Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
ließ.
»Los, Sarah«, befahl der Dämon, der in Steven geschlüpft war, wieder, allerdings ohne dass sich Stevens Lippen bewegten. Ich hörte seine Stimme in meinem Kopf. »Lass es fließen. Ich helfe dir dabei.«
Ein Dämon half mir, meine Kraft auf Gideon Chase zu übertragen? Okay.
»Nein«, erklärte der Dämon, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Nicht nur deine Kraft. Auch deinen Fluch. Alles.«
Ich bekam runde Augen. Dann schlug ich zu und konzentrierte
mich mit meiner gesamten Energie darauf, mich zu entspannen und meinen Geist zu öffnen. Gideon bekam also nicht nur Blut, sondern auch alles andere. Meine Kraft und die Energie, die von drei Meistervampiren stammte. Ich spürte, wie meine Kraft mit Hilfe des Dämons von mir in Gideon hinüberfloss.
Eine Minute später hob er den Blick zu mir. Seine Augen waren schwarz vor Kraft. Sie sahen aus wie der Tod.
»Mehr«, sagte er. »Ich brauche mehr.«
Ich zögerte. Der Teil in mir, der Gideon auf eine seltsame Art mochte, versuchte, sich von ihm zu lösen und ihn so vor seiner eigenen Gier zu schützen. Aber er hielt mich fest und trank weiter.
»Gib ihm alles«, instruierte mich der Dämon mit einer Stimme, die so kalt wie die Nacht um uns herum war.
Ich nickte und tat, was er sagte.
Meine Nachtwandlerin hielt sich fest und wehrte sich schreiend mit Händen und Füßen, bis der Dämon sie mit seiner magischen Kraft von meinem Inneren loskratzte. Ich spürte, wie sich das schwarze Gift des Fluches, das sich tief in mir festgesetzt hatte, zu einer Kugel formte. Ihr hatte es dort gefallen. Es war bequem. Aber wie ein alter, widerlich klebriger Bonbon löste sie sich schließlich von mir, und ich spürte, wie sie aus mir heraus und direkt in Gideon hineinfloss.
Er riss die Augen auf, bleckte die Zähne und entblößte seine langen spitzen Reißzähne. Er blickte um sich, als würde er den Ort zum ersten Mal sehen.
»Ich hätte nie gedacht, dass es sich so gut anfühlt«, sagte er. »Du hast es geschafft, Sarah. Du hast mir alles gegeben.«
Ich schluckte heftig. »Gern geschehen.«
Er lächelte, und mich fröstelte. Er war ein Monster. Er sah jetzt sogar wie ein Monster aus. Er hatte schwarze Augen, spitze Zähne und einen seltsam verrückten Blick, als wäre auf zu kleinem Raum zu viel Kraft versammelt.
Ich hatte Angst vor ihm. Und um ihn.
Ich wusste nicht, ob ihm klar war, wie viel er gerade von mir bekommen hatte. Der Dämon in Steven hatte jede Unze meiner überschüssigen Meistervampirkraft auf ihn übertragen. Und sozusagen als Bonus hatte Gideon noch meinen Nachtwandlerfluch erhalten.
Ich würde mir das Jubeln für später aufheben.
Gideon hielt den Kopf schief und starrte auf Thierry hinunter, der jetzt versuchte aufzustehen. »Sollte ich die Sache nicht für dich zu Ende bringen, Sarah? Ich hasse offene Enden.«
Er machte einen Schritt auf Thierry zu, aber ich stellte mich ihm in den Weg.
»Na, was willst du denn noch?«, fragte ich. »Du hast doch, was du wolltest. Du bist jetzt ein Vampir.«
»Ich bin mehr als nur ein Vampir.«
»Stimmt. Aber was hast du als Nächstes vor?«
Er lächelte. »Alles, was ich will. Aber zuerst werde ich einen Meistervampir abmurksen.« Er blinzelte mit den schwarzen Augen. »Alle beide. Ich glaube, ich mache es mit den bloßen Händen, nur so zum Spaß.«
»Was ist mit mir?«
Er musterte mich. »Was willst du von mir hören?«
»Sag mir die Wahrheit.«
Er verzog die Lippen. »Kurze Zeit dachte ich, da wäre
etwas. Aber vermutlich war es nur wegen der Schmerzen. Ich werde dir nicht vergessen, was du für mich getan hast, Sarah. Aber ich warne dich, stell dich mir jetzt nicht in den Weg!«
»Oder?«
»Oder es wird dir leidtun.«
Ich holte bebend Luft. Als er es bemerkte, legte er seine Hand auf meine Brust, fühlte mein Herz schlagen und hob eine Braue. »Sehr interessant.«
»Du bist der stolze Besitzer eines glänzend schwarzen Nachtwandlerfluchs.«
»Ich Glückspilz.«
»Jetzt tut es dir wahrscheinlich leid, dass du das Zauberbuch verbrannt hast, hm?«
»Ich werde mich daran gewöhnen. Wie gesagt, es ist durchaus von Vorteil. Es verleiht mir nur noch mehr Macht.«
Dann zuckte er und wich einen Schritt vor mir zurück. Ich bemerkte, dass etwas Unsichtbares seine Brust getroffen hatte. In seiner Haut war jetzt ein tiefer Schnitt.
»Was zum Teufel war das?«, zischte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
»Das war ich«, erklärte der Dämon.
Ich wich zurück, bis ich
Weitere Kostenlose Bücher