Sarum
um mit mir zu diskutieren?«
In den langen Jahren seines Exils hatte Adam Shockley viel gelesen, und er wußte die Antwort auf Berkeleys Theorien. »Natürlich«, sagte er und stieß gegen den Tisch, so daß einer der Herren aus seinem Schlaf gerissen wurde. »Ich habe gegen den Tisch gestoßen, und er hat mir geantwortet, daß er existiert. Vielleicht mögt Ihr das gleiche versuchen?«
»Eins zu null für Hauptmann Shockley«, verkündete Forest. Als sie sich an der Tür verabschiedeten, bat Sir Joshua ihn, am nächsten Morgen um zehn Uhr zu ihm zu kommen.
Als er später über das Kathedralgelände ging, wußte Adam, daß er sich bewährt hatte. Er war mit sich zufrieden. Wie angenehm es war, wieder im zivilisierten England zu sein! Er ging in der sinkenden Sonne nach Hause, ohne zu schwanken. Die Lampenanzünder machten gerade ihre Runde über das Kathedralgelände.
Und doch stimmte etwas nicht. War es der Wein oder die Gesellschaft, irgend etwas in den Gesprächen? Er schüttelte langsam den Kopf. Es mußte etwas anderes sein.
Als er am nächsten Morgen Forest besuchte, verstärkte sich dieser Eindruck.
Diesmal wurde er gleich in eine kleine Bibliothek im oberen Stockwerk gebeten. Es war ein Kleinod von einem Zimmer im neugotischen Stil, den einige Architekten bevorzugten, mit üppigen Stuckverzierungen an der Decke und Spitzbögen aus Gips als Umrahmung für die Regale der ledergebundenen Bücher. Auf dem Tisch lagen die letzten Ausgaben des Gentleman’s Magazine.
Sir Joshua erhob sich und wies ihm einen Ledersessel an. »Hauptmann Shockley, wäre Euch daran gelegen, als mein Verwalter zu arbeiten? Natürlich hättet Ihr die Oberaufsicht über alle meine Güter.« Für Adam war dieses Angebot keine Überraschung. Er hatte seinen Vater zur Rede gestellt, und dieser hatte ihm gestanden, daß er selbst an Sir Joshua geschrieben und Adam für die Stellung vorgeschlagen hatte, nachdem sich sein Nachfolger als Versager erwiesen hatte. Es war eine einmalige Gelegenheit: ein hervorragendes Gehalt und die Möglichkeit, Güter in drei verschiedenen Grafschaften zu verwalten. Adam bat um eine kurze Bedenkzeit, und obwohl ihn das überraschte, stimmte Forest bereitwillig zu.
»Ich muß ein paar Tage geschäftlich nach London, Hauptmann Shockley. Laßt mich bei meiner Rückkehr Eure Entscheidung wissen.« Adam versprach es. Aber er wollte es sich selbst nicht eingestehen, geschweige denn seinem Vater, daß ihn das Angebot im Grunde nicht reizte.
Es gab niemanden, mit dem er das Problem hätte besprechen können. Forest hatte ihm die Chance geboten, die er brauchte. Mit dieser neuen Stellung und dem Geld aus seinem Offizierspatent könnte er es sich sogar leisten zu heiraten. Wenn er dieses Angebot ausschlug, würde ihn jeder in Sarum für einen Narren halten.
So war es vielleicht natürlich, daß der einzige Mensch, mit dem er darüber sprach, Mary Mason war, die er tags darauf auf dem Weg zur Harnham-Mühle zufällig traf.
»Das Vertrackte daran ist«, gestand er ihr, als sie schweigend an seiner Seite ging, »daß ich mich in Sarum nicht mehr zu Hause fühle.«
»Sagt mir, warum, Hauptmann Shockley«, bat sie. Wie konnte er das erklären? Wie konnte er ihr die langen, elenden Jahre in den Tropen beschreiben, wo er sich so sehr nach der Heimat gesehnt hatte, die Jahre in Irland, als er dachte, ein Haus auf dem Kathedralgelände sei das höchste Glück auf Erden, das Jahr seiner Gefangenschaft in Amerika, seine langen Gespräche mit den Männern, die ihn gefangengenommen hatten. Wie sollte er von dem jungen Hillier und dem Eindruck erzählen, den jener auf ihn gemacht hatte? Von seinem freudigen Staunen bei seiner Rückkehr nach England, bis ihm auf seltsame Weise plötzlich bewußt geworden war, daß die zivilisierte Welt während seiner Abwesenheit gealtert war? Das Dinner bei Forest hatte den Höhepunkt eines Prozesses gebildet, der zwei Monate lang in ihm gegärt hatte. »Ich habe mich geändert«, sagte er schließlich, nachdem er versucht hatte, einige dieser Gedanken in Worte zu fassen. »Ich glaube, ich habe in einem neuen Land freiere Menschen gesehen, und beim Zurückkommen finde ich unsere alte Gesellschaft vor, die, so zivilisiert sie auch sein mag, zu viele Beschränkungen aufweist, der die Ordnung zuviel bedeutet. Es ist, als könnte ich nicht atmen.« Er hielt inne, überrascht von seinen eigenen Gedankengängen. »Ich möchte England nicht reformieren, Miss Mason. Ich bin kein Politiker. Aber ich
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