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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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dunkeln lag. Sie brachte eine beachtliche Mitgift mit in die Ehe. Die Güter waren größtenteils belehnt, daher ließ Forest die letzten Reste des alten Dorfes abreißen und baute eine Meile entfernt neue Cottages. Dies ermöglichte ihm eine neue, dreihundert Morgen umfassende Einzäunung, in der er Wild hielt. Cottages, Felder und Hecken verschwanden und wurden durch offenes Gelände mit einzelnen Baumgruppen ersetzt.
    Der Wildpark, der sich zum Fluß hin erstreckte, bot einen weit angenehmeren Anblick als die verstreuten Häuser der Bauern. Forest stockte auch seine Einkünfte auf, indem er zum Verwalter kleinerer Güter wurde, um die sich Krone oder Kirche nicht selbst kümmern wollten. Er zahlte dafür geringe Abgaben und ließ sie von seinem eigenen Verwalter unter rücksichtsloser Ausbeutung führen, was sein Jahreseinkommen deutlich steigerte. Er hoffte, bald den Friedensrichtern anzugehören.
    So gerissen er auch war, hatte Thomas Forest als aufsteigender Gentleman dennoch nicht den Wunsch, seine Hände durch eigene Handelsaktivitäten zu beschmutzen – zumindest nicht sichtbar. Also war der junge Edward Shockley mit seiner Walkmühle genau das, was er brauchte. »Ich habe so viel Geld zur Verfügung, daß wir jede Anzahl von Webrahmen aufstellen können: Wir installieren sie auf einem meiner Höfe, und wir können genug Tuch produzieren, um deine Walkmühle auszulasten; wenn nötig, bauen wir eine weitere. Ich möchte, daß du alles leitest, Edward, weil ich dir vertraue.«
    Thomas Forest hatte ein eindrucksvolles Gesicht – fahl und schmal –, pechschwarzes Haar, und ebensolche Augen und einen langen dünnen Schnurrbart, der fast bis zum Kinn reichte. Er konnte grimmig wie ein Henker aussehen, wenn er verärgert war; war er jedoch versöhnlich gestimmt, lächelte er warm und verbeugte sich wiederholt mit entwaffnender Höflichkeit. Zu Edward Shockley war er immer besonders höflich. Er bot dem jungen Kaufmann großzügige Bedingungen, und bei einem ihrer weiteren Treffen schlug Shockley vor: »Wir sollten versuchen, unser Tuch selbst zu exportieren – die Zwischenhändler auszuschalten, so wie die Webbes.«
    Zu seiner Freude nickte Forest. »Abgemacht. Ich schlage vor, daß du nach Antwerpen fährst und einen Agenten für uns findest.« Shockley reiste im Februar mit großen Erwartungen dorthin. Aber vor der Abreise informierte Forest ihn genau: »Wir brauchen jemanden, der weiß, woher der Wind weht, einen Privatmann.«
    Edward wußte, was er meinte. Die Lage auf dem Kontinent, nach den jüngsten Kriegen in Italien und mit den ständigen Unruhen zwischen Protestanten und ihren katholischen Herrschern in Deutschland und den Niederlanden, war immer unsicher. Erst im Jahr zuvor hatten die Engländer endlich die mächtigen deutschen Hanse-Kaufleute aus London vertrieben, und die englischen Exporteure mußten sich auf Vergeltungsmaßnahmen gefaßt machen. Die Kaufleute, die in diesen stürmischen Zeiten am besten fuhren, waren kühne Abenteurer und Opportunisten. »Wir müssen jemanden finden, den wir aus der Ferne kontrollieren können – jemanden, der uns mehr braucht als wir ihn.« Er sah den jungen Kaufmann nachdenklich an. »Finde einen Mann, der eine Schwäche hat.«
    Shockley erwog diesen Ratschlag auf seiner Reise nach Antwerpen sorgfältig. Er blieb zehn Tage in dem geschäftigen Hafen an der Scheide. Er besuchte die großen Gildehallen, Märkte und Druckereien, und staunte über die großen Gebäude, die er sah. Da waren tausend ausländische Handelshäuser: englische und französische, spanische, italienische und portugiesische, deutsche und dänische. Und am sechsten Tag fand er in einer Straße mit hochgiebeligen Häusern einen Mann. Er war ein hünenhafter blonder Flame von etwa fünfunddreißig Jahren – geschickt und ein Kenner der Märkte. Er hatte eine große Familie, war auf der Suche nach Geschäften und hatte Schulden. »Wenn er nicht bald zahlen kann, verliert er sein Haus«, berichtete Shockley Forest.
    »Es scheint, als wäre er der Richtige«, stimmte der Landbesitzer zu. An diesem Tag nun brachte er den Flamen zu Forest nach Avonsford. Wenn Forest einverstanden war, würde der Handel zwischen ihnen dreien abgeschlossen, und das Geschäft konnte beginnen. Das Treffen verlief zufriedenstellend, und nach weniger als einer Stunde schloß Forest den Handel ab. Die Bedingungen waren einfach. Der Flame sollte als einziger Agent in der neuen Unternehmung fungieren; Forest würde auch

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