Sarangkôr - Drei Logan-Romane (Phantastisches Abenteuer - Logan 1-3) (German Edition)
Expeditionen hatten ihn schon in die ganze Welt geführt.
Immer wieder jagte er Berichten von unerklärlichen Erscheinungen nach.
So auch diesmal, als er einem abgestürzten Meteoriten in den Dschungel des uralten Khmer-Landes gefolgt war.
"Leider gibt es hier kein Netz von seismischen Meßstationen", meinte Pierre Marquanteur. Ray Logan hatte den ehemaligen Fremdenlegionär vor allem deshalb auf seine Expedition mitgenommen, weil er einerseits mit einer Waffe umzugehen wußte und andererseits sich in Indochina gut auskannte. Er sprach unter anderem fließend Khmer. Damit war er einer der wenigen Europäer, die diese Sprache beherrschten.
Die französischen Kolonialbürokraten machten sich normalerweise nicht die Mühe, Vietnamesisch, Khmer oder einen der laotischen Dialekte zu erlernen. Und diejenigen, die es versucht hatten, waren zumeist daran gescheitert, von ein paar sehr hartnäckigen Missionaren mal abgesehen. Hin und wieder traf man auf einen Europäer, der ein paar Brocken Kantonesisch sprach, was vor allem für Geschäftsleute sehr wichtig sein konnte.
Schließlich wurde der Handel auf dem Mekong zwischen dem Delta südlich von Saigon bis hinauf in den Kern des alten Khmer-Reiches, das vor langer Zeit einmal ganz Südostasien beherrscht hatte, in erster Linie von Chinesen beherrscht.
Pierre Marquanteur war für Logan ein unverzichtbarer Begleiter, auch wenn ihm seine Söldnerseele etwas Unberechenbares gab.
Aber solange Logan den Ex-Legionär bezahlte, würde dieser auch loyal sein.
Die beiden anderen Reiter, die Logan begleiteten, waren Lon und Heng, zwei ortskundige Khmer, die sich im Übrigen auch darum zu kümmern hatten, daß die Lasttiere nicht verloren gingen. Insgesamt drei Packpferde führte die Gruppe mit sich.
Logan hätte gerne eine größere Expedition ausgerüstet. Aber damit hätte er unweigerlich das Mißtrauen der französischen Kolonialbehörden auf sich gelenkt. Es war schon schwer genug gewesen, bis hier her zu gelangen, denn offiziell war das gesamte Gebiet am Oberlauf des Stoeng Sen seit dem mysteriösen Meteoriteneinschlag ein Sperrgebiet.
Allerdings war die französische Militärdichte in den unwegsamen Gebieten des alten Khmer-Reichs bei weitem nicht groß genug, um diese administrative, auf dem grünen Tisch der Bürokraten gesetzte Tatsache auch durchzusetzen.
Der Morgen graute bereits, als sie Kampong Thum erreichten.
Glutrot ging die Sonne jenseits des Stoeng Sen-Flusses auf und schimmerte geisterhaft durch die bodennahen Nebelbänke.
Die Reitergruppe erreichte den Flußhafen, der ein einzigartiges Gewimmel aus Booten verschiedener Größe darstellte.
In Anbetracht des kaum vorhandenen Straßennetzes waren die Wasserläufe des alten Khmer-Landes vor allem in den Dschungel-Regionen nach wie vor die wichtigsten Verkehrswege.
Im Hafen herrschte zu dieser frühen Stunde bereits Hochbetrieb. Die Fischer waren in der Nacht rausgefahren, um ihre Netze auszuwerfen. Jetzt, gegen Morgen, kamen sie zurück, um den Fang zu bergen.
"Fragt sich, wie wir jetzt weiterkommen!" meinte Logan.
"Ich schlage vor, wir verkaufen die Pferde und nehmen ein Boot!"
"Wird wohl das Beste sein."
Pierre Marquanteur wandte unruhig den Kopf.
"Was nicht in Ordnung, Pierre?"
"Irgend etwas stimmt hier nicht."
Auf der anderen Seite des Stoeng Sen lag Trapeang Veng, ein weiterer Flußhafen. Tagsüber verbanden Fähren die beiden Städte. Jetzt schimmerten die Häuser von Trapeang Veng wie die Schatten geisterhafter Skulpturen durch die Nebelwand hindurch, die sich über dem Fluß hielt.
Aufgeregtes Stimmengewirr drang an die Ohren der Ankömmlinge. Und auch Heng und Lon gerieten in Unruhe.
"Was ist los?" fragte Logan.
"Unsere Begleiter reden etwas von bösen Walddämonen... Sie müssen wohl irgend etwas von den Leuten hier aufgeschnappt haben."
Auffällig war in der Tat, daß sich von Dörflern kaum jemand für den Fang der Flußfischer interessierte.
Vor einem der Häuser war ein Menschenauflauf entstanden.
Die Leute redeten durcheinander.
Logan stieg vom Pferd ab, gab Heng die Zügel.
Pierre Marquanteur folgte seinem Beispiel.
Der ehemalige Fremdenlegionär spuckte aus und wischte sich mit dem schweißfeuchten Ärmel über den Mund.
"C'est drôle, n'est-ce pas? Hier interessiert sich offenbar keine Sau für uns!"
Nur wenige Blicke wurden den beiden Fremden gewidmet.
Dann verließ eine junge Frau das Haus. Sie war blond, trug enge Reithosen und ein Khaki-Hemd, das sich eng um ihre
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