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Sarahs Moerder

Sarahs Moerder

Titel: Sarahs Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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sehen.
    Die Augen waren noch offen, erschrocken und pechschwarz. Als würde sie mich anstarren, um mich was zu fragen. Die Haare waren blond, kurz geschnitten. Auf der Stirn hatte sie eine Wunde, ganz schön tief, vielleicht hatte ihr jemand auf den Kopf geschlagen. An der Wunde klebte etwas Blut, das schon getrocknet war.
    Wenn mir in diesem Moment ihr Mörder zwischen die Finger gekommen wäre, ich hätte ihn gepackt und gezwungen, ihr ins Gesicht zu sehen. Eine Minute lang, eine Stunde oder einen ganzen Tag, bis ihm klar wurde, was für ein Monster er war.
    Wie alt sie wohl war? Neunzehn? Zwanzig? Ungefähr so alt wie ich. Wer weiß, vielleicht hatten wir sogar im selben Monat Geburtstag.
    Mit einer Hand versuchte ich, ihr die Augen zuzumachen, aber weil sie immer wieder aufgingen, ließ ich es bleiben und legte ihren Kopf zurück auf den Boden. Ich wollte ihr meine Mütze unter den Kopf schieben, aber dann hätte die Spurensicherung einen Aufstand gemacht, deshalb versuchte ich es so vorsichtig wie möglich ohne.
    Ich schaute sie noch einen Moment lang an.
    Während ich so über sie gebeugt kniete, sah ich ein Eisenrohr, ungefähr fünfzig Zentimeter lang, eins von denen für Baugerüste. Damit hatten sie sie also niedergeschlagen.
    Beim Aufstehen drehte sich alles, und meine Beine waren bleischwer. Ich wartete, bis der Schwindel vorüber war, und lief zur Tür. Als ich am Brunnen vorbeiging, sah ich noch so ein paar Eisenrohre wie das neben der Treppe. Ich war schon fast draußen, schaute mich aber nochmal um, und da sah ich die Katze. Sie hatte ein bläulich schimmerndes Fell und saß auf der untersten Treppenstufe, keine Ahnung, wo die hergekommen war. Sie saß ganz still da, bewegte nur ein wenig den Kopf und schaute mal mich, mal das Mädchen an, irgendwie neugierig, ganz komisch, als wäre sie gar kein Tier sondern ein Mensch oder eine Art Teufel. Es war eine Rassekatze, und so, wie sie sich benahm, gehörte sie vielleicht dem Mädchen. Sie hatte sich wohl irgendwo versteckt. Vielleicht hatte sie alles gesehen.

3.
    Als der zweite Streifenwagen da war, kontrollierte Cipriani den Hausflur, und ich befragte die paar Hausbewohner, die nicht verreist waren und runterkamen, um zu sehen, was los war.
    Nach einer halben Stunde kam auch der Commissario in seinem Cinquecento, der bestimmt zwanzig oder dreißig Jahre auf dem Buckel hatte, aber so aussah, als hätte er ihn gestern erst gekauft. Er war unrasiert und hatte eine schwarze Baumwolljacke an, er trug nur Schwarz. Commissario Santagata kannte ich seit sechs Monaten, und ehrlich gesagt wusste ich nie, was ihm grade durch den Kopf ging.
    Der Commissario betrat den Hausflur, sah sich flüchtig um und wollte wissen, was passiert war.
    Sarah Lo Russo, so hieß das tote Mädchen, war zwanzig. Die, mit denen ich sprach, sagten alle dasselbe: ein nettes Mädchen, ruhig, gut erzogen, immer zu allen freundlich. Sie wohnte mit ihren Eltern im ersten Stock. Als ich hochging, stand die Tür halb offen. In der Wohnung schien alles in Ordnung zu sein. Ich hatte rausgefunden, dass die Eltern von dem Mädchen in Roccaraso waren, und das Kommissariat dort verständigt, sie zu benachrichtigen. Eine Viertelstunde später rief Sarahs Vater an. Am Telefon klang er ruhig und gefasst. Er wollte wissen, wie sie gestorben war, wo wir die Leiche gefunden hatten und was sie anhatte. Ab und zu sagte er, dass das nicht sein könnte, aber leise, wie ein Gebet. Er fragte zwei-, dreimal nach den Einzelheiten und ob wir wüssten, wer sie umgebracht hätte. Ich ließ ihn reden und fragte dann, ob ihm was einfiel, was für die Ermittlung wichtig sein könnte. Das Einzige war, dass Sarah um halb vier in Roccaraso angerufen hatte. Sie war traurig, weil kurz zuvor hatte sie sich mit ihrem Freund gestritten, einem gewissen Sandro Cangiullo. Mit dem wollte sie nach Capri fahren, wo seine Eltern ein Haus gemietet hatten. Ich fragte, ob sie schon lange zusammen waren, er sagte, seit einem Jahr. Und dass dieser Cangiullo sich mit seiner Tochter immer gut verstanden hatte. Ein Junge aus guter Familie, der Vater Chefarzt im Cardarelli-Krankenhaus. Jedenfalls wollten er und seine Frau sich sofort auf den Weg machen, mehr als ein paar Stunden sollte es nicht dauern.
    »Irgendwelche Zeugen?«, fragte der Commissario.
    »Im Moment keine, Commissario. Aber da ist ein Lehrer, der auch im ersten Stock wohnt, gegenüber von den Lo Russo, und der will nur mit dem Ermittlungsleiter sprechen.«
    »Was soll

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