Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
blinzelte durch eine enge Spalte, durch die das Licht flutete und traute meinen Augen nicht. Mir stand nur ein kleiner Ausschnitt zur Verfügung, aber ich konnte genug sehen, um zu erkennen, dass mehrere Menschen um eine Art Altar standen und ein merkwürdiges Raunen von sich gaben. Der besagte Altar bestand aus einer großen Steinplatte, auf dessen Oberfläche sich von hier aus nicht lesbare Inschriften befanden. Die Männer, die im Kreis um ihn herum verteilt standen, trugen schwarze Hosen und dazu weiße Hemden, die an den Knöpfen mit Rüschen verziert waren. Die Frauen waren in lange, schwarze gotische und altmodische Kleidern gekleidet. Ihr Dekolleté war mit sich überkreuzenden Lederbändern eng zusammengeschnürt, dass ihre Brüste hervorgehoben wurden. Es war eine schräge seltsame Kulisse, die ich beobachten durfte. Ich versuchte genauer hinzuhören, konnte ihr seltsames Gemurmel jedoch nicht verstehen. Lionel tippte mir auf die Schulter und nickte mir zu. Er griff nach meinem Arm und zog mich einige Schritte weiter zu einer weiteren, heller werdenden Lichterquelle. Ein schwach beleuchteter Gang tat sich vor uns auf.
Was ist das hier? Sind das noch Katakomben aus dem Mittelalter?
Auch hier hingen an den Wänden vereinzelt Kerzen. Die Geräuschkulisse wurde immer lauter und wir mussten uns an einem zweiten Eingang zu diesem seltsamen Kellergewölbe befinden, dass man auch durch die braune Holztür erreichen konnte, wenn man den kleinen Pfad zum Rosengarten hinauf stieg. Als wir einem Knick nach links folgten, blieben Lionel abrupt stehen. Er beugte sich vorsichtig um die Ecke und hielt mich einen Moment zurück. Dann deutete er vor sich und flüsterte kaum hörbar: „Schau es dir gut an.“
Ich blickte ganz langsam, so wie er es mir vorgemacht hatte, um die Ecke. Die Wände waren mit schwarzen Tüchern verhangen. Mehrere Kreuze befanden sich verkehrt herum an dem alten Gemäuer und wie es schien, waren sie mit frischen Blut beschmiert worden, denn es glitzerte noch im Kerzenschein und ein rostiger Geruch kam mir entgegen. Ich schluckte. Es erinnerte mich an eine zurückliegende Mandeloperation. Der Geruch und der Geschmack frischen Blutes lag plötzlich auf meiner Zunge, als wäre es gestern gewesen. Hier roch es unwiderruflich nach Blut. Allerdings hatte es einen merkwürdigen, süßlichen Beigeschmack. Entweder war es ranzig oder es lag an dem dunklen Gemäuer, dass uns umgab. Einer der Frauen trat just in diesem Moment aus dem Kreis heraus, bewegte sich grazil auf eine hölzerne Kiste zu und kam mit einer Fledermaus in ihren Händen zurück. Das Tier piepste und versuchte mit den Flügeln zu schlagen. Sie stellte sich zurück in den Kreis und säuselte irgendetwas, in einer mir unbekannten Sprache. Ein Kerl mit roten, kurz geschnitten Haaren griff nach dem kleinen Tier und schlug es mit aller Kraft auf den Tisch. Er zog ein Messer aus der Gürtelscheide und die silberne Klinge blitze kurz auf, bevor er der armen Fledermaus mit einem kräftigen Schnitt den Kopf abtrennte. Ich schluckte! Er nahm sie in seine Hand, oder das, was noch von ihr übrig war, legte das zweischneidige Messer vor sich auf den Altar und griff nach einem Kelch. Der abgetrennte Kopf blieb auf dem Tisch liegen, den restlichen Torso hielt er über das Trinkgefäß und ließ das wenige Blut hinein tropfen. Ich würgte!
Ich muss mich übergeben…ich kotze gleich…scheiße, ich muss hier raus…
Lionels Hand, die sacht auf meine Schulter ruhte, beruhigte mich keineswegs. Es machte mich nur noch nervöser und ein spürbar brennender Stich fuhr durch meinen Magen. Ich kniff die Augen kurz zusammen, befahl mir selbst, ruhig durchzuatmen und beobachtete dann wieder das merkwürdige Treiben vor mir. Einige der Gestalten begannen zu fauchen und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Goldgelb blitzen ihre Augen auf und ihre Eckzähne schnellten begierig aus ihren Kiefern. Der Geruch des Blutes musste ihren Durst geweckt haben. Eine der Vampirinnen giftete: „So kommen wir nicht weiter. Wir wollen nicht ewig warten.“
Ein großer, schlanker Mann, mit dunklen Haaren, kräftigen Schultern und einem Piercing in der Unterlippe, warf ihr einen warnenden Blick zu. Seine Augen blitzten eiskalt auf. Dann sagte er mit dunkler und baritonartiger Stimme: „ Wir werden einen Weg finden, die Pforte zu öffnen. Habt Geduld meine Freunde. Wenn wir herausgefunden haben, welche Zutat wir benötigen, um den Bann zu brechen, dann steht euch nichts
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