Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
es wird nicht mehr lange dauern und dein Inneres wird sich eventuell sogar immer tiefer mit seinem verbinden. Und das macht mir Sorge.“
Mir war nicht klar, ob Lionel sich wirklich ernsthaft Sorgen um mich machte oder ob er Angst um seine dunklen Pläne hatte. Dass er nicht nur die Pforten schützen wollte, war so sicher wie das Amen in der Kirche, doch was wirklich dahinter steckte, war mir immer noch schleierhaft.
„Warum machst du dir Sorgen um mich?“
Ich bohrte nach. Wenn Lionel eines mit Sicherheit nicht hatte, dann Mitgefühl.
Was ist also der wirklich wahre Grund?
Er seufzte.
„Dein Körper ist nicht der eines Vampires, wie viel wird er aushalten können? Dein Herz schlägt, du lebst und alles an dir ist menschlich. Blut fließt durch deine Venen. Ich kann deine Arterien bis hier her rauschen hören. Wie viel kann dein Körper ertragen und wann wird er daran zerbrechen? Diese kleinen, zarten Gefäße, die dein Lebenselixier transportieren, wie viel müssen sie jetzt aushalten? Schau dich an, deine Wundheilung ist perfekt, aber was für Konsequenzen das haben wird, das wissen wir beide nicht. Was dein Vater getan hat war unverantwortlich.“
Ich lachte spöttisch auf. „Ja sicher, mach jetzt hier keinen auf Moralapostel. Gerade du hast es nötig zu predigen.“
Mir war klar, dass es eine billige Ausrede von ihm war, aber ich musste zugeben, er war gut. Verdammt gut. Vermutlich der beste Lügner, dem ich je begegnet war. Selbst sein Gesicht verriet nicht den Hauch einer Lüge. Seine Züge waren starr und beherrscht wie immer.
„Wer ist Richard?“
Lionel hielt den Atem an. Volltreffer. Seine Augen blitzten in der Dunkelheit auf. Endlich eine Regung!
„Woher kennst du seinen Namen?“
„Ich hatte eine unangenehme Begegnung heute morgen mit Mary hier im Rosengarten und man erwähnte diesen Namen und einer der bösen Jungs in Nippes sprach eben auch von einem Richard.“
Lionel seufzte und erklärte: „Mein Gott, er jagt dich also auch. Dann haben wir jetzt ein größeres Problem, als ich annahm. Richard ist ein Altvampir, er will die Pforte öffnen. Richard ist eine Bestie in Menschengestalt. Er klammert noch immer an die alten Werte. Er muss irgendwie Wind davon bekommen haben, dass du existierst. Ich müsste jetzt weiter ausholen, damit du alles verstehst.“
„Ach, was heißt denn hier auch?“
Lionel fühlte sich ertappt und winkte ab.
„Das hast du falsch verstanden. Und was Richard betrifft....es ist kompliziert.“
„Ich hab Zeit!“
„Sieh mal, nach der Vernichtung meiner Spezies und der Flucht, war unsere einzige Chance ungeschoren davon zu kommen, uns unauffällig zu verhalten. Wir wussten, wir mussten uns anpassen. Richard hingegen sprach immer wieder davon, dass wenn die Zeit reif ist, eine Revolution der einzige Weg zur wahren Freiheit wäre. Wenn er Kenntnis von dir hat, dass er mit dir die Pforte wieder öffnen kann, um seine Artgenossen zurückzuholen, dann sind meine Quelle nicht wasserdicht. Die Informationen, die ich habe, stammen aus Uralten Niederschriften, von denen ich glaubte, ich wäre der einzige, der davon weiß, da sie meines guten Glaubens nach in sicherer Obhut waren. Da bedeutet, dass meine Quelle undicht ist und eure Geistlichen miese Verräter sind. Denn das Geheimnis wird von einigen Mönchen aufbewahrt. Nur scheinen sie Gut und Böse nicht mehr unterscheiden zu können. Wobei wir da gleich bei einem anderen Thema wären. Eure heilige Kirche und der Glaube, an Gott und das Gute. Das Resultat sehe ich ja jetzt.“
Ich hatte wenig Lust mich über die Kirche zu äußern, das hätte den Rahmen einer Nacht gesprengt. Also blieb ich sachlich.
„Was sollen wir deiner Meinung nach jetzt tun? Diese Typen hier in dem Kellergewölbe erst einmal vernichten?“
Er lehnte sich mit der Schulter an den Kastanienbaum, ließ da Feuerzeug aufschnippen und zündete sich eine Zigarette an: „Es sind zu viele. Wir können nicht mal eben dort hinein spazieren.“
„Warum bist du dann hier?“
„ Ich behalte sie ganz gern im Auge. Wir haben noch Zeit. Um die Pforte zu öffnen, nutzt ihnen das Rad der Weisheit alleine nichts, sie brauchen dich dazu. Also sollten wir eigentlich schleunigst von hier verschwinden und dich in Sicherheit bringen, bevor es hier zu gefährlich wird. Du solltest nicht hier sein.“
Ich stutze. Wovon sprach er?
„Moment, was für ein Rad der Weisheit?“
Mit einem nachdenklichen Gesicht erwiderte er leise:„Damit haben damals die Hexen
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