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Sarahs Moerder

Sarahs Moerder

Titel: Sarahs Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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hatte, goss er sich von dem Wein ein und fragte den Commissario, ob er auch einen Schluck wollte. Der Commissario sagte, im Dienst dürfte er nicht trinken. Der Lehrer bestand darauf, das ist ein ganz besonderer Wein, sagte er, den sollte der Commissario unbedingt probieren.
    »Na gut, aber nur einen Schluck, Professore, zum Kosten.«
    Der Lehrer nahm ein zweites Glas und schenkte ein. Mich fragte er nicht mal.
    »Gut.« Der Commissario machte sich nur die Lippen feucht.
    Der Lehrer strich sich über den Bart und erklärte, dass er den Wein bei einem Bauern in Cancello e Arnone kaufte. Jeden Monat fuhr er da hin, lud sein Auto voll und füllte dann selber ab. Er trank einen Schluck, ging ein paar Schritte durchs Zimmer, strich sich wieder über den Bart und fing endlich an zu reden.
    »Ich habe ferngesehen, denn, wissen Sie, ich bin Kino-Fan, und gerade in diesen Tagen zeigen sie alte Schwarz-Weiß-Filme.«
    »Ich schaue mir auch ab und zu Filme an.«
    »Dann kennen Sie den bestimmt. Die Geschichte eines Rentners, der zusammen mit seinem Hund lebt. Der Regisseur ist De Sica.«
    »Vielleicht Umberto D ?«
    »Sie haben ja richtig Ahnung!«, sagte der Lehrer anerkennend.
    »Schön wär’s, Professore, ich habe einfach zu wenig Zeit. Und bräuchte einen Videorekorder.«
    »Wie, den haben Sie nicht?«
    »Jedes Mal, wenn ich in ein Geschäft gehe, kann ich mich nicht entscheiden, all diese Modelle.«
    »Ich begleite Sie in den nächsten Tagen!«
    »Warum nicht. Aber entschuldigen Sie, Professore, ich habe Sie unterbrochen. Sie haben gerade diesen Film gesehen …«
    »Genau. Ich saß auf dem Sofa, da hörte ich von der Straße zwei Pfiffe. Ganz deutlich, weil es heiß war und das Fenster offen stand.«
    »Erinnern Sie sich, wann das war?«
    »Hm, wann mag das gewesen sein?« Er dachte einen Moment lang nach. Und fasste sich wieder an den Bart.
    »Der erste Teil war vorbei, also Viertel nach drei, ja, ich schätze, so ungefähr Viertel nach drei.«
    »Also haben Sie um 15 Uhr 15 diese zwei Pfiffe gehört. Und dann?«
    »Sofort danach habe ich noch zwei gehört. Weil mich das abgelenkt hat, bin ich aufgestanden, um das Fenster zuzumachen.«
    Na super, wenn den schon zwei Pfiffe störten, was machte der dann erst mit dreißig Kindern auf einem Haufen in der Schule?
    Der Lehrer ging zum Fenster, um zu demonstrieren, wie er das Fenster geschlossen hatte. Unterdessen kippte der Commissario heimlich den Wein in die Spüle.
    »Während ich zugemacht habe, habe ich unten auf der Straße den Jungen gesehen, der gepfiffen hat.«
    Der Commissario ging zu ihm und schaute aus dem Fenster.
    »Den Jungen habe ich schon ein paar Mal hier im Haus gesehen, das war wohl Sarahs Freund.«
    »Ja, wir wissen, dass das Opfer einen Freund hatte.«
    »Ich glaube, der heißt Sandro.«
    Der Commissario nickte.
    »Sandro Cangiullo«, sagte ich.
    »Den Nachnamen weiß ich nicht, aber klar ist, dass er gepfiffen hat.«
    Der Lehrer trank einen Schluck Wein. Dann ging wieder die Hand an den Bart – ein richtiger Tick.
    »Und glauben Sie, dass dieser Sandro was mit dem Mord an dem Mädchen zu tun hat?«
    »Wissen Sie, Commissario, ich unterrichte seit mehr als zwanzig Jahren am Gymnasium und verstehe ein bisschen was von der Jugend. Dieser Sandro zum Beispiel, das ist ein gut erzogener, anständiger Junge, der sich ordentlich anzieht. Der kann es nicht gewesen sein.«
    »Verstanden.«
    »Aber dieser andere …«
    »Welcher andere denn?«
    »Gestern Morgen«, sagte der Lehrer etwas leiser, »war ein anderer Typ bei Sarah.«
    »Und wer war das?«
    »Das weiß ich nicht, den habe ich noch nie gesehen. Aber der war ganz merkwürdig.«
    »Wie merkwürdig?«
    »Vor allem ein Angeber. Zu großspurig für sein Alter. Provokantes Auftreten. Der war bestimmt nicht aus dem Viertel hier. Als ich meine Zeitung kaufen wollte, habe ich sie vor dem Haus miteinander reden sehen. Er hat mich angestarrt, ohne zu grüßen. Und als ich ein Stück weg war, hörte ich ihn hinter meinem Rücken lachen. Als ich zurückgekommen bin, standen sie immer noch da und redeten, und da hat er mich wieder angestarrt, ohne zu grüßen. So einer bringt schnell mal jemanden um, das sage ich Ihnen, Commissario.«
    In Torre del Greco würde der nach zwei Minuten das Weite suchen, so ein blöder Schwätzer, der verschwendete bloß unsere Zeit.
    »Um auf heute Nachmittag zurückzukommen, Professore, da haben Sie außer den Pfiffen nichts gehört?«
    »Nein.«
    Er ging zum Tisch und kehrte uns

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