Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom
Musik angelassen. Glenn Frey sang The one you love, und Mario signalisierte dem Mädchen, dass sie den Mund halten solle. Reden konnte er auch an der Bar. Aber jetzt wollte er erst einmal einen geblasen bekommen. Er schickte sie wieder ins Hinterzimmer. Auch wenn das Lokal jetzt leer war und er es tun konnte, wo immer er wollte – der Thekenbereich blieb tabu.
» Ich bin gleich da « , rief er ihr nach.
Zum zweiten Mal an diesem Abend ging Mario Kaiser in sein Büro, zog die Schreibtischschublade auf und zog aus einem der Briefumschläge einen kleinen Plastikbeutel mit Kokain hervor. Er kokste nie während der Arbeitszeit, doch in seiner Freizeit genehmigte er sich regelmäßig eine Line. Er wartete mit geschlossenen Augen und spürte, wie das Zeug zu wirken begann. Dann ging er zurück zur Bar und mixte dem Mädchen einen Drink.
Die Kleine hatte Erfahrung, das hatte er sofort bemerkt. Ihre Bewegungen und Handgriffe verrieten, dass sie Profi war. Er war sofort auf sie angesprungen. Dennoch mischte er ihr etwas von dem weißen Pulver in den Alkohol. Nur ganz wenig. Das tat er immer, es machte die Mädchen freizügiger, wilder, zügelloser. Heute war ihm nach zügellosem Sex.
Der Stoff zeigte bald Wirkung. Sie tanzte nackt zur Musik und zeigte mit verführerischen Verrenkungen alles, was sie zu bieten hatte. Ihre Scham war glatt rasiert. Normalerweise bevorzugte er behaarte Mösen. Beim nächsten Mal musste er dieses Detail unbedingt vorher erwähnen. Die Frauen waren nicht billig, insofern wollte er seine Vorlieben befriedigt wissen, auch wenn er sie nicht aus eigener Tasche bezahlte. Ihr Haar gefiel ihm. Es war dicht, dunkel und lang. Auch ihr Gesicht war hübsch. Sie hatte eine gerade Nase, hohe Wangenknochen und einen asiatischen Augenschnitt. Auch war sie wesentlich kleiner als er, was ihn zusätzlich erregte. Er fand kleine Frauen attraktiver als große. Sanft griff er nach ihrem Arm, zog sie an sich, ganz nah, sah ihr in die Augen. Ihre Lippen standen ein bisschen offen. Küssen würde er sie nicht. Er küsste nie eines der Mädels, stattdessen griff er zwischen ihre Beine. Sie war trocken wie Wüstenstaub. Schade. Er mochte es, wenn sie feucht wurden. Das machte ihn richtig scharf. Doch andererseits war es ihm egal. Das hier musste ihr nicht gefallen. Sie musste nur ihren Job erledigen.
Sie schob seine Hand zurück, löste seinen Gürtel, zog mit einer fließenden Bewegung seine Hose nach unten, dirigierte ihn auf die Bank und lächelte, als sie seine Erregung sah. Wieder griff er nach ihr, zog sie zu sich herunter. Als sie vor ihm kniete, drückte er ihren Kopf in eine bestimmte Richtung, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie nahm sein steifes Glied in den Mund und massierte mit einer Hand seine Eier. Von diesem Moment an war ihm ihre rasierte Scham egal. Als sie ihm das Kondom überzog, es mit Gleitmittel einrieb und sich auf ihn schob, verhinderte das Kokain, dass er sofort kam.
Als er mit ihr fertig war, schob er ihr noch etwas Geld über den Tisch. Sie war’s wert. Sie steckte es ein, und er warf sie höflich aber bestimmt aus dem Lokal.
Es war zehn Uhr, als Mario Kaiser das Privat verließ.
Den seltsamen Anruf hatte er längst vergessen.
Montag, 22. Oktober
5
PHILIPP BRAND
A ls Philipp Brand an diesem Montagmorgen sein Büro im Industriegebiet Inzersdorf betrat, konnte er nicht ahnen, dass sich sein Leben bald grundlegend ändern würde.
Philipp Brand war dreißig Jahre alt und seit seiner Studienzeit bei der Brand & Sohn AG beschäftigt. Sein Vater hatte das Unternehmen 1975 gegründet und aufgebaut. Damals war Bruno Kreisky Österreichs Bundeskanzler, die Krisenzeiten waren fast vorbei, und im Genfer Automobilsalon wurde vom Volkswagen-Konzern die erste Generation von VW und Polo vorgestellt. Auto des Jahres wurde der Citroën CX , BMW schickte den 3er- BMW an den Start, und Oskar Brands Interesse, als Zulieferer in der Autoindustrie mitzumischen, stieg enorm. Zwei Jahre später wurde seine Schwester geboren. Ihre Mutter nannte sie Romy, nach Romy Schneider, weil ihr die so gut gefiel, und vier Jahre später kam dann Philipp zur Welt.
Während seinem Vater in erster Linie das Wohl des Unternehmens am Herzen lag, übernahm ihre Mutter die Erziehung. Mit Erfolg wehrte sie sich dagegen, ihre Kinder auf teure Internate ins Ausland zu schicken. Seine Schwester und er durften ein Gymnasium in Wien besuchen. Erst für das Studium der Betriebswirtschaft verließ Philipp kurzfristig
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