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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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dann. Bei der
    nächsten Runde war sie so durcheinander, dass er mit Leichtig-
    keit gewann, mit zwanzig zu achtundzwanzig Punkten.
    „Du hättest aufhören sollen, als du bei neunzehn warst",
    meinte er beiläufig.
    „Warum? Ich hätte doch trotzdem nicht gewonnen", brumm-
    te sie.
    „Na so was - meine liebe Calpurnia ...", sie war sich sicher,
    dass er den Namen verwendete, um sie zu provozieren, „... ich
    glaube fast, du bist eine schlechte Verliererin."
    „Keiner verliert gern."
    „Mmmm. Und du hast gerade verloren."
    Sie seufzte. „Na dann raus damit. Was möchtest du?"
    Er beobachtete sie, wartete, bis ihr Blick zu ihm zurückkehr-
    te. „Lass dein Haar herunter."
    Sie runzelte die Stirn. „Warum?"
    „Weil ich gewonnen habe. Und du hast den Bedingungen zu-
    gestimmt."
    Sie überlegte kurz, hob dann die Hände und nahm die Nadeln
    aus ihrer Frisur. Als ihr kurz darauf das Haar in weichen Wellen
    auf die Schultern fiel, sagte sie: „Bestimmt sehe ich ziemlich al-
    bern aus, in Männerkleidern, mit dem ganzen Haar."
    Sein Blick hielt sie fest, seit sie die Locken gelöst hatte. „Sei
    versichert,,albern' ist nicht das Wort, das ich verwenden wür-
    de."
    Seine Stimme hatte wieder jene dunkle Färbung angenom-
    men, nach der sie inzwischen so verrückt war, und ihr Puls be-
    gann zu rasen. Sie räusperte sich. „Wollen wir weiterspielen?"
    Er gab die Karten aus. Sie gewann. Um einen kühlen, ruhigen
    Ton bemüht, fragte sie: „Hast du eine Geliebte?"
    Mitten in der Bewegung erstarrte er, und sofort bereute sie
    die Frage. Eigentlich wollte sie doch gar nicht wissen, ob er eine
    Geliebte hatte. Oder?
    „Nein."
    „Oh." Sie war sich nicht sicher, welche Antwort sie erwartet
    hatte. Diese jedenfalls nicht.
    „Du glaubst mir nicht?"
    „Doch. Ich meine, du wärst doch nicht hier bei mir, wenn du
    woanders sein könntest, mit jemandem wie ..." Sie unterbrach
    sich, erkannte, dass ihre Worte missverständlich waren. „Nicht
    dass ich glaube, du wärst hier ... um mit mir ..."
    Er beobachtete sie; seine Miene war unergründlich. „Ich wäre
    trotzdem hier bei dir."
    „Wirklich?", quietschte sie.
    „Ja. Du bist anders. Erfrischend."
    „Oh. Na ja. Danke."
    „Eine Geliebte kann recht schwierig sein."
    „Ich könnte mir vorstellen, dass dir das nicht gefällt."
    „Nein, allerdings nicht", stimmte er zu. Er legte die Karten
    auf dem Tisch ab. „Warum interessierst du dich so für Geliebte
    und Kurtisanen?"
    Nicht für Geliebte im Allgemeinen. Für deine Geliebten. Sie
    zuckte mit den Schultern. „Für Frauen, die nicht so ... frei sind,
    ist das ein faszinierendes Thema."
    „Frei würde ich sie eigentlich nicht nennen."
    „Oh! Aber das sind sie doch! Sie können sich benehmen, wie
    sie wollen und mit wem sie wollen. Sie sind ganz anders als die
    Damen der Gesellschaft. Von uns erwartet man, dass wir ruhig
    dasitzen und Däumchen drehen, während Männer sich in der
    Welt umsehen und sich die Hörner abstoßen können. Ich finde,
    es wird höchste Zeit, dass wir Frauen das auch dürfen. Und ge-
    nau das tun diese Frauen."
    „Du hast eine übertrieben romantische Vorstellung davon,
    was diese Frauen tun können und was nicht. Sie hängen von
    den Männern ab, mit denen sie verbunden sind. Sie werden von
    ihnen mit allem versorgt. Mit Geld, Essen, Kleidung."
    „Worin unterscheidet sie das von mir? Ich hänge in diesen
    Dingen von Benedick ab."
    Bei dem Vergleich fühlte er sich sichtlich unwohl. „Das ist et-
    was anderes. Er ist dein Bruder."
    Sie schüttelte den Kopf. „Da täuscht du dich. Es ist genau
    dasselbe. Nur dass Frauen wie die im Zimmer nebenan sich die
    Männer aussuchen können, von denen sie abhängen."
    Sein Ton wurde ernst. „Du weißt überhaupt nichts über die
    Frau nebenan, Callie. Sie ist nicht frei, im Gegenteil. Glaub mir.
    Und noch ein Rat: Hör auf, sie zu verklären, sonst bringt dich
    das noch in Schwierigkeiten."
    Ob es nun eine Folge ihres Abenteuers war oder des Geplän-
    kels mit Ralston, Callies Zunge schien sich auf einmal vollkom-
    men von jeder Vernunft und Zurückhaltung zu verabschieden.
    „Warum?", fragte sie. „Ich muss zugeben, dass mich die Vor-
    stellung fasziniert. Wenn mir jemand anböte, seine Geliebte zu
    werden, würde ich das nicht von vornherein ablehnen."
    Bei dieser Bemerkimg verschlug es ihm die Sprache. Callie
    konnte sich ein kleines, triumphierendes Lächeln nicht ver-
    kneifen, als sie sah, wie überrascht er war. Mit gerunzelter

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