Sarah Boils Bluterbe (German Edition)
den Park flog und irgendwo dumpf im Dunkeln auf der Wiese landete. Wie angewurzelt stand ich da und beobachtete, wie er sich blitzschnell erhob und mit ernstem, leicht angesäuertem Gesicht auf mich zu kam.
Schuldbewusst und mit einem boshaften Unterton in der Stimme rief ich: „Das hast du davon. Ohne dich, wäre das alles nie mit mir passiert. Ich hab die Schnauze so voll von dem Ganzen. Mach dass es wieder aufhört.“
Neben der Wut kam eine Unmenge Schmerz zum Vorschein und trieb mir zugleich Tränen in die Augen. Mit geballter Faust stand er vor mir: „Darf ich auch mal?“
Unsere Blicke trafen sich. Dann ließ er langsam den Arm sinken und starrte mich an. Ich wollte den Kopf abwenden, doch ich erwiderte seinen Blick. So blickte ich in seine Augen und spürte, wie er mich wieder mal in seinen Bann zog. Ehe ich mich versah, versank ich in diesem unendlich tiefen blauen Meer.
„Sarah, ich weiß, was du durch machst, was du fühlst, aber es gibt kein Zurück mehr. Es ist deine Bestimmung. Du kannst dich dagegen nicht wehren.“
„Oh nein, “ stammelte ich und versuchte mich zu fangen.
„Was fühlst du schon? Nichts. Du bist tot. Du hast keine Seele mehr. Du fühlst gar nichts. Du bist ein Monster und du weiss nicht im Entferntesten wie es mir geht.“
Er richtete die Schultern auf: „Nein, das stimmt nicht ganz. Es gibt Vieles, was du noch nicht begreifst. Ich habe keine Seele wie ihr das nennt, aber ich habe ein Gehirn, und das leitet immer noch Impulse weiter. Erinnerungen, die einst meine Seele empfand. Ich war einmal ebenso schwach wie du. Gefühle zu empfinden, Schmerz zu spüren. Das ist nun vorbei. Ich bin von all dem befreit. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht mehr erinnern kann.“
Ich konnte ihm nicht ganz folgen. Wischte trotzig die Tränen von meinen Wangen und erwiderte: „Lass uns in dieses verdammte Loch hier irgendwo klettern und diese Biester vernichten. Wo ist denn nun dieser verdammte Eingang von neulich? Ich habe ihn bei Tageslicht mit Mary gesucht und konnte ihn nicht finden.“
Er schüttelte den Kopf: „Du sollst nichts im Alleigang starten und schon gar nicht mit deiner Freundin. Du setzt sie einer Gefahr aus, derer du dir nicht im Klaren bist. Halte dich an mich, dann bist du wenigstens sicher.“
„Natürlich, Lionel,“ erwiderte ich schnippisch.
„Ich bin so was von sicher, wenn ich mit einem Vampir umher streife. Ich finde, jeder sollte sich unter diesen Umständen einen halten. So als Haussklave.“
„Sarah, überspann den Bogen nicht,“ fauchte Lionel.
„Reg dich ab und sag mir endlich wo der Eingang ist.“
„Du kannst noch nicht ins Dunkle sehen. Du musst das Unsichtbare sichtbar machen. Es gibt noch so vieles was du in dir finden und lernen musst. Es braucht seine Zeit. Du wirst noch zu einer Macht gelangen, die du dir im Moment nicht vorstellen kannst. Aber jetzt bist du noch nicht soweit.“
„Sag mir eins, warum warst du bei diesem Pater Aurelius so entsetzt? Etwa weil mein Vater einen Weg gefunden hat, mir einen Teil seiner Kräfte zu vermachen?“
Lionel verzog schmerzerfüllt das Gesicht: „ Mir war nicht klar, dass es möglich war. Christopher und ich waren nicht immer derselben Meinung. Nachdem seine ehemals eiskalte Gefährtin Elisabeth verbannt wurde, erlangte er noch größere Macht. Die Hexen hatten damals scheinbar nicht gewusst, dass sich Kräfte hin und wieder übertragen können, wenn der Erzeuger eines Vampires vernichtet wird. Eine andere Erklärung habe ich dafür nicht. Dein Vater war nach der Schließung der Pforte also einer der letzten Altvampire und besaß Fähigkeiten, von denen andere nur träumen durften. Er hatte Elisabeths Kräfte übertragen bekommen und diese mischten sich mit seinen eigenen. Er wurde so zu einem der mächtigsten Vampire der Welt. Seine Kraft war ein Bündel geballter Energie. Sein Name verbreitete selbst unter Seinesgleichen Angst und Schrecken. Jeder hatte Respekt vor ihm. Dass er einen Teil dieser unglaublichen Kräfte auf dich übertragen konnte und auch getan hat, ist wie ein Wunder. Anderseits, auch er wurde schlussendlich verband und später sogar vernichtet. Er war also nicht unsterblich. Niemand ist das im Übrigen. Aber dass du ein Teil seiner Kräfte bekommen hast, das bringt wiederum ein wahnsinniges Risiko mit sich. Das war nicht eingeplant. Wir wollten nur sicher gehen, dass du ein Nachkomme von ihm bist. Und ich muss schmerzlich zugeben, Christopher hat sein Werk vollbracht,
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