Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
Kern ihrer Aussage.
Ich trat aus dem Schlafzimmer und sah gerade noch, wie
George, Janie und Quinn aus der Haustür traten, um sich auf die vergebliche Suche nach Amy zu machen.
Wie komisch, dass sie Thierry und mich nach dem, was vorhin geschehen war, allein ließen. Vertrauten sie mir schon wieder?
Aber nein, als ich mich umdrehte, entdeckte ich den Grund für den Massenaufbruch. Auf der Couch saß Barry. Er sah mich finster mit besorgtem Gesicht an. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er bereits wusste, was mit Amy geschehen war.
»Ihr wird nichts passieren«, versicherte ich ihm.
»Das ist deine Schuld.« In seiner Stimme hörte ich einen Unterton, der bewirkte, dass ich mich noch elender als sowieso schon fühlte. Er klang eher außer sich als wütend.
Außerdem hatte er recht. Es war meine Schuld.
»Ich weiß. Es tut mir leid.«
Barry runzelte die Stirn. Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass ich es gleich zugeben würde.
»Wenn Amy stirbt …«, hob er an.
»Wenn Amy stirbt, darfst du mich erstechen, denn dann will ich sowieso nicht mehr weiterleben«, beendete ich den Satz für ihn.
Jetzt hatte ich schon drei Leuten die Erlaubnis für die Tat gegeben. Ich sollte eine Exceltabelle anlegen, um nicht die Übersicht zu verlieren.
»Das ist nicht nötig«, sagte Thierry. Er stand mit verschränkten Armen an der Haustür und sah mir nicht in die Augen. Seit unserer kleinen teuflischen Fummelei schien er meinem Blick ganz bewusst auszuweichen. »Ich bin
zuversichtlich, dass Quinn, Janie und George deine Frau finden werden.«
»Aber was, wenn nicht?«, entgegnete Barry. »Wir haben keine Ahnung, wo sie ist. Und wenn dieser Mistkerl ihr ein Haar krümmt …«
»Kannst du nicht fühlen, wo sie ist?«, fragte ich. »Wenn du dich ganz doll konzentrierst? Ich meine, du hast sie doch gezeugt, oder?«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist eine sehr seltene Verbindung, die Amy und ich leider nicht teilen. Ich liebe sie so sehr, aber ich kann sie nicht orten. Ich … ich kann ihr nicht helfen.«
Obwohl wir zwei nicht sonderlich gut miteinander auskamen, brach es mir mein nicht schlagendes Herz, dass er wegen der Frau, die er liebte, so aufgelöst war.
»Alles wird gut«, sagte ich schlicht. »Ich gehe jetzt und suche Gideon. Wenn ich ihn zeuge, lässt er Amy frei. So einfach ist das.«
»Nein, daran ist gar nichts einfach.« Bevor ich einen Schritt in Richtung Tür machen konnte, ergriff Thierry meine Hand. »Das ist zu gefährlich.«
»Wenn ich bleibe, ist es zu gefährlich.« Ich machte mich von ihm los.
»Was willst du denn tun, nachdem du ihm seinen Wunsch erfüllt und ihn damit wahrscheinlich zu einem der mächtigsten Vampire gemacht hast, den es je gegeben hat? Glaubst du, dass es ihn irgendwie interessiert, wer lebt oder stirbt? Gideon Chase ist ein egoistischer, selbstverliebter Jäger, der nur an sein eigenes Überleben denkt.«
»Er hat Schmerzen. Das Höllenfeuer verbrennt ihn bei lebendigem Leib.«
Er starrte mich an. »Wieso zum Teufel nimmst du ihn immer noch in Schutz? Nach allem, was passiert ist?«
Ich spürte Wut in mir aufsteigen. »Du übertreibst.«
»Ach ja?«, erwiderte er trocken.
»Ja, das tust du.«
»Aber Meister«, schaltete sich Barry ein. »Wir können doch nicht einfach hier herumsitzen und tatenlos zusehen.«
Thierry durchquerte den Raum und baute sich vor Barry auf. »Es ist zu gefährlich, Sarah in ihrem gegenwärtigen Zustand allein loszuschicken.«
»Sie ist bereit zu gehen.«
»Sarah ist ganz offensichtlich im Augenblick nicht bei sich und kann sich nicht selbst überlassen werden.« Er musterte mich. Er meinte es nicht böse, er sagte nur die Wahrheit. Nach dem Vorfall im Schlafzimmer konnte ich ihm das kaum verübeln.
Barry musterte mich, und zum ersten Mal, seit ich ihm begegnet war – es kam mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her, dabei waren seither erst drei Monate vergangen -, wirkte er nicht abweisend, sondern nur ängstlich und besorgt. »Was meinst du, Sarah? Du bist Amys beste Freundin. Wird sie das heil überstehen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich … ich weiß es nicht.«
Ich spürte, wie die Nachtwandlerin an meinem Bewusstsein zerrte. Wie ein blutrünstiges Monster versuchte sie, meine Selbstbeherrschung zu erschüttern, aber ich hielt sie aufrecht. Die letzte Dosis Meisterblut hatte mir noch einmal geholfen.
»Du weißt es nicht?« Barrys Gesicht lief rot an. »Das reicht nicht.«
Eine Minute herrschte eisiges Schweigen.
»Ich
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