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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Monstrum!
    Nicht zu vergleichen mit der Gestalt auf dem Friedhof. Dieses Wesen hier war anders. Es war in alte und prächtige Kleider gesteckt worden, doch auch sie konnten den Schrecken nicht überdecken, denn auf dem Stuhl saß eine halb verweste Leiche.
    Das Gesicht und die Hände waren teilweise schon skelettiert. Fleisch hing nur noch als Fetzen von den Knochen, als hätten irgendwelche Ratten beim Fressen pausiert. Ein ekliger Gestank umwehte die Gestalt und erreichte auch die Nasen der beiden Männer.
    Bill und Harry waren nicht mehr weitergegangen. Der Anblick hatte sie zu sehr getroffen. Es war nicht zu erkennen, wie lange dieser Mensch schon tot war, und sie wußten auch nicht, ob es sich bei dem fast fertigen Skelett um eine Frau oder einen Mann handelte. Der Kleidung nach mußte es eine Frau sein, denn um die nicht zu sehenden Beine schwang sich ein Rock, dessen Stoff ebenso brüchig aussah wie der des Oberteils. Das Kleid besaß keinen tiefen Ausschnitt, nur ein Viereck, in dem sich Haut und Knochen abzeichneten.
    Das Gesicht war an den Wangen von der Haut und dem Fleisch befreit worden. Auch die Nase hatte nicht mehr viel davon aufzuweisen. Allerdings klebten die Reste noch auf der Stirn und um die Augen herum. Diese wiederum lagen tief in den Höhlen. Sie waren noch nicht eingetrocknet oder auf andere Art und Weise entfernt worden. Man konnte in die Höhlen hineinschauen, an deren Ende sich eine gallertartige Masse ziemlich deutlich abzeichnete.
    Bill hatte seine eigene Lage vergessen. Auf einmal waren auch die Schmerzen verschwunden. Der Anblick hielt ihn voll in seinem Bann. Er glaubte auch, daß vor ihm eine der wichtigsten Gestalten saß, die zu diesem Haus gehörte.
    Möglicherweise war sie diejenige, um die sich alles drehte. Eine Kilrain, die man nach ihrem Ableben nicht in ein Grab versenkt hatte. Sie war aufbewahrt worden. Wie jemand, der auch nach dem Tod seine Wichtigkeit behielt.
    Bill wurde an den Film >Psycho< erinnert. Da hatte dieser Psychopath Bates seine halbverweste Mutter im Keller versteckt, weil er über ihren Tod nicht hinweg gekommen war und sie auch nicht in das feuchte Grab hatte versenken wollen.
    Verhielt es sich hier ähnlich?
    Daß noch auf dem Kopf die Haare wie dicke Spinnweben wuchsen, machte die Gestalt nicht eben schöner. Da war nichts glatt. Das Haar hatte sich zusammengedreht. Es bildete ein wirres Knäuel und hing nur an den Seiten länger herab, bis zu den Ohren, die auch große Teile der Haut verloren hatten.
    Neben Bill stöhnte der Fotograf auf. »Ich kann das nicht begreifen. Du etwa?«
    »Im Moment noch nicht.«
    Doyle dachte wieder an seinen Job. »Verdammt, wenn ich jetzt die Kamera hätte! Statt dessen muß ich mich mit meinen Kopfschmerzen herumärgern.«
    »Sie muß eine Kilrain sein.«
    »Ist mir scheißegal, Bill.«
    Bill ließ sich von dieser Antwort nicht beirren. »Zudem ist sie etwas Besonderes. Daran glaube ich fest. Sonst hätte man sie nicht hier aufbewahrt.«
    »Vielleicht wollte man, daß wir sie entdecken.«
    »Bestimmt.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »He, bist du irre? Du willst dich doch nicht etwa hier noch länger aufhalten?«
    »Mal sehen.«
    »Wieso das denn?«
    »Diese halbverweste Frau kann die Lösung sein.«
    »Das juckt mich nicht, Bill. Ich will weg. Ich habe genug gesehen und erst mal die Nase voll. Wenn du noch hierbleiben willst, ist das okay, aber ich haue ab.«
    Bill schaute ihn an. »Bisher ist nichts passiert. Man hat uns sogar aus dem Verlies entkommen lassen.«
    »Klar. Und ich glaube nicht, daß diese Skelettante uns dort eingesperrt hat.«
    Bill ging nicht darauf ein. »Ich habe das Gefühl, daß sie noch nicht richtig tot ist. Wahrscheinlich lebt sie.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Es liegt an den Augen, Harry. Die sind noch nicht völlig zerstört worden. Da ist noch was. Sehr tief in ihrem Innern. Ganz hinten. Da bin ich mir sicher.«
    »Was siehst du denn da?«
    »Leben, glaube ich.«
    »Quatsch.«
    Bill wünschte sich, seinen Freund John Sinclair an der Seite zu haben und nicht diesen Fotografen. Gemeinsam hätten sie die Dinge schon in Bewegung bringen können, so aber tat sich nichts. Bill glaubte trotzdem daran, daß er von dieser Gestalt beobachtet wurde. Er merkte, daß Doyle ihn am Ärmel zupfte.
    »Jetzt komm endlich weiter.«
    Bevor beide etwas unternehmen konnten, wurden sie von der schrillen und hohen Stimme überrascht. Es gab keinen normalen Menschen in der Nähe, abgesehen

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