Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark

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Angst davor hatte, daß ihn ein Schwindel erfassen könnte und er die Stufen hinabfiel.
    Er lehnte sich gegen die Wand. Dünne Spinnweben zitterten vor seinem Gesicht. Den Mund hatte er weit geöffnet und holte dabei pfeifend Luft.
    Bisher war alles gut gelaufen, und er wünschte sich, daß es so weitergehen würde.
    Harry war heran.
    Er hatte das Fluchen inzwischen aufgegeben. Es kostete wohl zuviel Kraft, und er blieb schließlich wie ein zusammengekauerter Hund vor den Füßen des Reporters hocken.
    »Weiter?« fragte Bill.
    »Ich bin am Ende.«
    »So schnell ist man das nicht.«
    »Verdammt, ich…«
    »Soll ich dich hochziehen?«
    »Ach, leck mich.« Die Wut hatte Harry wieder frische Kräfte verliehen. Auf Bills Stütze hatte er verzichtet, nicht aber auf die der Wand. Daran stemmte er sich auf die Beine. Er blieb zunächst stehen, rang nach Luft, schloß auch die Augen und fluchte wieder über die Schmerzen in seinem Kopf, die einfach nicht verschwinden wollten.
    Bill Conolly hatte die zweite Tür schon längst entdeckt und sein Augenmerk darauf gerichtet. Sie war für ihn noch wichtiger als die erste. Wenn sie unverschlossen war, dann war alles okay.
    Sein Arm und auch die Hand zitterten, als Bill nach der alten und ebenfalls verrosteten Klinke griff. Auch hier ließ sich die Tür öffnen. Nur gefiel Bill die Musik nicht. Sie hörte sich an, als würde der Deckel eines uralten und verstaubten Sargs in die Höhe gezogen.
    Der erste Blick.
    Ein Gang, ein Flur, der leer war. Ziemlich breit. Kein einziges Möbelstück stand ihnen im Weg.
    »Und? Was siehst du?«
    »Alles leer.«
    Harry Doyle lachte krächzend. »Kann ich kaum glauben, aber das dicke Ende kommt noch.«
    »Klar, wenn du es beschwörst.«
    »Das brauche ich nicht. Das weiß ich auch so.« Er fluchte wieder, weil ein erneuter Schmerzstoß durch seinen Kopf zuckte. Dann sprach er flüsternd davon, daß seine Kamera verschwunden war, was Bill wiederum auf die Idee brachte, nach seiner Beretta zu tasten.
    Sie war nicht mehr da. Wie auch? Das war die perfekte Beute für die Typen gewesen, die ihn niedergeschlagen hatten. So stand Bill seinen Gegnern mit bloßen Händen gegenüber.
    Doyle tippte ihn an. »Los, geh schon!« raunte er. »Ich will hier endlich weg!«
    »Frag mich mal!«
    Bill schob sich mit kleinen Schritten vor. Er und Doyle befanden sich jetzt auf ebener Erde, aber auch in einem Teil des Hauses, der zwar Fenster aufwies, die allerdings zu schmal waren, um einen Menschen hindurchklettern zu lassen. Sie glichen mehr Schießscharten, wie man sie von Burgen her kannte.
    Das brachte nichts. Bill hatte sowieso vor, durch ein Fenster in die Freiheit zu fliehen, sofern er eines entdeckte, das groß genug für ihn war.
    Er ging langsam weiter den Gang durch, in dem sich schmale Lichtstreifen mit dunklen Schattenflächen abwechselten. Das Ende war noch weit entfernt, es lag im Düsteren verborgen. Hinter seinem Kücken hörte er die schlurfenden Schritte des Fotografen und auch die Geräusche, die entstanden, wen er sich mit der flachen Hand nach jedem zweiten Schritt an der Wand abstützte.
    Vor ihnen versperrte wieder eine Tür den Weg. Diese hier war breiter und auch nicht so kompakt. Nur zur Hälfte bestand sie aus Holz. Im oberen Teil malten sich kleine Glasfenster ab, die leider den Blick nicht durchließen, weil das Material in den kleinen Glasfenstern mit einem gelblichen Zusatz versehen war.
    Vielleicht brannte dahinter auch Licht, so daß der Schein sich auf dem Glas wiederfand.
    Bill schaute zurück.
    Doyle grinste ihn wie ein frisch gebackener Kastenteufel an. »Keine Sorge, ich lebe noch.«
    »Das hätte ich auch nicht anders von dir erwartet, Doyle. Einer wie du hat zehn Leben.«
    »Das ist zuwenig, Conolly, mach schon auf.«
    Bill wollte sich nicht zweimal bitten lassen. Er öffnete die Tür und wunderte sich darüber, wie schwer sie war. Dahinter lag kein Gang oder Flur. Er konnte in einen großen, schon hallenartigen Raum hineinschauen, bei dem ihn nicht die Einrichtung interessierte, sondern etwas anderes.
    Es war ein besonderer Mittelpunkt.
    Auch Doyle hatte ihn gesehen.
    Bill hörte ihn leicht würgen und dann ächzend flüstern: »Meine Güte, was ist denn das…?«
    ***
    Die Person saß in einem Stuhl mit hoher Rückenlehne, der auf einem verblichenen Teppich in der Mitte des großen Raumes stand. Das hätte weder Bill noch Harry erschreckt, wäre es wirklich ein normaler Mensch gewesen.
    Das war er nicht.
    Dort hockte ein