Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
dir ziehen sich Barrieren hoch und deine Kräfte entwickeln sich ziemlich schnell.“
„Schön, dann werde ich ja eines Tages so fit sein wie du.“
Ich fühlte mich bei dem Gedanken gleich besser. Er zuckte mit den Schultern. „Da bin ich mir nicht so sicher, du bist und bleibst schließlich ein Mensch. Wir werden sehen, was in dir schlummert. Und jetzt schaffen wir dich erst mal hier weg.“
Bin ich ein Mensch? Bleibe ich ein Mensch? Ich hoffe es…
Lionel machte Anstalten den Rosengarten zu verlassen und mich zum Auto zu bringen. Er nickte mir zu und bat mich, ihm nicht zu folgen.
„Nö, ich will mit. Schließlich geht es doch um mich. Also will ich wissen, was du tust und was hier eigentlich los ist.“
„Du verschwindest von hier, ich werde dich nicht dieser Gefahr aussetzen,“ knurrte er.
„Schön, musst du ja auch nicht. Du hast mich gewarnt und es ist allein meine Entscheidung. Also geh schon vor, ich schleiche dir eh hinterher.“
„Du treibst mich an den Rand des Wahnsinns.“
„Dito.“
Ein breites Grinsen zog über mein Gesicht.
Er schüttelte den Kopf, schenkte mir einen wütenden Blick und lief weiter. Ich hatte dieses Mal weniger Mühe mit ihm Schritt zuhalten und passte mich leichtfüßig seinem Tempo an. Als wir die Stelle erreicht hatten, wo sich der geheime Eingang zum unterirdischen Versteck befand, bewegte er seine Hand vor meinem Gesicht von links nach rechts, als wolle er imaginäre Spinnweben von meinen Augen entfernen und flüsterte: „Was wir hier machen ist der pure Wahnsinn, du bleibst dich hinter mir, hast du mich verstanden?“
Ich nickte stumm und spürte eine gewisse Aufregung in mir aufkommen. Er schob die Äste ein wenig beiseite und wie durch einen unsichtbaren Schleier hindurch sah ich, wie sich ein großes Loch auftat.
„Das ist echt abgefahren und irre,“ flüsterte ich angespannt.
Er warf mir einen bösen Blick zu und deutete mit dem Finger auf seine Lippen.
Wie machte er das bloß?
Ich hatte wirklich noch viel zu lernen. Ich folgte ihm in die Tiefe und bemerkte, dass sich auch meine visuellen Sinne verändert hatten. Meine Augen passten sich ein wenig der Dunkelheit an.
Wir durchquerten die kleinen engen Gänge. Unweit nahm ich Stimmen wahr. Es roch nach verbranntem Fleisch und wieder lag dieser barbarische Rostgeruch in der Luft. Wenn man sich auf die Zunge biss, schmeckte es auch irgendwie immer nach alter Cola Dose.
Blut schmeckt rostig!
Lionel schritt behände und leise voran. Ich dagegen, trampelte im Vergleich regelrecht hinterher. Ich beobachtete jeden seiner Schritte, vielleicht konnte man das ja lernen? Dieses animalische Schweben, diese Eleganz mit der er einen Fuß vor den anderen setzte. Wir hatten die dunkle, modrige Vorkammer erreicht, von wo aus wir beim letzten Mal einen Blick auf diese merkwürdigen Gestalten geworfen hatten. Das Licht fiel in den dunklen Gang und ich schlich näher heran, um vorsichtig um die Ecke schauen zu können. Ehe ich mich versah, stolperte ich über einen recht großen Stein, der aus dem Boden heraus ragte und wirbelte wie wild mit den Armen. Das Gleichgewicht verlierend, sah ich mich schon mit einem lauten Plumpser auf dem kalten Lehmboden liegen.
„Mist,“ entfuhr es mir, bevor meine Knien den Erdboden erreichten.
Der Altvampir packte mich blitzschnell am der Ellenbogen, fing mich noch im Fall auf und schüttelte wutentbrannt den Kopf. Dann vernahmen wir beide eine laute Stimme: „Stopp, wir sind nicht allein, habt ihr das gehört? Los, sucht den Eindringling und bringt ihn her.“
Ehe wir uns versahen, preschten auch schon zwei Vampire um die Ecke, steuerten auf uns zu und brüllten: „Hier sind sogar zwei.“
Der linke von den beiden, ein drahtiger Typ, mit Hakennase und schiefen Zähnen, machte einen Satz auf mich zu und wollte mich mit einen Schlag in die Magengrube außer Gefecht setzen. Ich wich intuitiv zur Seite, machte eine halbe Drehung und trat ihn mit voller Kraft in die Kniekehle. Er stolperte gegen die Wand und schlug auf dem Boden auf. Lionel katapultiere den kleineren, gesetzten Glatzkopf, dessen Reißzähne fast schon in seinem Arm verschwunden waren, quer durch den Gang. Blitzschnell zückte er einen Dolch unter seiner Jacke hervor und schlug ihm mit einem Hieb den Kopf ab, als würde er durch ein Stück Butter schneiden. Das Blut spritzte durch das dunkle Gewölbe und der Torso schlug mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Ich schrie laut auf. Der Schädel rollte kurz über
Weitere Kostenlose Bücher