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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zweifel…
    ***
    Der Frühling war da. Ich merkte es besonders, als ich den Rover durch das offene Tor auf das Grundstück der Conollys lenkte, denn der große Garten zeigte dieses frühlingshafte Gewand. Da blühten die Osterglocken, die Magnolien zeigten sich von ihrer besten Seite, da hatten schon die wenigen Birken ein sanftes Grün bekommen, und auch frisches Gras sprießte.
    Zudem spielte das Wetter mit. Von warmen Temperaturen konnte man zwar noch nicht sprechen, aber die Sonne hatte schon so weit geschienen, daß sich ein Teil der Natur hatte öffnen können. Und das genossen auch die Menschen.
    Es war auch noch hell um diese Zeit, so hatte ich einen prächtigen Blick auf den Bungalow, vor dessen Tür Sheila stand und mich erwartete. Sie trug blaue Jeans, ein ebenfalls blaues Jeanshemd und eine rehfarbene Weste.
    Ich hupte kurz, als ich an ihr vorbeifuhr und den Wagen vor der großen Garage abstellte.
    Sheila hatte mich angerufen und um meinen Besuch gebeten, denn das wiederum war der Wunsch ihres Mannes Bill gewesen, der sich in Wales herumtrieb. Was er dort genau tat, wußte ich nicht. Sheila wollte es mir erzählen. Ich wußte nur, daß sie möglicherweise Besuch erhielt, und zwar einen, den sie nicht gerade als angenehm einstufen konnte.
    Ich ging auf Sheila zu, die mir entgegenkam. Sie lächelte, aber die Augen blieben dabei ernst. Ein Anzeichen darauf, daß sie sich Sorgen machte.
    »Toll, daß du gekommen bist, John.«
    »War doch klar.«
    »Komm ins Haus«, bat sie und warf noch einen letzten besorgten Blick in den Garten hinein, in dem alles normal wirkte.
    Wir gingen in das große Wohnzimmer, und ich ließ mich in meinen >Stammsessel< fallen.
    »Was kann ich dir anbieten?«
    »Was muß denn weg?«
    Sie lachte. »Eigentlich alles.«
    »Dann nehme ich einen Saft.«
    Sie hob die rechte Hand. »Ich habe auch einen guten Weißwein offen. Einen fruchtigen Italiener.«
    »Ein Glas kann ich trinken.«
    »Okay, ich hole ihn.«
    Sie kam mit einer Flasche und zwei Gläsern zurück. Erst als wir getrunken hatten und ich anerkennend genickt hatte, kam Sheila wieder zum Thema. »Einen weiteren Anruf habe ich nicht erhalten«, erklärte sie. »Das sehe ich schon mal als positiv an.«
    »Ich auch.« Sheila hatte mich schon am Telefon über die Anrufe informiert, so konnte ich mir ein Nachfragen sparen. Weniger wußte ich über die Gründe, und die lagen wohl eher bei Bill als bei seiner Frau. Deshalb sagte ich: »Dann laß doch mal hören, was Bill nach Wales getrieben hat. Ich weiß nur, daß er mit einem Fotografen losgefahren ist und sich für einen alten Friedhof interessiert.«
    »Stimmt genau.« Sheila umklammerte ihr Weinglas. »Dieser Fotograf hat Bill regelrecht verrückt gemacht. Er heißt Harry Doyle. Man nennt ihn nur den Irren.«
    »Warum das?«
    »Weil er verrückt ist und immer nur das Besondere sucht. Den absoluten Kick. Der treibt sich überall dort herum, wo normale Menschen einen Rückzieher machen. Er schießt seine Bilder in Krisengebieten, er jagt nur Sensationen nach, deshalb auch der Spitzname.«
    »Kennt Bill ihn gut?«
    »Nein. Oder genau weiß ich das auch nicht. Sie hatten hin und wieder miteinander zu tun. Sie sind mal losgezogen, doch das kann ich an einer Hand abzählen. In der letzten Zeit hatten sie sich überhaupt nicht getroffen, bis eben vor ein paar Tagen, als Doyle erst anrief und dann hier erschien.«
    »Worum ging es?«
    »Er war fest davon überzeugt, Geister fotografieren zu können.« Sheila schüttelte den Kopf. »Eigentlich verrückt, aber Doyle schaffte es tatsächlich, Bill davon zu überzeugen. Und er brachte es auch fertig, ihn zu überreden, ihn zu begleiten. Nach Wales, in den kleinen Ort Trimball. Dort gibt es einen Friedhof, auf dem die Toten nicht so tot sind, wie sie es eigentlich sein sollten. Was immer das auch zu bedeuten hat.«
    »Kannst du das genauer erklären?« erkundigte ich mich.
    »Nein. Bill war nicht davon überzeugt, nicht hundertprozentig. Er zweifelte. Auf der anderen Seite muß ich dir nicht erst noch sagen, was alles möglich sein kann.«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Eben, John, so hat Bill auch gedacht. Und deshalb hat er sich Doyle auch angeschlossen.«
    »Und die beiden haben wohl voll den Punkt erwischt.«
    »Das kann man sagen. Er muß etwas aufgerührt haben, und jetzt befürchtet er, daß er auch mich in Gefahr gebracht hat. Jemand aus Trimball hat den Ort verlassen und ist möglicherweise schon in London. Ich denke da an die Anrufe.

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