Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
anderen Absätzen angezogen, aber ein Stückchen würde ich wohl damit zurechtkommen. Ich nahm seine Hand und ging mit ihm zusammen hinüber zum Nathan Phillips Square neben der Freiluft-Eisbahn.
Jetzt kommt’s , dachte ich. Er würde mit mir Schluss machen. Endgültig. Es war aus. Ich hatte ihm andauernd erzählt, dass ich nur eine Belastung für ihn war. Und nach allem, was wir in den letzten Monaten durchgestanden hatten, war er offenbar zu dem Schluss gekommen, dass ich recht hatte.
Vielleicht wollte er ja mit einer anderen ausgehen.
Das war es.
Verdammt, wenn es Veronique egal war, ob er sich mit anderen Frauen traf… mit Vampirzicken oder sogar Menschen … wieso sollte er es dann nicht auch wollen?
Offensichtlich wollte er die verlorene Zeit aufholen. Ungefähr sechshundert Jahre.
Das war okay. Wirklich. Ich kam damit zurecht. Ich würde mich nicht selbst erniedrigen und weinen, wenn er Schluss machte. Ich war eine unabhängige Vampirfrau. Ich besaß jetzt ein eigenes Geschäft, egal, ob ich auf sehr ungewöhnliche Weise dazu gekommen war. Ich wollte meine ganze Energie darauf verwenden, das Darkside zu halten, das im Übrigen in The Chase umbenannt werden sollte. Die Vampire der Stadt sollten einen Laden haben, in dem sie sich aufhalten, sich entspannen, sich amüsieren und sogar ein bisschen tanzen konnten. Ich würde auf eigenen Füßen stehen. Frauenpower.
Männer … pah … Wer brauchte schon Männer?
»Wieso kriege ich meinen Ring nicht zurück?«, fragte ich schlicht. Ruhig. Gefasst. Ganz erwachsen.
»Weil ich ihn nicht mehr habe«, erwiderte er ebenso schlicht.
»Oh.« Ich runzelte die Stirn. »Oh.«
»Außerdem war es nur ein kleines Stück Metall mit ein paar winzigen Diamanten – bedeutungslos. Ehrlich.«
»Ohne Bedeutung, ja?« Ich spürte, wie meine Wangen vor Wut heiß wurden. Vielleicht war ich doch nicht ganz so ruhig und gefasst.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Bist du deshalb etwa wütend? Wieso?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht wütend. Es ist alles okay.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas wie ein Ring dir etwas bedeutet. Du warst schließlich sogar einverstanden, mit mir zusammen zu sein, obwohl du wusstest, dass ich schon sehr lange mit Veronique verheiratet bin. Selbst als sie sich geweigert hat, der Annullierung zuzustimmen, konnte dich das nicht von mir fernhalten. Hat sich daran etwas geändert?«
»Natürlich nicht.« Ich blinzelte. »Ich liebe dich. Ein dummes Stück Papier ändert daran nichts.«
»Nein?«
»Nein.«
Er verschränkte die Arme. »Dann ist es dir vermutlich auch egal, dass Veronique, bevor sie abgereist ist, endlich doch die Annullierungspapiere unterzeichnet hat. Dass du mich trotz Maske erkannt hast, was sie nicht geschafft hat, hat ihr deutlich gemacht, wie tief deine Gefühle für mich sind und umgekehrt, wie tief meine für dich.«
Ich starrte ihn an. »Äh … was hast du gerade gesagt?«
»Welchen Teil soll ich wiederholen?«
»Veronique hat die Annullierung unterzeichnet?«
»Ja.«
»Ach du Heiliger.«
»In der Tat.« Offensichtlich amüsierte ihn meine Reaktion. »Ich war genauso überrascht wie du. Aber so egoistisch sie auch auf den ersten Blick wirkt, Veronique ist eine Romantikerin. Sie hat vor langer Zeit selbst ihre große Liebe getroffen, und diese Erinnerung hat sie sich bewahrt. Da ich mit dir zusammen sein will und nicht die Chance
besteht, dass Veronique und ich uns versöhnen, hat sie richtig gehandelt und mich endlich freigegeben.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. Nach allem, was geschehen war, hätte ich nie gedacht, dass Veronique unterschreiben würde. Aber das hatte sie? Sie hatte die Annullierung unterschrieben! Sie und Thierry waren nicht länger verheiratet.
Ich war offiziell nicht mehr die andere Frau!
Ich lächelte ihn an und ergriff seine Hand. »Dann verstehe ich die Sache mit dem Ring voll und ganz.«
»Ach ja?«
»Ja. Nach mehr oder weniger sechshundert Jahren bist du endlich wieder ein Junggeselle. Wieso solltest du dich so schnell wieder binden? Wir können uns verabreden, wenn du willst. Vielleicht sogar ab und an ins Kino gehen. Das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht.«
Er hielt den Kopf schräg. »Du willst dich mit mir verabreden ?«
»Klar. Ich meine, es ist nicht gerade das märchenhafte Ende, das ich mir immer erträumt habe, aber es ist vollkommen okay für mich. Echt, Thierry. Nach allem, was wir durchgemacht haben, reicht es mir, dich einfach in meinem
Weitere Kostenlose Bücher