Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
würde. Ich würde nicht zurückkehren und erwarten, daß Sara ein zweites Lourdes für mich sein würde … aber ich würde mir gestatten zu hoffen, und wenn ich den Abendstern zum erstenmal über dem See aufgehen sah, würde ich mir einen Wunsch gestatten.
    Nur eines paßte nicht in meine saubere Aufdröselung der Träume von Sara, und da ich es nicht erklären konnte, versuchte ich es zu ignorieren. Viel Glück hatte ich allerdings nicht damit; ein Teil von mir war nach wie vor Schriftsteller, schätze ich, und ein Schriftsteller ist jemand, der seinem Verstand beigebracht hat, sich schlecht zu benehmen.
    Es war der Schnitt auf meinem Handrücken. Dieser Schnitt war in allen Träumen vorgekommen, hätte ich schwören können … und dann war er tatsächlich aufgetaucht. So eine
Scheiße fand man nicht in den Werken von Dr. Freud; so etwas blieb strikt der Telefon-Hotline für die Freunde übersinnlicher Phänomene vorbehalten.
    Es war ein Zufall, mehr nicht , dachte ich, als mein Flugzeug zur Landung ansetzte. Ich hatte den Sitz A-2 (das Schöne beim Fliegen ganz vorne ist, daß man bei einer Bruchlandung als erster am Unfallort ist) und betrachtete die Kiefernwälder, als wir uns in der Einflugschneise dem Bangor International Airport näherten. Der Schnee hatte sich für ein weiteres Jahr verzogen; ich hatte ihn zu Tode geurlaubt. Ein Zufall. Wie oft in deinem Leben hast du dir in die Hände geschnitten? Ich meine, sie sind immer an vorderster Front, oder nicht, und fuchteln herum? Fordern es geradezu heraus .
    Das alles hätte sich plausibel anhören sollen, aber irgendwie tat es das nicht ganz. Es hätte sein können, aber … nun ja …
    Es waren die Jungs im Keller. Sie waren diejenigen, die es mir nicht ganz abkauften. Die Jungs im Keller kauften es mir überhaupt nicht ab.
    An dieser Stelle setzte die 727 mit einem Ruck auf, und ich verdrängte alle Gedanken daran.
     
    Eines Nachmittags kurz nach meiner Ankunft zu Hause suchte ich in den Schränken, bis ich die Schuhkartons mit Jos alten Fotos gefunden hatte. Ich sortierte sie und studierte alle vom Dark Score Lake. Das waren erstaunlich viele, aber da Johanna die begeisterte Knipserin war, gab es nicht viele mit ihr drauf. Aber eins fand ich, das ich, wie ich mich erinnerte, 1990 oder 1991 aufgenommen hatte.
    Manchmal kann selbst ein unbegabter Fotograf ein gutes Bild machen - wenn siebenhundert Affen siebenhundert Jahre auf siebenhundert Schreibmaschinen herumhämmern würden, und so weiter -, und das hier war ein gutes. Jo stand auf dem Floß, und die Sonne ging rot-golden hinter ihr unter. Sie kam gerade aus dem Wasser, war tropfnaß und trug einen zweiteiligen Badeanzug, grau mit roten Streifen. Ich hatte sie erwischt, wie sie lachte und sich das nasse Haar aus Stirn und Schläfen strich. Ihre Brustwarzen zeichneten sich deutlich unter dem Stoff des
Oberteils ab. Sie sah aus wie die Hauptdarstellerin eines jener lustvoll-schuldbewußten B-Filme über Monster bei der Strandparty oder Serienkiller auf dem Campus.
    Plötzlich überkam mich eine fast überwältigende Lust auf sie wie ein Tiefschlag. Ich wollte sie oben im ersten Stock haben, wie sie auf diesem Foto aussah, mit nassen Haarsträhnen an den Wangen und dem nassen Badeanzug, der an ihr klebte. Ich wollte durch das Oberteil an ihren Brustwarzen saugen, den Stoff schmecken und ihre Härte spüren. Ich wollte Wasser aus dem Baumwollstoff saugen wie Milch, ihr das Unterteil herunterreißen und sie ficken, bis wir beide explodierten.
    Mit leicht zitternden Händen legte ich das Foto weg, zusammen mit ein paar anderen, die mir gefielen (obwohl es keine anderen gab, die mir auf dieselbe Weise gefielen). Ich hatte einen enormen Ständer, einen von denen, die sich anfühlen wie mit Haut bespannter Stein. Wenn man einen davon hat, ist man zu nichts zu gebrauchen, bis er wieder weggeht.
    Der schnellste Weg, ein derartiges Problem zu lösen, wenn keine Frau anwesend ist, um einem dabei zu helfen, ist masturbieren, aber dieser Gedanke ging mir nicht mal durch den Kopf. Statt dessen lief ich rastlos durch die oberen Zimmer des Hauses, ballte die Fäuste und öffnete sie wieder und sah aus, als hätte ich vorne eine Kühlerhaubenfigur in den Jeans stecken.
    Wut mag ein normales Stadium der Trauer sein - ich habe gelesen, daß es so ist -, aber ich war nach Johannas Tod nie wütend auf sie, bis zu dem Tag, als ich dieses Bild von ihr fand. Dann aber, oh Mann. Da war ich, lief mit einer Latte herum, die

Weitere Kostenlose Bücher