Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
mehr im Wege. Solange müsst ihr euch gedulden. Wir tun, was in unserer Macht steht.“
Er sprach noch etwas in einer anderen, mir befremdlichen Sprache und schmiss dabei den ausgebluteten Kadaver der Fledermaus achtlos in die Ecke. Dann brüllte er: „Bringt mir die verdammte Ratte.“
Zwei weitere Männer näherten sich plötzlich dem Altar und schleppten derweil ein großes rundes Eisenrad durch das düstere Gewölbe. Sie legten es mit einem dumpfen Geräusch auf die steinerne Platte. Der Kerl mit dem Kelch, steckte die Finger in den mit Blut gefülltem Gefäß und strich über das Rad.
Aus der anderen Ecke drang ein Fauchen: „Es funktioniert nicht, wie lange sollen wir noch warten?“
Der stämmige Kerl zischte zurück: „Solange es dauert.“
Lionel zog mich zu sich und deutete den Rückzug an. Leise schlichen wir durch die Katakomben zurück in die Dunkelheit. Ich klammerte mich an seinem Arm und versuchte Schritt zu halten. Ich war in diesem unterirdischen Gewölbe blind und hoffte, nicht über meine eigenen Füße zu fallen. Nach einer Weile mussten wir den Aufstieg erreicht haben, denn Lionel legte seinen Arm um meine Hüften und trug mich blitzschnell wieder hinauf. Das Tempo, mit dem er sich fortbewegte, war enorm. Langsam ließ er mich los und ich war froh, festen Boden unter den Füßen zu haben. Ich atmete durch. Mein Magen drehte sich immer noch und ich war versucht mich nach vorne zu beugen und zu erbrachen. Den Würgereiz mit allem Macht unterdrückend, hauchte ich verkrampft:
„Was war das denn? Wovon sprechen die da unten? Und es gibt noch mehr von deiner Sorte hier in der Stadt?“
Schweigend ging er neben mir. Ich blickte mich um. Der Rosengarten war ein so wunderschöner Ort, wie konnte es möglich sein, dass er derart missbraucht wurde? Und wieso gebot niemand diesen schwarzen Messen Einhalt?
Als wir seinen Wagen erreicht hatten und er den Motor startete, sagte nachdenklich: „Ich bring dich nach Hause.“
„Sag mir lieber, was hier los ist.“
Ich wollte Antworten. Jetzt, sofort und hier.
„Was waren das für Leute? Was tun sie da und wo kommen die Vampire her? Es waren Menschen unter ihnen. Also gibt es bereits Menschen, die von eurer Existenz wissen!“
„Sarah, diese Leute sind Satanisten, sie sind die selbst ernannten Anhänger des Teufels, sie glauben an die Rückkehr des Antichristen. Und sie vermuten, dass er als Vampir zurückkommen wird. Ihm zu Ehren wollen sie die Pforte öffnen. Der Bann der Hexen soll gebrochen werden und die verbannten Altvampire aus der anderen Dimension sollen zurück auf die Erde beschworen werden. Sie glauben, dass der Antichrist sie dafür belohnen wird. Und dass sie durch ihn die Unsterblichkeit erlangen.“
„Aber das ist doch Wahnsinn, so ein Blödsinn. Es gibt keinen Antichristen der zurückkommt. Das sind Filme, Spinnereien. Wie kommt man nur auf so einen Blödsinn?“
„Nenn es einfach Fanatismus.“
Und die Vampire dort unten, was spielen die für eine Rolle?“
„Nun, sie glauben auch, dass der Antichrist noch kommen wird. Es gibt in alten Schriften einige Hinweise darauf, dass die Möglichkeit besteht, den Bann der Hexen zu brechen. Sie suchen nur noch die Puzzleteile zusammen. Es ist alles ein wenig zu kompliziert, um es hier auf die schnelle zu erklären.“
Ich nickte, er hatte es auf den Punkt gebracht. Ich verstand nur Bahnhof.
„Wie kommen sie überhaupt auf die Idee, dass der Teufel ein Vampir war und dass er zurück kommt? Und wieso kommt er durch eine Pforte?“
Lionel winkte ab: „Nein, du wirfst hier einiges durcheinander. Ganz so einfach ist das nicht. Du wirst alles mit der Zeit erfahren. Was den Antichristen angeht, laut der Mythologie gibt es mehrere Versionen und Auslagen über den Antichristen. Et plaga mortis ejus curata est, et admirata est universa terra post bestiam.“
„Und was bedeutet das auf Deutsch?“
„Und seine tödliche Wunde wurde geheilt, und die ganze Erde staunte hinter dem Tier her.“
Ich verstand in etwa, was er damit sagen wollte. Darum glaubten die Satanisten, der Antichrist könnte ein Vampir sein.
Tot und wieder auferstehen. Was für ein Irrsinn.
Woher stammt diese Information eigentlich?“
„Aus eurer Bibel, dreizehntes Kapitel der Apokalypse des Johannes.“
Ich überlegte einen Moment, versuchte die Brocken, die er mir hinwarf zu sortieren und schüttelte den Kopf: „Aber was habe ich damit zu tun? Und was hat mein Vater mit all dem zutun? Und überhaupt, ich
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