgendwie nicht ganz richtig vor, wie Petting in der Öffentlichkeit. Mich dagegen störten die Ausgaben nicht im geringsten. Ich lebe überwiegend einfach, nicht aus moralischen Gründen, sondern weil meine Fantasie, die in fast jeder anderen Hinsicht blühend ist, beim Thema Geld nicht besonders gut funktioniert. Meine Vorstellung von einer ausgedehnten Vergnügungstour sind drei

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